Verwahrentgelt der Volksbank: Höhe und Freibeträge der Banken

Seit Jahren bekommen Sparer kaum noch Zinsen auf ihr Erspartes. Der Blick auf den Kontostand ist so eher enttäuschend. Seit Kurzem wächst der Frust, denn viele Banken erheben ein Verwahrentgelt. Auch einige der rund 800 Volksbanken Raiffeisenbanken berechnen eine Gebühr, wenn Kunden hohe Geldbeträge auf dem Tagesgeld- oder Girokonto haben.

Man könnte meinen, Volksbanken Raiffeisenbanken gibt es wie Sand am Meer. Denn mit über 8.500 Filialen findet sich fast überall in Deutschland schnell ein Mitarbeiter für die eigenen Bankgeschäfte. In der Summe gibt es rund 800 Genossenschaftsbanken mit 30 Millionen Kunden.

Nicht alle von ihnen erheben ein Verwahrentgelt – aber einige bereits ab dem ersten Euro. Dies macht es für Kunden und Mitglieder sehr unattraktiv, ihr Geld auf einem Giro- oder Tagesgeldkonto anzulegen. Sie sollten sich dringend nach Alternativen umsehen, um die Negativzinsen der Volksbank zu vermeiden.

Inhaltsverzeichnis

Welche Verwahrentgelte bzw. Strafzinsen erheben die Volksbanken?

Etwa jede dritte der rund 800 Volksbanken Raiffeisenbanken erhebt aktuell ein Verwahrentgelt. Bei den meisten liegt der Negativzins bei 0,5 Prozent pro Jahr. Je nach Volksbank kann er aber auch zwischen 0,24 Prozent und 1,00 Prozent variieren. Ein Prozent berechnet beispielsweise die Berliner Volksbank ab einem Guthaben von einer Million Euro auf dem Tagesgeld- und Girokonto.

Auch beim Freibetrag gibt es große Unterschiede zwischen den Genossenschaftsbanken. Der Betrag gibt an, bis zu welchem Guthaben Kunden keine Strafzinsen zahlen müssen. Die Gebühr wird erst auf Kapital über dieser Grenze in Rechnung gestellt.

Die Tabelle gibt die Verwahrentgelte der zehn größten Volksbanken wieder:

Volksbank Raiff­eisen­bankVerwahr­­entgeltFrei­­betrag
Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank)0,5 %ab 100.000 Euro (ab April 2022)
Berliner Volksbankje nach Freibetrag zwischen 0,5 und 1,0 %
Sparda-Bank Baden-Württemberg0,5 %nach individueller Vereinbarung
BBBank0,5 %ab 200.000 Euro
Sparda-Bank West0,5 %ab 25.000 Euro Girokonto, 50.000 Euro Tagesgeld
Frankfurter Volksbank0,5 %nach individueller Vereinbarung
Sparda-Bank Südwest0,5 %ab 50.000 Euro
Meine Volksbank Raiff­eisenbank0,5 %ab 250.000 Euro
Sparda-Bank München0,5 %ab 100.000 Euro
Volksbank Mittelhessen0,5 %ab 100.000 Euro Girokonto

Quelle: biallo.de, Stand Februar 2022

Einige Banken erheben die Minuszinsen bereits ab dem ersten Euro. Bei den meisten liegt die Gebühr bei 0,5 Prozent und betrifft das Tagesgeldkonto, wie die folgende Übersicht zeigt. Weicht das Geldinstitut davon ist, stehen die entsprechenden Informationen in Klammern daneben.

Jede Volksbank regelt individuell, wie hoch der Freibetrag beim Verwahrentgelt ist. Daher gibt es einige Banken, bei denen bisher nur sehr vermögende Kunden eine zusätzliche Gebühr zahlen müssen.

  • Raiffeisenbank Südstormarn Mölln - 1.000.000 Euro auf Tagesgeld und Girokonto
  • Volksbank Main-Tauber - 500.000 Euro auch täglich verfügbare Sichteinlage
  • Volksbank Sulmtal - 500.000 Euro Tagesgeld
  • VR Bank Würzburg - 500.000 Euro
  • VR Bank Bayreuth-Hof - 300.000 Euro für Girokonto und Tagesgeld

Bei knapp einem Dutzend der Volksbanken Raiffeisenbanken, die derzeit Negativzinsen berechnen, liegt der Freibetrag bei 250.000 Euro:

Welche Alternativen gibt es, um das Verwahrentgelt der Volksbank zu vermeiden?

