Privatpatient Welche Kosten entstehen und was sind die Vor- & Nachteile?

Als Beamter, Selbstständiger oder Angestellter mit hohem Einkommen ist für dich die private Krankenversicherung (PKV) oft die erste Wahl bei der Krankenversicherung. Doch was bedeutet es eigentlich Privatpatient zu sein? Und ist die private Krankenversicherung wirklich immer vorteilhafter als die gesetzliche Krankenkasse?

Privatpatient werden

Schnell durchs Thema

Lohnt es sich, Privatpatient zu werden?

In Deutschland ist etwa jeder Zehnte über die private Krankenversicherung vollversichert. Dabei profitieren die Versicherten von Leistungen, die sich sehen lassen können: Sehr typisch sind dafür etwa die schnelle Terminvergabe, die Chefarztbehandlung, ein komfortables Einbettzimmer im Krankenhaus sowie alternative Behandlungsmethoden, die von der Versicherung erstattet werden. Doch die Mitgliedschaft in der PKV kann auch kostenintensiv sein. Dies solltest du vor deiner Entscheidung für deine Krankenversicherung bedenken.

Drei Fakten zum Thema Privatpatient

  1. Als Privatpatient bezahlst du die Arztrechnungen zunächst selbst und bekommst die Kosten später erstattet. Das ist ein wesentlicher Unterschied zum Kassenpatienten.
  2. Für Privatpatienten ist die Auswahl an Ärzten und Krankenhäusern größer, da sie auch zu Privatärzten gehen können.
  3. Als Privatpatient ist eine Eigenverantwortung gefordert. Du entscheidest über deinen Versicherungsumfang und klärst vor der Behandlung mit dem Arzt und dem Versicherer die Kostenübernahme.

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Einstieg

01 Privatpatient und Kassenpatient: Wo ist da der Unterschied?

Mit seiner Unterscheidung zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung ist das Krankenversicherungssystem in Deutschland eine Besonderheit.

Rund 74 Millionen Deutsche sind in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) beziehungsweise in einer Krankenkasse versichert. Sie gelten als Kassenpatienten. Nur ein kleiner Teil, etwa 9 Millionen Menschen, sind privat krankenversichert und damit Privatpatienten.

In der allgemeinen Vorstellung genießen Privatpatienten verschiedene Privilegien. Worin bestehen die größten Unterschiede zwischen Kassenpatienten und Privatpatient?

Kassenpatient (GKV)Privatpatient (PKV)
Die Arztkosten übernimmt die Krankenkasse, jedoch nur für zugelassene Leistungen. Zuzahlungen fallen vereinzelt an, etwa bei Arzneimitteln.Die Arztkosten zahlt der Versicherte zunächst selbst. Die PKV erstattet die Ausgaben für versicherte Leistungen später zurück.
Der Leistungsumfang ist gesetzlich geregelt. Er beschränkt sich auf die Behandlungen, die zum Leistungskatalog der GKV gehören.

Die GKV deckt nur grundlegende medizinisch notwendige Behandlungen ab.

Den Leistungsumfang bestimmt der Versicherte bei Vertragsabschluss mit der Tarifwahl selbst.

Je nach Tarif übernimmt die PKV auch die Kosten für moderne oder alternative Therapiemethoden ab.

Kassenpatienten können sich ihren Arzt frei auswählen, aber die Auswahl beschränkt sich auf die sogenannten Vertragsärzte.Privatpatienten haben die freie Arztwahl. Sie können sich auch von Privatärzten behandeln lassen und mit einer Kostenerstattung rechnen.

Nimmst du Arztleistungen in Anspruch, die deine Krankenversicherung nicht erstattet, wirst du zum Selbstzahler. Das ist sowohl als Kassenpatient als auch als Privatpatient der Fall. Denn obwohl die private Krankenversicherung im Vergleich zur gesetzlichen ein größeres Leistungsspektrum hat, zahlt sie dennoch nicht jede Untersuchungsmethode.

Kosten beim Arzt

02 Was kosten die verschiedenen Behandlungen?

Als Privatpatient bist du dazu verpflichtet, die Kosten für eine Arztbehandlung direkt zu bezahlen. Der Versicherer erstattet dir das Geld im Nachhinein zurück. Denn in der PKV gilt das Kostenerstattungsprinzip, während in der GKV das Sachleistungsprinzip gilt. Bei besonders hohen Summen, etwa einer Behandlung im Krankenhaus, ist allerdings auch die direkte Übernahme vonseiten des Versicherers möglich. Schließlich hat nicht jeder mehrere tausend Euro auf der hohen Kante, die er vorstrecken kann.

