Schwerbehinderung und Rente Was Menschen mit schwerer Behinderung über die Rente wissen sollten

Schwerbehinderte haben ganz eigene Hürden im Alltag – die Rente sollte keine davon sein. Aus diesem Grund gelten gewisse Sonderregelungen für Menschen mit schwerer Behinderung hinsichtlich der Altersrente. Generell gilt: Wer privat vorsorgen kann, sollte darauf nicht verzichten.

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Das Wesentliche in Kürze

Welche Besonderheiten gelten für Schwerbehinderte in der Altersrente?

Menschen mit einer schweren Behinderung haben besondere Rentenregelungen. Unter anderem könnten sie frühzeitiger in Rente gehen. Um diese Regelungen in Anspruch zu nehmen, müssen sie allerdings einige Voraussetzungen erfüllen – etwa einen Grad der Behinderung von mindestens 50 besitzen und 35 Versicherungsjahre vorweisen können.

Fünf Fakten zur Rente als schwerbehinderte Person

  1. Schwerbehinderte Menschen können bereits mit 65 oder sogar eher in Rente gehen.
  2. Die Höhe der Rente berechnet sich aus deinem Einkommen, dem Rentenbeginn sowie weiteren Berechnungsfaktoren.
  3. Bei teilweiser Behinderung kannst du zwar keine Schwerbehindertenrente beantragen, allerdings unter Umständen eine Erwerbsminderungsrente.
  4. Die Steuer auf die Schwerbehindertenrente hängt vom Renteneintrittsjahr ab und wird nachträglich besteuert.
  5. Die abschlagsfreie Altersrente mit 63 kann eine Alternative zur Schwerbehindertenrente sein.

Auswirkungen auf die Rente

01 Wie wirkt sich eine Schwerbehinderung auf die Altersrente aus?

Eine Schwerbehinderung kann sich auf die Altersrente in Deutschland in mehreren Aspekten auswirken. Hier sind einige der wichtigsten Punkte:

Vorzeitige Altersrente

Schwerbehinderte Menschen haben die Möglichkeit, vorzeitig in Rente zu gehen, ohne Abschläge bei der Rentenzahlung hinnehmen zu müssen. Das Renteneintrittsalter liegt für schwerbehinderte Menschen bei 65 Jahren. Je nach individueller Situation ist aber auch eine Rente mit 60 möglich, in den allermeisten Fällen ist der früheste Rentenbeginn jedoch nicht vor einem Alter ab 62 Jahren möglich.

Rentenabschläge

Wenn dein Renteneintritt vor 65 liegt, fallen Rentenabschläge an. Diese betragen 0,3 Prozent pro Monat, in dem du deine Rente vor deinem regulären Rentenbeginn beziehst. Wenn dein Rentenstart also drei Jahre früher stattfindet, sind das 10,8 Prozent Abschläge auf die reguläre Rentenzahlung.

Ausgleichszahlungen

Schwerbehinderte Menschen können freiwillige Beiträge leisten, um Rentenabschläge auszugleichen und so ihre Rentenhöhe zu erhöhen.

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Wann erhält man die Rente?

02 Welche Voraussetzungen musst du erfüllen, um eine Rente aufgrund von Schwerbehinderung zu erhalten?

In Deutschland musst du bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um eine Altersrente wegen Schwerbehinderung zu erhalten.

 

Gibt es spezielle Regelungen oder Anforderungen für bestimmte Arten von Schwerbehinderungen?

Abgesehen vom Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50 gibt es keine gesonderten Regelungen für spezifische Arten von Schwerbehinderungen.

Allerdings können bestimmte Aspekte der Schwerbehinderung für andere soziale Leistungen relevant sein, zum Beispiel für das Merkzeichen im Schwerbehindertenausweis. Menschen mit solchen Merkzeichen können zusätzliche Unterstützung und Leistungen in Anspruch nehmen – etwa Steuererleichterungen wie einen höheren Behinderten-Pauschbetrag.

Höhe und Berechnung

03 Wie hoch ist die Rente bei Schwerbehinderung und wie wird sie berechnet?

Die Höhe der Altersrente für schwerbehinderte Menschen in Deutschland hängt von verschiedenen Faktoren ab und wird individuell berechnet.

  • Entgeltpunkte: Entgeltpunkte sind das Ergebnis eines Vergleichs deines jährlichen Bruttoeinkommens mit dem Durchschnittseinkommen aller Rentenversicherten in diesem Jahr. Je mehr Entgeltpunkte du erwirbst, desto höher fällt deine Rente aus. Entgeltpunkte erwirbst du für jeden rentenversicherungspflichtigen Beschäftigungszeitraum und für bestimmte rentenrechtliche Zeiten (z.B. Schul- oder Studienzeiten, Kindererziehungszeiten oder Zeiten der Arbeitslosigkeit).
  • Zugangsfaktor: Der Zugangsfaktor berücksichtigt Abschläge oder Zuschläge, die sich aus einer vorzeitigen oder späteren Inanspruchnahme deiner Rente ergeben. Bei der vorzeitigen Inanspruchnahme der Altersrente wegen Schwerbehinderung fallen Rentenabschläge an, die 0,3 Prozent pro Monat betragen, in dem die Rente vorzeitig bezogen wird. Bei einer späteren Inanspruchnahme der Rente kannst du Rentenzuschläge erwerben.
  • Rentenartfaktor: Für die Altersrente wegen Schwerbehinderung beträgt der Rentenartfaktor 1,0.
  • Aktueller Rentenwert: Der aktuelle Rentenwert ist der Betrag, den ein Entgeltpunkt in Euro wert ist. Dieser wird regelmäßig angepasst, um die Renten an die Lohnentwicklung anzupassen.