Berechnet die eigene Volksbank die Strafzinsen je Konto, können Sparer ihr Geld auf mehrere Konten verteilen. Der Nachteil dieser Methode sind die Kontoführungsgebühren, die dafür anfallen. Zudem sollten sich Kunden fragen, ob sie ihr Kapital nicht besser für sich arbeiten lassen können, als es auf einem sehr gering bis gar nicht verzinsten Tagesgeld- oder Girokonto zu bunkern. Durch die Inflation verliert das Guthaben im Laufe der Zeit an Kaufkraft.

Sinnvoll ist es daher, sich unverbindlich zu anderen Geldanlageprodukten zu informieren. So vermeiden Sparer einerseits das Verwahrentgelt der Volksbank und holen andererseits Rendite aus ihrem Ersparten heraus.

Eine gute Geldanlagestrategie steht dabei auf verschiedenen Säulen. Ohne Strafzinsen stehen unter anderem folgende Optionen bereit:

Bankwechsel (auch ins Ausland)

Viele Banken verzichten noch auf ein Verwahrentgelt. Mit einem Wechsel der Volksbank lassen sich die Gebühren daher einfach vermeiden. Interessant ist hier auch der Blick auf Zinsportale, über die Verbraucher ein Tagesgeldkonto bei einer ausländischen Bank eröffnen können. Über die europäische Einlagensicherung sind Vermögen bis 100.000 Euro bei Insolvenz der Bank geschützt, wenn diese ihren Sitz in der EU hat.

Fonds und ETFs

Experten weisen seit Langem darauf hin, dass sich klassische Sparer dem Aktienmarkt öffnen müssen, wenn sie mit ihrem Ersparten Rendite machen wollen. Natürlich gehören hier die Chancen und die Risiken abgewogen. Die Investition in einzelne Aktien ist beispielsweise nur besonders risikofreudigen Verbrauchern zu empfehlen. Sicherheitsorientierte Sparer streuen ihr Risiko durch die Anlage in Aktienfonds. Besonders günstig dabei sind sogenannte ETFs.

Festgeld

Wer auf sein Kapital für einige Zeit verzichten kann, legt es auf einem Festgeldkonto an. Je nach Laufzeit bieten die Banken unterschiedlich hohe Zinsen. Wichtig: Sparer sollten stets einen Notgroschen auf dem Tagesgeld- oder Girokonto behalten, um Geld für unvorhergesehene Ausgaben zur Verfügung zu haben.

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Warum erhebt die Volksbank Negativzinsen?

Egal ob Direktbank oder Bank mit Filialnetz, Sparkasse oder Volksbank: alle Geldinstitute, die ein Verwahrentgelt erheben, begründen dies mit der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese verlangt seit 2014 Einlagenzinsen, also eine Gebühr von den Banken für das Anlegen hoher Geldbeträge. Seit 2019 liegt der Zins bei minus 0,5 Prozent.

„Inzwischen können viele Kreditinstitute es betriebswirtschaftlich nicht mehr verantworten, den Negativzins in vollem Umfang zu tragen“, heißt es beispielsweise bei der Volksbank Erft. Sie und viele andere Volksbanken geben die Negativzinsen der EZB an ihre Kunden weiter. Die meisten von ihnen in gleicher Höhe, andere berechnen etwas mehr, andere etwas weniger.

Ob die Minuszinsen überhaupt zulässig sind, beschäftigt immer wieder die Gerichte. Diese stellen sich mal auf die Seite der Verbraucher, mal auf die Seite der Banken. Ende Januar 2022 musste die Volksbank Rhein-Lippe beispielsweise eine Schlappe vor dem Landgericht Düsseldorf hinnehmen (Az. 12 O 34/21). Sie berechnet seit April 2020 ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent ab einer Einlagenhöhe von 10.000 Euro.

Aus Sicht der Richter ist es jedoch nicht zulässig, neben den Kontoführungsgebühren ein Verwahrentgelt zu erheben. Denn die Verwahrung des Geldes auf dem Girokonto ist keine zusätzliche Sonderleistung, sondern für die vereinbarten Zahlungsdienstleistungen unverzichtbar. Die Leistung lasse sich zudem nicht abwählen. Durch die bereits erhobenen Kontoführungsgebühren würden Kunden mit dem Verwahrentgelt für eine einheitliche Leistung eine doppelte Gegenleistung erbringen.

Noch ist das Urteil nichts rechtskräftig.