Vorteile und Nachteile der Riester-Rente im Überblick

Die Riester-Rente genießt den großen Vorteil, staatlich gefördert zu werden: Sparer erhalten jedes Jahr Zulagen geschenkt. Die hohe Sicherheit sowie der Pfändungsschutz sprechen ebenfalls für diese Altersvorsorge. Auf der Kehrseite der Medaille stehen jedoch Nachteile wie hohe Kosten, wenig Flexibilität und die Besteuerung.

Vorteile und Nachteile der Riester-Rente: Abschließen oder nicht?

Wer sich etwas Neues kauft, wägt im Vorfeld oft die Vorteile und Nachteile des Produkts ab. Bei einer Altersvorsorge wie der Riester-Rente ist dies besonders wichtig. Denn schließlich investieren Versicherte jahrzehntelang viel Geld. Da möchten sie keine bösen Überraschungen erleben.

  • Ohne Zweifel sind die Zulagen und Steuervorteile die große Stärke der Riester-Rente.
  • Damit diese nicht verpuffen, muss der Versicherer möglichst wenig Kosten berechnen.
  • Daneben gilt es weitere Punkte gegenüberzustellen, um herauszufinden, ob die Riester-Rente zur eigenen Altersvorsorgestrategie passt.

Aus Sicht der Verbraucherzentrale Hamburg kann sich „riestern im Einzelfall lohnen – wenn man es richtig macht.“ Interessierte sollten vor dem Abschluss vor allem auf alle Kosten achten und unabhängigen Rat einholen.

Die Vorteile der Riester-Rente auf einen Blick

Was die Riester-Rente Gutes zu bieten hat, zeigt die Übersicht in aller Kürze. In den folgenden Abschnitten gehen wir genauer auf die Vorteile ein.

  • Zulagen und Steuervorteile
  • Beitragsgarantie
  • Flexibilität
  • Lebenslange, stabile Rente
  • Pfändungs- und Insolvenzschutz
  • Freibetrag

Vorteile 1 und 2: Hohe Förderung und Beitragsgarantie

Je nach Einkommen und Anzahl der Kinder müssen Sparer nur wenig in die Riester-Rente einzahlen, um die volle Förderung vom Staat zu erhalten. Die Förderquote kann bis zu 90 Prozent betragen.

Bei Gutverdienern kommen die Steuerersparnisse hinzu. Sie können bis zu 2.100 Euro ihrer Beiträge steuerlich absetzen.

Nicht nur die hohe Förderung spricht für die Riester-Rente. Ein weiteres Plus ist die hohe Sicherheit. Versicherte können durch die Beitragsgarantie gewiss sein, dass sie mindestens ihre Sparbeiträge und die erhaltenen Zulagen in der Auszahlungsphase zurückbekommen.

Die staatliche Förderung allein ergibt eine Rendite, die sich bei vergleichbaren risikofreien Geldanlagen sehen lassen kann. So zeigt eine Untersuchung des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung, dass die durchschnittliche Nettorendite bei Riester-Rentenversicherungen, die 2020 ausgezahlt wurden, bei 2,5 Prozent liegt.

Vorteile 3 und 4: Flexibilität und lebenslange Rente

Während die Riester-Rente in der Ansparphase nur wenig flexibel ist (mehr dazu hier), können Sparer in der Auszahlphase freier agieren als bei der ebenfalls staatlich geförderten Rürup-Rente. Denn das aufgebaute Ruhestandspolster muss nicht zwingend komplett als Rente ausgezahlt werden. Möglich ist auch eine Aufteilung: Bis zu 30 Prozent ihres Kapitals können Versicherte im Alter auf einen Schlag erhalten. Der Rest fließt als Rente – natürlich ist deren Höhe dann geringer als bei einer reinen Monatsrente.

Dazu ein Beispiel: Zum Rentenbeginn mit 67 Jahren stehen 75.000 Euro bereit. Werden 30 Prozent, also 22.500 Euro ausgezahlt, reduziert sich das monatliche Altersgeld um rund 80 Euro.

