Gestresster Mann
Anja Schlicht

Redaktionsleitung

Corona erstmals Ursache für Berufsunfähigkeit bei Debeka und Co.

Seit zweieinhalb Jahren lebt die Welt mit dem Coronavirus. Die Krankheit verläuft bei jedem Infizierten unterschiedlich. So kämpfen manche noch Monate nach der Infektion mit Beschwerden. Corona als Ursache für Berufsunfähigkeit spiegelt sich nun auch immer häufiger in den Leistungsfällen der Berufsunfähigkeitsversicherer wider.

  • Auswertungen von Berufsunfähigkeitsversicherern zeigen, dass Corona als Ursache für den Leistungsfall nun ein Thema ist.
  • Noch ist der Anteil an Versicherten, die aufgrund der Erkrankung berufsunfähig geworden sind, gering.
  • Hauptursache bleiben psychische Erkrankungen.

Zu den häufigsten Ursachen von Berufsunfähigkeit zählen psychische Erkrankungen, Krebs und andere bösartige Geschwülste, Erkrankungen des Bewegungsapparats und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies zeigt auch eine aktuelle Auswertung des Berufsunfähigkeitsversicherers Debeka. Der Anbieter analysierte rund 450.000 Verträge aus dem letzten Jahr. Bei 950 von ihnen zahlte die Berufsunfähigkeitsversicherung erstmals eine Rente aus. In mehr als 40 Prozent der Fälle liegt der Berufsunfähigkeit eine psychische Erkrankung als Ursache zugrunde.

Während die genannten Krankheiten seit Jahren Auslöser für Berufsunfähigkeit sind, kommt mit Corona eine neue Erkrankung hinzu. Die Debeka hat im vergangenen Jahr erstmals eine Corona-Erkrankung als Berufsunfähigkeitsgrund anerkannt und zahlt deswegen die monatliche BU-Rente an die Betroffenen aus.

Auswirkungen von Corona auf BU-Leistungsfälle noch ungewiss

Auch eine Auswertung der Alten Leipziger aus dem Frühjahr zeigt, dass sich eine Corona-Erkrankung als Ursache langsam in den Leistungsfällen widerspiegelt. Der Versicherer kommt auf rund 3.500 neue Leistungsfälle in den letzten zwei Jahren, wovon 20 Fälle mit den Folgen der Infektion mit Covid-19 zusammenhängen. Einer Umfrage des Versicherungsjournals zufolge kommen zudem Swiss Life auf 36 und Volkswohl Bund auf 25 Fälle. Auch die Allianz verbucht Leistungsfälle im zweistelligen Bereich.

Der Anteil von Corona als Grund für die Auszahlung der Berufsunfähigkeitsversicherung ist bei den Anbietern zwar noch gering. Doch niemand kann die Entwicklung in den nächsten Jahren absehen. Generell ist schwer einzuschätzen, wie Corona und die Pandemie die Leistungsfälle der Berufsunfähigkeitsversicherer beeinflussen werden. Neben Long-Covid können auch aufgeschobene Untersuchungen und Operationen dazu führen, dass Krankheiten wie Krebs später erkannt werden und so zu einem schwereren Verlauf führen.

Eine Studie von kanadischen und britischen Medizinern für die medizinisch-wissenschaftliche Fachzeitschrift „The BMJ“ zeigt beispielsweise, dass eine um einen Monat später begonnene Krebstherapie das Sterberisiko um drei Prozent bis 13 Prozent erhöht.

Risikofaktor Long-Covid

Deutlich schwieriger ist abzuschätzen, welchen Einfluss eine Long-Covid-Erkrankung haben wird. Dies liegt nicht nur daran, dass Corona vor allem für Risikopatienten und ältere Menschen eine Gefahr darstellen kann. Diese sind meist nicht oder nicht mehr gegen Berufsunfähigkeit versichert. Auch der Anteil der Betroffenen schwankt je nach Studie stark. Laut dem Robert Koch-Institut sind es zwischen 7,5 Prozent und 41 Prozent der Infizierten.

Long-Covid Beschwerden sind zum Beispiel die sogenannte Fatigue, ein Zustand der Müdigkeit, Erschöpfung und eingeschränkten Belastbarkeit. Auch Konzentration- und Gedächtnisprobleme gehören zu den Symptomen, bekannt als „brain fog“. Darüber hinaus sind Schlafstörungen, Kurzatmigkeit, Muskelschmerzen und depressive Verstimmungen möglich.

Erschwert Corona den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung?

Nicht nur beim Leistungsfall ist die Corona-Erkrankung nun ein Faktor. Seit einigen Monaten spielt sie auch bei der Antragstellung eine Rolle. Denn die Corona-Infektion müssen Interessierte in den Gesundheitsfragen angeben. Die Berufsunfähigkeitsversicherer gehen dann unterschiedlich mit der Vorerkrankung um.

Verlief die Infektion symptomfrei, steht einem Abschluss in der Regel nichts im Weg. Bei einem leichten und schweren Verlauf stellen die Anbieter den Antrag häufig für ein paar Wochen bis zu einem Jahr zurück – mit dem Ziel, mögliche Spätfolgen der Erkrankung absehen zu können. Nach Ablauf der Wartezeit können Interessierte einen neuen Antrag stellen.