Nachbarschaftsstreit „Trautes Heim, Glück allein

So lautet ein beliebtes Motto der Deutschen. Doch mit der Zufriedenheit in den vier Wänden ist es schnell vorbei, wenn du mit deinem Nachbarn aneinandergerätst, egal ob Lärm, Gerüche oder Streit über den Gartenzaun. Am entspanntesten regelst du die Situation mit einer Rechtsschutzversicherung im Rücken.

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Im Schnelldurchlauf

Ein paar Fakten zum Nachbarschaftsstreit auf die Hand

Für Mieter ist es die laute Musik nach 22 Uhr, für Hausbesitzer die Grundstücksgrenze – wenn dein Nachbar keine Rücksicht auf dich nimmt, hört der Spaß schnell auf. Manchmal reicht ein klärendes Gespräch, um den Nachbarschaftsstreit zu beenden – manchmal sehen sich die Parteien als Kläger und Angeklagter vor einem Amts- oder Landgericht wieder.

3 Fakten zum Nachbarschaftsstreit

  1. Unterschiedliche Gesetze regeln, was zwischen Nachbarn erlaubt ist. In 13 Bundesländern gibt es spezielle Nachbarrechtsgesetze.
  2. Zu den Streitdauerbrennern gehören Lärm durch Musik, Kinder oder Haustiere, störende Gerüche, falsch geparkte Autos, Unordnung, überhängende Äste und Bauarbeiten.
  3. Spätestens wenn ein klärendes Gespräch zu keiner Lösung führt, solltest du dir juristische Hilfe suchen, um deine nächsten Schritte klug zu planen.

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Welches Recht gilt?

Unter was fällt der Nachbarschaftsstreit?

Mit deinem Nachbar kann es aus ganz unterschiedlichen Gründen zu Problemen kommen. Entsprechend gibt es mehrere Rechtsbereiche, die regeln, was erlaubt ist oder unterlassen werden muss. Einige Gesetze zum sogenannten Nachbarrecht finden sich im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) ab Paragraf 903, andere im jeweiligen Landesnachbarrechtsgesetz. Auch Gemeindeverordnungen können Vorschriften vorgeben.

Tipp: Eskaliert der Nachbarschaftsstreit und du weißt dir nur mit anwaltlicher Unterstützung zu helfen, schützt dich eine Rechtsschutzversicherung mit dem Baustein Wohnen (Mietrechtsschutz) vor den Kosten für den Juristen. Abgedeckt sind auch Prozesskosten.

Rücksicht? Fehlanzeige!

Die häufigsten Streitpunkte zwischen Nachbarn

Die Einstellung „leben und leben lassen“ erweist sich in vielen Situationen als guter Rat. Doch irgendwann ist jedes Fass voll. Vor allem Lärmbelästigungen, nicht eingehaltene Nachbarschaftspflichten – wie den Rasen zu mähen oder das Treppenhaus zu reinigen – und Haustiere sorgen für miese Stimmung. Unter Hausbesitzern gibt’s zudem häufig Ärger bei der sogenannten Einfriedung, also wenn Eigentümer ihre Grundstücksgrenze zu Wegen und anderen Grundstücken abgrenzen.

Dabei müssen sich die Gerichte teils mit skurrilen Problemen beschäftigen, wie eine Übersicht des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft zeigt. Die Parteien stritten beispielsweise über:

  • Überfütterung von Katzen – ein Nachbar lockte regelmäßig die Katzen des Nachbarn in seine Wohnung und fütterte sie
  • Beleidigende Gartenzwerge – ein Nachbar stellte Gartenzwerge auf, von denen einer den Mittelfinger zeigte

Während diese Gründe für Stress zwischen Nachbarn recht einmalig sind, bist du wahrscheinlich mit der ein oder anderen Ursache für nachbarschaftliche Querelen vertraut. Zu den häufigsten zählen die folgenden.

Lärm

Du kennst es: Heimwerkergeräusche aus der Nachbarwohnung oder dröhnend laute Musik. Niemand kann sich bei dieser Geräuschkulisse wirklich entspannen, schon gar nicht in der Nacht oder am Sonntagmorgen. Mindestens für die Nachtruhe in der Zeit von 22 Uhr bis 6 Uhr heißt es, besondere Rücksicht auf seine Mitmenschen zu nehmen.

 

Eine Ausnahme bilden Kinder beziehungsweise Kinderlärm. Es ist hinzunehmen, wenn sie nachts schreien oder weinen.

Einige Hausordnungen schreiben zudem eine Mittagsruhe von 13 Uhr bis 15 Uhr vor. In diesen Zeiten sollte der Geräuschpegel nicht lauter werden als ein normales Gespräch.

Im Weg stehende Autos und Mülltonnen

Hausbesitzer können ein Lied davon singen: Regelmäßig stehen Autos oder Mülltonnen ungünstig vor der Einfahrt oder dem Eingang zum Grundstück, obwohl sie ein Hinweisschild angebracht haben. Die Mülltonne lässt sich noch einfach beiseiteschieben, aber beim Auto wird es problematisch.

Hundegebell

Bei Haustieren scheiden sich die Geister: Der beste Freund des Menschen wird bei lautem Gebell schnell zum unerträglichen Kläffer. Die Verhältnismäßigkeit ist entscheidend dafür, ob eine Einschränkung deiner Persönlichkeitsrechte vorliegt. Wenn der Hund ohne Unterlass bellt und du nachts nicht schlafen kannst, wird eine unzumutbare Grenze überschritten.