  • Höhe monatliche Rente ohne Teilauszahlung - 272 Euro
  • Höhe monatliche Rente mit Teilauszahlung - 190 Euro

Diese Rentenzahlung erhalten Versicherte bis zum Lebensende. Werden sie besonders alt, bekommen sie daher mehr heraus, als sie eingezahlt haben.

Vorteile 5 und 6: Pfändungs- und Insolvenzschutz sowie Freibetrag

Wer in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten gerät, muss unter Umständen Privatinsolvenz anmelden. Vieles wird dann gepfändet, um den Schuldenberg abzutragen. Die Riester-Rente ist jedoch bei Insolvenz vor Pfändung geschützt.

Doch Vorsicht: Der Pfändungsschutz der Riester-Rente gilt nur, wenn der Vertrag gefördert wird. Unpfändbar ist der Vertrag laut dem Bundesgerichtshof (BGH, Az.: IX ZR 21/17), wenn

  • der Altersvorsorgevertrag zum Zeitpunkt der Pfändung förderfähig war,
  • der Schuldner einen Zulagenantrag für das entsprechende Beitragsjahr gestellt hat und
  • die Voraussetzungen für die Gewährung einer Zulage vorlagen.

Die Riester-Rente darf also nicht gepfändet werden, wenn Versicherte regelmäßig Beiträge einzahlen und ihre Zulagen abrufen. Für letzteres empfiehlt es sich, einen Dauerzulagenantrag beim Versicherer zu stellen. Er kümmert sich dann jedes Jahr um die Beantragung der Förderung.

Der Pfändungsschutz sorgt dafür, dass durch die Pleite nicht auch noch die Altersvorsorge in Gefahr gerät und im Alter ein Leben am Existenzminimum droht. Hier hat der Gesetzgeber sogar nachgesteuert. Seit ein paar Jahren gibt es einen Freibetrag bei der sogenannten Grundsicherung im Alter.

Er beträgt mindestens 100 Euro pro Monat. Beläuft sich die monatliche Riester-Rente beispielsweise auf 85 Euro, wird diese nicht bei der Berechnung der Grundsicherung als Einkommen berücksichtigt, sondern zusätzlich zur Sozialleistung ausgezahlt.

Jeder Euro, der die 100-Euro-Grenze übersteigt, zählt zu 30 Prozent zum Freibetrag. Bei 224,50 Euro ist allerdings Schluss.

Die Nachteile der Riester-Rente auf einen Blick

Wie jede Altersvorsorge hat auch die Riester-Rente Nachteile, wie die Übersicht in aller Kürze zeigt. In den folgenden Abschnitten gehen wir genauer auf die Punkte ein.

  • Kosten
  • Beitragsgarantie
  • Vererbbarkeit
  • Flexibilität
  • Besteuerung
  • Hohe Lebenserwartung

Nachteile 1 und 2: Kosten und Beitragsgarantie

Der größte Nachteil der Riester-Rente sind die Kosten, die die Anbieter für sich einbehalten. Aus diesem Grund bauen Sparer in den ersten fünf Jahren so gut wie kein Guthaben auf, weil in dieser Zeit zunächst die Abschlusskosten und Co. mit den Beiträgen gedeckt werden.

Einer Untersuchung der Bürgerbewegung Finanzwende zufolge fließt je nach Anbieter jeder vierte Euro in die Gebühren. Von 100 Euro landen demnach zwischen 8 Euro und 38 Euro bei der Versicherung. Da ist es kaum verwunderlich, dass die Nachfrage nach Riester-Rentenversicherungen in den letzten Jahren massiv abgenommen hat.

Gleichzeitig verdeutlicht die Analyse, dass Personen, die noch eine Riester-Rente abschließen wollen, unbedingt mehrere Angebote berücksichtigen müssen, um einen günstigen Tarif zu finden.

Nicht nur die hohen Kosten drücken die Rendite und somit die Rente von Versicherten. Auch die Beitragsgarantie ist derzeit mehr Nach- als Vorteil. Durch das Versprechen, mindestens die eingezahlten Sparbeiträge und Zulagen als Rentenzahlung zu erhalten, können die Anbieter die Kundengelder nur sehr sicher anlegen.