Formel zur Berechnung der Schwerbehindertenrente

Die Rentenformel zur Berechnung der monatlichen Bruttorente lautet:

  • Entgeltpunkte × Zugangsfaktor × Rentenartfaktor × aktueller Rentenwert

Nehmen wir also an, du hast 35 Rentenpunkte gesammelt und gehst mit 65 in Rente. Demnach beträgt deine Bruttorente ab Juli 2023:

  • 35 × 1 × 1 × 37,60 Euro = 1.316 Euro

Schwerbehinderung & Rente: Wie hoch darf dein Hinzuverdienst sein?

Schwerbehinderte, die vorzeitig in den Ruhestand gegangen sind, durften in ihrer Rente 2022 einen Hinzuverdienst von maximal 46.060 Euro haben. Das bedeutet, Rentnerinnen und Rentner können zusätzlich zu ihrer Rente bis zu 46.060 Euro im Kalenderjahr hinzuverdienen, ohne dass ihre Rente reduziert wird.

Seit dem 1. Januar 2023 kannst du die Altersrente in voller Höhe beziehen, unabhängig von der Höhe deines zusätzlichen Einkommens.

Rente mit teilweiser Schwerbehinderung

04 Kann man auch bei einer teilweisen Schwerbehinderung eine Schwerbehindertenrente beantragen?

Bei einer teilweisen Schwerbehinderung ist es im Allgemeinen nicht möglich, eine Altersrente wegen Schwerbehinderung zu beantragen, da in diesem Fall der Grad der Behinderung in der Regel unter 50 liegt.

Hindern dich die teilweise Schwerbehinderung und somit deine gesundheitlichen Einschränkungen daran, vollzeitbeschäftigt zu sein, kannst du eine Erwerbsminderungsrente beantragen. Hierbei wird zwischen teilweiser und voller Erwerbsminderung unterschieden:

  • Teilweise Erwerbsminderung: Die betroffene Person ist aufgrund von Krankheit oder Behinderung nicht in der Lage, mindestens sechs Stunden täglich zu arbeiten.
  • Volle Erwerbsminderung: Die betroffene Person kann aufgrund von Krankheit oder Behinderung weniger als drei Stunden täglich arbeiten.

Steuern auf Schwerbehindertenrente

05 Wie wird die Rente bei Schwerbehinderung steuerlich behandelt?

Die steuerliche Behandlung der Schwerbehindertenrente folgt den gleichen Regeln wie andere Rentenarten. Seit der Rentenreform im Jahr 2005 steigt der Besteuerungsanteil für Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung zunehmend an. Der steuerpflichtige Anteil der Rente hängt vom Jahr deines Rentenbeginns ab:

  • Rentenbeginn im Jahr 2005: 50 Prozent der Rente sind steuerpflichtig.
  • Rentenbeginn in den Folgejahren: Der steuerpflichtige Anteil der Rente erhöht sich jährlich um zwei Prozentpunkte (bis 2020) und danach um einen Prozentpunkt.

Der steuerfreie Anteil der Rente, der im ersten Jahr der Rentenzahlung ermittelt wird, bleibt während deiner gesamten Rentenbezugsdauer konstant.

Um die Rentenbesteuerung für Schwerbehinderte zu reduzieren, gibt es den Behinderten-Pauschbetrag. Der Pauschbetrag variiert je nach GdB und kann zwischen 384 Euro und 7.400 Euro pro Jahr liegen. Ein höherer Pauschbetrag wird gewährt, wenn du zusätzliche Merkzeichen im Schwerbehindertenausweis vorweist.

Schwerbehindertenrente vs. abschlagsfreie Rente

06 Ist die abschlagsfreie Altersrente mit 63 eine Alternative zur Schwerbehindertenrente?

Die abschlagsfreie Altersrente mit 63 ist eine mögliche Alternative zur Altersrente für Schwerbehinderte. Sie ermöglicht es dir, ohne Abschläge etwas früher in Rente zu gehen, wenn du bestimmte Bedingungen erfüllst.

 

Wenn du über das Thema Schwerbehinderung und Rente nachdenkst und die Voraussetzungen für die abschlagsfreie Altersrente mit 63 erfüllst, kann sie eine gute Alternative zur Schwerbehindertenrente sein.

Bedenke aber, dass die gesetzliche Rentenversicherung in der Regel zu gering ist, um einen guten Lebensstandard zu halten. Gerade bei einer Schwerbehinderung sind im Alter oft noch Umbaumaßnahmen notwendig, damit die eigenen vier Wände bewohnbar bleiben. Beginne daher möglichst früh, mit einer privaten Altersvorsorge deine Rentenlücke zu schließen. So gehst du deinen Ruhestand so entspannt wie möglich an.

Hast du noch Fragen? Meld dich gerne bei uns

Zuletzt aktualisiert am: 06.06.2023

Autor des Beitrags

Anja
Expertin für Altersvorsorge