 

Dies gilt auch, wenn der Vierbeiner täglich über eine halbe Stunde bellt. So haben zumindest die Richter am Oberlandesgericht Hamm geurteilt (Aktenzeichen 22 u 265/87).

Grillgerüche

Ob im Garten oder auf dem Balkon – im Sommer gibt es nichts Schöneres als ein Grillfest mit Würstchen, Champignon-Spießen und einem Holzkohlegrill. Einige Bewohner fühlen sich durch den Grillgeruch und den entstehenden Rauch jedoch gestört. Wie oft Mieter ihren Grill anwerfen dürfen, wird je nach Wohngegend und Vermieter unterschiedlich geregelt.

Das Bonner Amtsgericht entschied beispielsweise, dass du in Mietshäusern in der warmen Jahreszeit einmal im Monat auf deinem Balkon grillen darfst. Dies musst du deinen Nachbarn mindestens 48 Stunden vorher mitteilen (Aktenzeichen 6 C 545/96).

Vermieter können durch die Hausordnung das Grillen auf dem Balkon jedoch ausdrücklich verbieten.

Äste und Sträucher

Hängt der Ast oder der Zweig des Nachbarn im eigenen Garten, darfst du diesen nicht einfach abschneiden. Laut Paragraf 910 BGB darfst du erst handeln, wenn

  • eine Beeinträchtigung vorliegt,
  • du deinen Nachbarn darauf hingewiesen hast und
  • nach Ablauf einer angemessenen Frist nichts passiert ist.

Vorsicht beim Mundraub: Früchte von den Ästen, die über den Zaun ragen, gehören dir erst dann, wenn sie auf den Boden gefallen sind. Diese regelt Paragraf 911 BGB. Wenn der Baum genau auf der Grundstücksgrenze steht, haben beide Nachbarn Anspruch auf die Früchte.

Grundstückseigentümer dürfen an ihre Hauswand eine Kamera anbringen. Allerdings darf damit nicht das Recht auf informelle Selbstbestimmung verletzt werden. Die Kamera sollte daher so ausgerichtet sein, dass ausschließlich das eigene Grundstück im Fokus ist.

Anja
Anja
Expertin für Rechtsschutzversicherungen

Nicht tatenlos zusehen

So gehst du beim Nachbarschaftsstreit vor: Anwalt, Vermieter oder Schlichter?

Meistens wissen deine Nachbarn gar nicht, dass du dich gestört fühlst. Der erste Schritt lautet daher: Problem ansprechen.

  • Suche das persönliche Gespräch.
  • Trag dein Anliegen ruhig und sachlich vor.
  • Bleibe konstruktiv.
  • Nehmt Rücksicht aufeinander.
  • Geht höflich und vertrauensvoll miteinander um.
  • Unterstelle deinem Nachbarn keine böse Absicht.

Wenn es zu Streitigkeiten kommt, solltest du nicht die Fassung verlieren und Ruhe bewahren. Nichts ist schlimmer, als wenn sich ein Streit hochschaukelt, weil ein paar schnell gesagte Worte missverstanden werden. Auch das Zitieren gesetzlicher Regelungen und das Drohen mit dem Anwalt bewirken eher das Gegenteil und lassen die Fronten verhärten.

Sollte sich dein Nachbar weiterhin stur stellen, hast du verschiedene Handlungsmöglichkeiten:

  • Ordnungsamt oder Polizei rufen: Doch Vorsicht – So kann der Nachbarschaftsstreit erst richtig eskalieren.
  • Vermieter hinzuziehen: Wohnst du in einem Mietshaus und dein Nachbar verstößt gegen die Hausordnung oder den Mietvertrag, kannst du deinen Vermieter mit ins Boot holen. Denn die Störungen können einen Mangel darstellen, der dir wiederum eine Mietminderung ermöglicht.
  • Anwalt einschalten: Mit juristischer Expertise findest du heraus, welche Optionen du hast, um gegen den Nachbarn vorzugehen. Auch wenn du eine Mietminderung planst, solltest du diese vorher mit einem Anwalt abstimmen. Diese stellt oft eine Stolperfalle dar und kann zu Problemen mit dem Vermieter führen.

Tipp: Die Kosten für einen Fachanwalt können nach der Erstberatung schnell in die Höhe gehen. Hast du eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen, musst du dir darüber keine Gedanken machen. Sie unterstützt dich finanziell, selbst wenn du bis vors Gericht ziehen musst.

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Nachbarschaftsstreit: Schlichtung oder Mediation als Lösungsweg

In einigen Bundesländern kannst du deine Klage nicht ohne Weiteres vor einem Gericht vorbringen. Du musst zuvor ein außergerichtliches Schlichtungsverfahren durchlaufen haben. Dies ist der Fall in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein.

Selbst wenn die Schlichtung nicht vorgeschrieben ist, solltest du diesen Weg zumindest prüfen. Denn die Kosten sind mit 50 Euro bis 150 Euro weitaus geringer als bei einem Gerichtsprozess. Außerdem lässt sich so vielleicht die nachbarschaftliche Beziehung noch retten.

Eine andere Option ist die Mediation. Während bei einer Schlichtung in der Regel der Schlichter an der Lösungsfindung mitarbeitet, hält sich ein Mediator mit Vorschlägen zurück. Am Ende des Verfahrens gibt es zudem keine Entscheidung. Dennoch kann das Gespräch unter Leitung des neutralen Dritten dabei helfen, den Nachbarschaftskonflikt aus der Welt zu räumen.

Hast du noch Fragen? Melde dich gerne bei uns

Zuletzt aktualisiert am: 26.01.2023

Autor des Beitrags

Anja
Expertin für Rechtsschutzversicherungen