Daraus ergeben sich allerdings kaum Zinsgewinne. Zusammen mit dem Garantiezins von 0,25 Prozent lassen sich die Zusagen nur schwer erfüllen. Immer mehr Versicherer ziehen sich daher zurück, die Anbieterauswahl wird zunehmend kleiner. Würde die Beitragsgarantie fallen, könnten die Versicherungsunternehmen die Gelder in Anlagen mit höheren Renditechancen investieren.

Nachteile 3 und 4: Vererbbarkeit und Flexibilität

In Sachen Flexibilität kann die Riester-Rente bei der Auszahlung noch ein gewisses Maß bieten. Bei vielen anderen Punkten erweist sich die Altersvorsorge jedoch als starr:

  • Sparer können ihre Beiträge zwar anpassen. Häufig fallen dafür aber neue Gebühren an.
  • Stellen Versicherte ihren Vertrag beitragsfrei, verlieren sie den Pfändungsschutz.
  • Bei Kündigung der Riester-Rente müssen alle erhaltenen Zuschüsse, also Zulagen und Steuervorteile, zurückgezahlt werden.

Auch bei der Vererbbarkeit gibt es kaum Freiheiten. Verstirbt der Versicherte vor Rentenbeginn, kann das Guthaben nur auf den Riester-Vertrag des begünstigten Lebens- oder Ehepartners übertragen werden. Hinterbliebene haben bis zu einem Jahr nach dem Tod Zeit, einen Vertrag abzuschließen. Wird das Guthaben stattdessen ausgezahlt, werden davon zunächst Steuervergünstigungen und Zulagen abgezogen.

Gibt es keinen Ehepartner, darf das Geld auch in Form einer Waisenrente an kindergeldberechtigte Kinder förderunschädlich ausgezahlt werden. Möglich ist zudem, eine Hinterbliebenenrente mit dem Versicherer zu vereinbaren.

Nachteile 5 und 6: Besteuerung und hohe Lebenserwartung

Ab 2040 muss die ausgezahlte Riester-Rente voll versteuert werden. Bis dahin gilt ein Stufenmodell. Wer 2023 in Rente geht, muss auf 83 Prozent der Auszahlung Steuern zahlen. Mehr dazu erfahren Interessierte auf der Themenseite „Riester-Rente Steuern“.

Durch die nachgelagerte Besteuerung reduziert sich die Rente. Da der Steuerabzug jedoch im Rentenalter stattfindet, ist das Minus niedriger als bei einer Berechnung im Erwerbsleben während der Ansparphase. Denn das Rentnereinkommen ist geringer als das Arbeitseinkommen, wodurch der individuelle Steuersatz niedriger ist.

  • Steuersatz bei 60.000 Euro Jahreseinkommen - 25,40 Prozent
  • Steuersatz bei 30.000 Euro Jahreseinkommen - 15,67 Prozent

Ein weiterer Nachteil der Riester-Rentenversicherung ist die hohe Lebenserwartung, die die Versicherer voraussetzen. Die Versicherungsgesellschaften nutzen hierfür die Sterbetafel der Deutschen Aktuarvereinigung. Bei einer bei Vertragsabschluss 45-jährigen Person wird beispielsweise eine Lebenserwartung von 92 Jahren angesetzt. Das angesparte Kapital wird dann so aufgeteilt, dass es mindestens vom Renteneintrittsalter (normalerweise 67 Jahre) bis zu diesem Alter reicht.

Konkret bedeutet dies:

  • Werden Versicherte älter, bekommen sie mehr aus ihrer Riester-Rente heraus, als sie eingezahlt haben.
  • Sterben sie früher, geht Geld verloren. Das können Sparer vermeiden, indem sie bei Abschluss des Vertrags eine Rentengarantiezeit vereinbaren.

Wäre die angenommene Lebenserwartung kürzer, würden Rentner mehr Geld aus ihrer Riester-Rente beziehen. Beträgt das angesparte Vertragsguthaben beispielsweise 75.000 Euro, machen fünf Jahre weniger Lebensdauer über 60 Euro mehr Monatsrente aus.

Euro monatliche Rente
Auszahlung bis mind. zum 92. Lebensjahr
Euro monatliche Rente
Auszahlung bis mind. zum 87. Lebensjahr

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