Anja Schlicht

Redaktionsleitung

Frauen ab 35 Jahren bekommen künftig HPV-Test von der Kasse gezahlt

Frauen ab 35 Jahren, die sich beim Frauenarzt auf Gebärmutterhalskrebs untersuchen lassen, müssen sich auf Änderungen einstellen. Denn künftig zahlt die gesetzliche Krankenkasse die Vorsorgeuntersuchung mit einem Pap-Test nur noch alle drei Jahre. Im Gegenzug übernimmt die Kasse bald die Kosten für einen HPV-Test – ebenfalls alle drei Jahre.

Veröffentlicht am 11. März 2017
Einmal im Jahr zahlt die gesetzliche Krankenkasse Frauen ab 20 Jahren den sogenannten Pap-Test. Bei diesem Test auf Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufen nimmt der Gynäkologe einen Abstrich des Muttermundes und des Gebärmutterhalskanals. „Frauen, die jedes Jahr zur frauenärztlichen Krebsfrüherkennungen gehen, erkranken um 90 Prozent seltener an Gebärmutterhalskrebs als Frauen, die diese Untersuchung niemals wahrnehmen“, erläutert der Gynäkologe Prof. Dr. med. Klaus Joachim Neis. Vor Einführung der Krebsfrüherkennung lag die Zahl der Erkrankten bei 20.000 pro Jahr. Mittlerweile sind es nur noch rund 4.300 Frauen jährlich.

Krebsvorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt wird um HPV-Test aufgestockt

Trotz des großen Erfolgs der Vorsorgeuntersuchung hat der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen eine Änderung für Frauen ab 35 Jahre beschlossen. Künftig steht die Kassenleistung für sie nur noch alle drei Jahre zur Verfügung. Im Gegenzug zahlt ihnen die Krankenkasse im gleichen Intervall einen Test auf das Human-Papilloma-Virus (HPV). Bisher übernimmt die Kasse die Kosten dafür nur, wenn der Krebsabstrich zu einem sehr auffälligen Ergebnis führt.

Zeitweise war sogar geplant, dass die Krankenkassen nur noch alle fünf Jahre und allein für den HPV-Test im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung aufkommen, erläutert Neis in einer Pressemitteilung der Frauenärztlichen BundesAkademie. „Es war für alle Beteiligten sehr schwierig, einen Konsens zu finden, der den Frauen am meisten nutzt, die größte Sicherheit und Zuverlässigkeit bietet und trotzdem so selten wie möglich Fehlalarm auslöst“, so der Mediziner.

Neis erklärt, dass es häufig bei jungen Frauen zu falschem Alarm kommt. Bei ihnen ist die HPV-Infektionsrate sehr hoch, allerdings heilt die Infektion nach einem bis anderthalb Jahren ohne Veränderungen am Gebärmutterhals wieder aus. Bei Frauen ab 35 Jahren kommt es seltener zu Neuinfektionen. Ein Virusnachweis könnte daher darauf hinweisen, dass es sich um eine Infektion handelt, die nicht von alleine ausheilt.

Start der neuen Krebsvorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt noch unklar

Laut dem Gynäkologen nehmen bereits 80 Prozent der Frauen innerhalb von drei Jahren die Früherkennungsuntersuchung wahr. Er geht nicht davon aus, dass künftig weniger Frauen aufgrund der längeren Zeitspanne an der Untersuchung teilnehmen. Da ein HPV-Test ohne Pap-Test zudem „viele verdächtige Veränderungen übersehen“ würde, zeigt sich der Frauenarzt zufrieden, dass der Gemeinsame Bundesausschuss nun eine Regelung gefunden hat, die „den Gegebenheiten in Deutschland am ehesten entspricht.“

Wann die neue Krebsfrüherkennung mit Pap-Test und HPV-Test für Frauen ab 35 allerdings eingeführt wird, ist noch unklar. Zunächst muss unter anderem geklärt werden, welche der unterschiedlichen HPV-Tests von der Krankenkasse gezahlt wird. Zudem soll vorab ein Informations-Flyer für Patienten vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen erstellt werden.