
Energiekosten steigen: Wie Verbraucher bei Heiz- und Stromkosten sparen
Die Strom- und Gaspreise sind für Verbraucher enorm angestiegen. Auch in Sachen Heizkosten müssen sie in der aktuellen Heizperiode höhere Kosten als im Vorjahr einplanen. Warum es teurer wird und wie Verbraucher sparen können, erklärt finanzen.de.
Warum steigen die Preise für Strom, Gas und Heizen?
Die Preise für Strom und Gas sind bei den Großhändlern aufgrund der knappen Ressourcen aktuell sehr hoch. In vielen Regionen der Welt ist die Nachfrage nach Energie und damit nach Gas und Kohle nach den vielen Monaten der Corona-Krise wieder gestiegen. Die Wirtschaft läuft besser, das Angebot bleibt aber knapp. Haben die Gasanbieter keine langfristigen Verträge mit dem Großhändler vereinbart und so Gas zu einem günstigeren Preis auf Vorrat gekauft, müssen sie deshalb jetzt viel mehr bezahlen als beispielsweise noch vor einem Jahr. In der Folge gilt gleiches für Stromanbieter.
Zudem befinden sich die Netzentgelte, also die Beschaffungskosten bei den Stromanbietern, auf Rekordhöhe. Die Netzentgelte machen rund ein Viertel des Strompreises aus. Auch beim Gas sind diese Entgelte gestiegen. Die höheren Kosten können an die Endkunden weitergegeben werden. Im Vergleich zu den Strompreisen von 1998 müssen Verbraucher im Durchschnitt heute 67 Prozent mehr zahlen.
Auch beim Heizöl gibt es Preiserhöhungen. Der Kurs folgt dem Rohölpreis und dieser ist zu Beginn der Corona-Krise erst stark gefallen und hat nun wieder sehr angezogen. Bedingt ist der hohe Ölpreis auch durch die steigenden Preise für Kohle und Gas – Öl wird so zunehmend als Alternative in der Stromerzeugung genutzt. Die Nachfrage steigt also, der Ölverbund OPEC+ erhöht die Fördermenge aber nicht stärker als geplant.
Lag der Fasspreis für Rohöl im April 2020 bei nur etwa 28 US-Dollar, liegt er Ende Oktober 2021 bei 84 US-Dollar. Aktuell beträgt der Heizölpreis bei 89,60 Euro für 100 Liter und klettert unaufhaltsam dem Höchstpreis der letzten zehn Jahre von 95,95 Euro entgegen. Weiterer Treiber der Preiserhöhungen ist der schwächelnde Eurokurs, wird Rohöl doch in Dollar notiert.
Was lässt sich gegen die Preiserhöhungen tun?
Noch bis Mitte November haben Strom- und Gasanbieter Zeit, ihre Kunden über mögliche Preiserhöhungen im kommenden Jahr zu informieren. Diese werden bundesweit unterschiedlich ausfallen. Laut einer Verivox-Strompreis-Auswertung sollen die Preise in Bremen mit 13 Prozent am meisten anziehen. In Sachsen-Anhalt wird es vermutlich kaum Erhöhungen geben.
Verbrauchern steht bei außervertraglichen Preiserhöhungen des Strom- oder Gasanbieters stets ein Sonderkündigungsrecht zu. Passt der Anbieter die Preise an, können sie so ganz einfach ohne Einhaltung der vertraglichen Fristen kündigen und einen günstigeren Anbieter suchen. Bei den Heizölpreisen bleibt vor allem Mietern kaum eine andere Alternative, als besonders auf das Heizverhalten zu achten.
Strom, Gas, Heizöl: Wie lassen sich Energiekosten im privaten Haushalt einsparen?
In puncto Stromkosten sind alle Handlungen sinnvoll, die den Verbrauch reduzieren. So hilft die Nutzung einer Verteilersteckdose mit Ausschalter dabei, Geräte, die gewöhnlich in den Standby-Modus gehen und weiter Strom verbrauchen, wirklich auszuschalten. Ladegeräte für Telefon, Laptop und Co. werden gerne allzeit bereit in den Steckdosen gelassen. Doch so verbrauchen sie rund um die Uhr Strom.