Wie berechnet der Arzt die Preise?

Die Grundlage für die Höhe der Behandlungskosten bildet die Gebührenordnung der Ärzte (GOÄ). Für Heilpraktiker und Psychologen gibt es eine eigene Gebührenordnung.

Die Ärzte können den einfachen bis 3,5-fachen Gebührensatz berechnen, im Einzelfall auch darüber hinaus. Entsprechend schwanken die Kosten für eine Behandlung, wie die folgenden Beispiele zeigen:

Die Kosten zurückbekommen

03 Wie funktioniert die Kostenerstattung in der PKV?

  1. Als Privatpatient bekommst du die Arztrechnung in der Regel direkt vor Ort beim Arzt überreicht oder per Post nach Hause geschickt.
  2. Nachdem du sie beglichen hast, reichst du die Rechnung bei deiner privaten Krankenversicherung ein.
  3. Nach einschlägiger Prüfung erstattet dir dein Versicherer deine Kosten für die Arztbehandlung.

Normalerweise hast du zwei Wochen Zeit, um die Rechnungen zu zahlen. In einigen Fällen kannst du sie in dieser Zeit auch gleich beim Versicherer einreichen. Viele Anbieter sind mittlerweile sehr schnell bei der Kostenerstattung geworden. Das ist ein Vorteil für dich, denn wenn dir dein Versicherer das Geld innerhalb der zweiwöchigen Frist auszahlt, brauchst du nicht in Vorkasse zu gehen. Stattdessen bezahlst du die Behandlung direkt mit dem Geld der Versicherung.

Kostenübernahme bei hohen Summen

Bei einer sehr hohen Krankenhausrechnung kannst du dich mit deinem Versicherer im Voraus einigen, dass er die Kosten für die Leistungen, die im Tarif vereinbart sind, direkt übernimmt, abzüglich der vereinbarten Selbstbeteiligung. Dem Krankenhaus legst du dann eine Kostenübernahmeerklärung vor. Dann rechnet das Krankenhaus die angefallenen Kosten für Unterbringung und Behandlung direkt mit deiner PKV ab.

Pro & Contra Privatpatient

04 Was bedeutet es, Privatpatient zu sein?

Als Mitglied der privaten Krankenversicherung steht dir grundsätzlich ein erweiterter Leistungsumfang zur Verfügung. Ganz einfach, weil die privaten Krankenversicherer ein breites Angebot an Tarifen und Versicherungsleistungen haben. Was du davon dann für dich brauchst, ist deine Entscheidung. Denn mehr Leistungen kosten mehr Geld.

Übrigens: Als typische PKV-Leistungen nennen die meisten Leute Chefarztbehandlung, das Einbettzimmer oder die Kostenübernahme von Heilpraktikerleistungen. Doch diese Beispiele gehören zu den Wahlleistungen. Das heißt, als Privatpatient hast du nur dann Anspruch darauf, wenn sie Teil deines Vertrags sind.

Neben diesen optionalen Leistungen gibt es jedoch einen weiteren Komfort, wenn du in der PKV bist. Stichwort Terminvergabe: Eine Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung zeigt, dass viele Privatpatienten eine bevorzugte Facharztbehandlung genießen. Genauer gesagt wird Privatversicherten erheblich schneller einen Termin angeboten als gesetzlich Versicherten. Diese warten im Durchschnitt 25 Tage – also doppelt so lange – auf einen Termin.

Habe ich als Privatpatient Nachteile?

Die Vorteile versprechen viel Komfort. Doch ein Vertrag bei der PKV umfasst auch einige Stolpersteine und Konsequenzen, die du unbedingt auf dem Schirm haben musst, bevor du den Vertrag unterschreibst. Setze dich vorher mit diesen Sachverhalten auseinander:

  • Die Versicherer bevorzugen Versicherungsnehmer mit einer Top-Gesundheit und am besten keinen Krankheitsrisiken. Zum Vertragsabschluss gehört eine Gesundheitsprüfung. Die kann deine Kosten als Privatversicherter in die Höhe treiben oder eine PKV-Versicherung unmöglich machen – je nachdem, wie dein Gesundheitszustand ist. Denn in der PKV können die Anbieter deinen Antrag ablehnen.
  • Bei den Arztkosten gehst du zunächst in Vorleistung. Die Kostenerstattungen folgen erst, nachdem du die Rechnungen eingereicht hast. Ein solides Finanzpolster kann also nicht schaden.
  • Suche dir deine PKV gut aus, denn ein Wechsel der Krankenversicherung gestaltet sich bei den Privaten schwierig. Ganz unmöglich ist es aber auch nicht. In vielen Fällen büßt du dann jedoch einen Teil deiner gezahlten Altersrückstellungen ein.
  • Entwicklung der Kosten: Eine bessere medizinische Versorgung kann auf lange Zeit gesehen teuer werden. Durch einen Tarifwechsel lässt sich der Beitrag zwar senken, jedoch ist dieser Weg nicht immer ganz einfach.
  • Risikoreiche Berufe: Es gibt einige Berufsgruppen, die es von Anfang an schwer haben, in die private Krankenversicherung aufgenommen zu werden. Darunter zählen beispielsweise Gerüstbauer, Maurer oder Dachdecker. Bist du in einer solchen Branche beschäftigt, musst du grundsätzlich mit hohen Risikozuschlägen rechnen.

In die PKV wechseln

05 Wie werde ich Privatpatient?

Als Beamter, Selbstständiger oder zum Studiumsbeginn steht dir die PKV ohne Einschränkungen offen.

Bist du angestellt, hängt es von deinem Einkommen ab, ob du von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung wechseln kannst. Ab einem jährlichen Bruttoeinkommen von 66.600 Euro kannst du dich dafür entscheiden, Privatpatient zu werden. Wichtig ist, dass dein Einkommen für die kommenden zwölf Monate über dieser Grenze lieg

 

Vor dem Wechsel in die private Krankenversicherung solltest du dich mit der Frage beschäftigen, ob du dir die Beiträge auf lange Sicht leisten kannst. Bist du in dieser Hinsicht zuversichtlich, profitierst du von einem deutlich besseren Leistungsniveau im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung.

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Private Zusatzversicherungen

06 Gesetzlich versichert und doch als Privatpatient beim Arzt?

Trotz des Komforts und der umfangreichen Leistungen ist die PKV nicht zwangsläufig besser als die gesetzliche Krankenversicherung. Vor allem der Anstieg der Beiträge ist ein Grund, weshalb manche Privatpatienten im fortgeschrittenen Alter wieder mit einer Rückkehr in die GKV liebäugeln.

Die grundlegende medizinische Versorgung erhältst du auch als Kassenpatient. Zudem übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung auch viele Behandlungen. Abstriche gibt es im Vergleich zur PKV beim Komfort und bei der Zulassung von modernen Therapien.

Ein Upgrade der GKV gewünscht?

Du wünschst dir in einigen dieser Bereiche einen besseren Versicherungsschutz? Dann schau dich bei den Krankenzusatzversicherungen um. Mit diesen kannst du dir einige Leistungen dazuholen, etwa bei der Zahngesundheit, alternativen Heilmethoden sowie ambulanten oder stationären Krankenhausleistungen.

Welche Kosten übernimmt die GKV?

Die Kostenübernahme wird in der gesetzlichen Krankenversicherung gemeinschaftlich finanziert. Das hat zur Folge, dass das Leistungsangebot sich auf notwendige Leistungen beschränkt. Das Angebot der Krankenkassen muss wirtschaftlich sein, so schreibt es das Sozialgesetzbuch vor. Medizinische Maßnahmen, die nicht zwingend nötig sind, werden deshalb nicht abgedeckt.

Trotz der Einschränkungen bezahlen die Krankenkassen sehr viele Leistungen. Dazu gehören:

  • Alle Untersuchungen sowie präventive Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten
  • Standardimpfungen
  • Krankenhausaufenthalte
  • Verschreibungspflichtige Medikamente (zum großen Teil)
  • Grundlegende Zahnbehandlungen
  • Psychotherapie
  • Behandlung und Nachsorge bei Unfallverletzungen

Selbstzahlerleistungen

Einige Behandlungsmethoden, die der Arzt dir anbietet, übernehmen die Krankenkassen jedoch nicht. Dazu gehören die Augeninnendruckmessung zur Glaukom-Früherkennung, einige Ultraschalluntersuchungen beim Frauenarzt oder Akupunkturbehandlungen. Diese sogenannten individuellen Gesundheitsleistungen – kurz IGeL – musst du selbst zahlen. Die Abrechnung erfolgt, genau wie bei den Privatpatienten, über die amtliche Gebührenordnung für Ärzte. Mehr Details dazu findest du auf der Internetseite IGeL-Monitor vom Medizinischen Dienst Bund.

Hast du noch Fragen? Melde dich gerne bei uns

Zuletzt aktualisiert am: 05.07.2023

Autor des Beitrags

Jenny
Expertin für Krankenversicherungen