Anja Schlicht
Anja Schlicht

Redaktionsleitung

ARD Plusminus und ZDF Zoom: Rentendebakel und Altersarmut

Gleich zwei Sendungen in der ARD und im ZDF thematisieren heute Rente, arme Senioren und die geplanten Verbesserungen in der Altersvorsorge durch eine neue Rentenreform. Diese sieht unter anderem Freibeträge für Geringverdiener vor, die privat vorsorgen, sowie höhere staatliche Zulagen bei der Riester-Rente. Doch auch bei der gesetzlichen Rente soll sich einiges tun.

Veröffentlicht am 1. November 2016

Spätestens Ende des Monats werden die Bürgerinnen und Bürger wissen, wie die Regierung die drei Säulen der Altersvorsorge stärken will. Die Reform der Betriebsrente ist dabei schon auf den Weg gebracht. Mit ihr sollen zukünftig auch kleinere Unternehmen ihren Beschäftigten die Möglichkeit geben, mit einer betrieblichen Altersvorsorge ihren Ruhestand finanziell abzusichern. Beteiligt sich der Chef bei der Betriebsrente seiner Geringverdiener, erhält er vom Staat einen Zuschuss. Laut ZDF Zoom haben bisher 47 Prozent der Geringverdiener überhaupt keine Betriebsrente. Nach dem Willen der Bundesregierung soll sich dies zügig ändern.

Allerdings zeigt ZDF Zoom auch, wie Reformen der Vergangenheit Betriebsrentner zu Verlierern gemacht haben. Denn die betriebliche Altersvorsorge hat Nachteile, die unter anderem dazu führen, dass sich die Auszahlung stark verringert.

ZDF Zoom zur Rentenreform: Ist diese umfassend genug?

Die Versorgungslücke zwischen dem Betrag, den Rentner im Alter brauchen, und gesetzlicher, privater und betrieblicher Rente lässt sich nicht allein durch eine verbesserte Betriebsrente schließen. Daher soll auch die private Vorsorge gestärkt werden. Hierzu plant die Koalition einerseits, die staatlichen Zulagen zu erhöhen, die der Staat Versicherten mit einer Riester-Rente jährlich zahlt. Andererseits sollen Geringverdiener zum Abschluss einer Riester-Rente angeregt werden, indem ihnen Freibeträge eingeräumt werden. Sollten sie trotz Vorsorge im Alter nicht genügend Rente für ihren Lebensunterhalt zur Verfügung haben und Hilfe vom Staat benötigen, rechnet dieser einen Teil der Riester-Rente nicht mehr auf die sogenannte Grundsicherung im Alter an. Riester-Sparer erhalten auf diese Weise mehr Geld als Personen, die nicht entsprechend vorgesorgt haben.

ARD Plusminus: Heutigen Durchschnittsverdienern droht Altersarmut

Ob die von der Regierung anstrebten Maßnahmen tatsächlich zu Verbesserungen führen und Altersarmut eindämmen können, hinterfragt ZDF Zoom in der aktuellen Sendung. ARD Plusminus konzentriert sich dagegen auf Rentner, die bereits in der Armutsfalle stecken. Dem Wirtschaftsmagazin zufolge könnte dieses Schicksal sogar heutigen Durchschnittsverdienern drohen. Denn aufgrund des sinkenden Rentenniveaus frisst sich die Altersarmut immer tiefer in die Gesellschaft, sagt Prof. Stefan Sell vom Institut für Sozialpolitik der Hochschule Koblenz. Dabei liegt das derzeitige Durchschnittseinkommen ihm zufolge bei 3.004 Euro brutto monatlich.

Umso wichtiger ist es, dass die geplante Rentenreform nicht nur auf die Bedürfnisse der heutigen Senioren ausgerichtet, sondern zukunftsorientiert ist. Dabei wird die gesetzliche Rente allein nicht dazu reichen, um den Lebensunterhalt im Alter abzusichern. Je früher sich Bürgerinnen und Bürger mit einer zusätzlichen Vorsorge beschäftigen und je nach Einkommen und persönlicher Situation ihre Möglichkeiten ausloten, desto sorgenfreier können sie in Richtung Ruhestand blicken.