Der Kühlschrank ist ein echter Stromfresser. Regelmäßiges Abtauen soll laut Studien jährlich 15 bis 45 Prozent Stromkosten einsparen, da die Geräte ohne die Vereisung effizienter arbeiten. Auch sollte selten die höchste Kühlstufe verwendet werden. Je Grad kälter im Kühlschrank steigt der Stromverbrauch um sechs Prozent an.
Auch der Spareffekt zwischen LED-Lampen und Glühbirnen ist gewaltig. Laut dem Deutschen Institut für Qualitätsstandards und -prüfung e.V. vermindert der Tausch von 60-Watt-Lampen durch LED-Leuchten den Stromverbrauch um 520 kWh pro Jahr – das sind etwa 165 Euro.
Beim Kochen gelten für Strom und Gas einige Tipps gleichermaßen, will man Energie einsparen. Das Kochen mit geschlossenem Topf verbraucht weniger Energie. Ein passender Deckel macht hier den Unterschied – ist er zu groß kann bis zu viermal so viel Energie benötigt werden. Schnellkochtöpfe helfen ebenso bei der Energieeinsparung wie das erhitzen von Wasser mit dem Wasserkocher statt auf dem Herd. Die Kochplatten sollten auch früh genug ausgeschalten werden, um die Restwärme zu nutzen. Ein Vorheizen des Backofens ist meist unnötig und die Umlufteinstellung verbraucht etwa 15 Prozent weniger Energie als Ober- und Unterhitze.
Beim Heizen sparen
Klassischer Kostenfaktor beim Heizen ist oft die Art der Lüftung. Wird geheizt, sollten die Fenster nie auf Kipp sein. Besser ist das weite Öffnen der Fenster für nicht mehr als fünf Minuten, bestenfalls herrscht Durchzug, damit ein möglichst schneller Luftwechsel erfolgt. Der Heizkörper sollte während des Stoßlüftens unbedingt ausgeschalten werden, da er sonst unnötig hochpowert.
Fenster und Türspalten sollten Verbraucher gut abdichten und Türen zu weniger genutzten, kühleren Räumen im Winter stets geschlossen halten. Das Schließen von Vorhängen oder Rollläden über Nacht trägt ebenfalls zur besseren Wärmeisolierung der Fenster bei.
Durch den Austausch alter Thermostate zu programmierbaren lassen sich laut des Umweltbundesamtes etwa zehn Prozent Energie einsparen. Ideal sind für den Wohnbereich 20 Grad, für die Küche 18 Grad und das Schlafzimmer 17 Grad. Abends und wenn man längere Zeit nicht zu Hause ist, sollte die Heizung zwar heruntergeregelt, aber im Winter nie ganz ausgeschalten werden. Kühlen die Wände aus, ist der Energieverbrauch weit höher, als wenn die Heizung auf geringerer Temperatur weiter läuft. Möbel und Vorhänge vor dem Heizkörper reduzieren die Leistung ebenso wie eine starke Verstaubung bei Heizungen mit Gitter.
Was bedeutet die Teuerung der Energiepreise für die Wirtschaft?
Die anziehenden Energiepreise sind ein erheblicher Treiber der steigenden Inflation. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, ist überzeugt, dass „der Anstieg der Inflationsrate im September ausschließlich auf eine noch höhere Teuerungsrate bei Energie” zurückgeht. Die deutschen Importpreise haben im Spätsommer so stark wie seit der zweiten Ölkrise 1981 nicht mehr angezogen. Der Erdgaspreis lag im August 2021 um 170 Prozent höher als im August 2020. Bei Erdöl betrug die Erhöhung im Vergleich zum Vorjahr 63,3 Prozent.
Die Angst wächst deshalb von einer „importierten Inflation”, also einer Übertragung der Preissteigerungen im Ausland auf das Inland über Importe. Hier zeigt sich, wie problematisch die deutsche Rohstoffabhängigkeit im Energiesektor werden kann.