
EZB hebt Leitzins auf 3 Prozent an – Fluch und Segen für Verbraucher
Drei Prozent sind es nun also. Auf diesen Wert hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins gestern festgelegt und gleichzeitig eine weitere Erhöhung für März angekündigt. Denn noch hat die Zentralbank die Inflation nicht im Griff. Für Verbraucher, die auf Sparkonten setzen, ist der steigende Leitzins auf den ersten Blick eine gute Nachricht.
- Mit der fünften Anpassung infolge steigt der EZB-Leitzins auf das höchste Niveau seit 2008.
- Die Zentralbank blickt zudem voraus und will bereits im kommenden Monat nachsteuern.
- Ein höherer Leitzins macht Sparkonten – mit Abstrichen – attraktiver.
Nachdem die Europäische Zentralbank vergleichsweise lange gezögert hat, den Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation anzuheben, folgte nun bereits die fünfte Anpassung infolge. Jetzt liegt der Zins bei drei Prozent – so hoch wie seit Ende 2008 nicht mehr. Dabei dürfte dieser Wert nur eine Momentaufnahme sein. Denn die Zentralbanker haben für März einen weiteren Zinsanstieg von 0,5 Prozentpunkten angekündigt.
„Ein restriktives Zinsniveau wird im Laufe der Zeit die Inflation senken, indem es die Nachfrage dämpft, und gleichzeitig dem Risiko vorbeugen, dass sich die Inflationserwartungen dauerhaft nach oben verschieben“, so die Europäische Zentralbank.
Erst wieder 2025 Inflation auf Zielniveau
Bis die Inflation auf den von der EZB anvisierten Wert von zwei Prozent fallen wird, dauert es jedoch noch viele Monate. In ihrer letzten Inflationsprognose vom Dezember letzten Jahres geht die Zentralbank davon aus, erst 2025 am Ziel anzukommen:
Inflationsprognose:
- 2022: 8,4 Prozent
- 2023: 6,3 Prozent
- 2024: 3,4 Prozent
- 2025: 2,3 Prozent
EZB beim Leitzins zum Handeln gezwungen
Ob der EZB-Kurs langfristig Erfolg haben wird, muss abgewartet werden. Generell ist die Leitzinserhöhung eine gute Inflationsmaßnahme, wenn diese nachfrageinduziert ist. Durch den höheren Leitzins steigen einerseits die Kreditzinsen, was Käufe „auf Pump“ unattraktiv macht. Andererseits erhöhen sich die Zinsen für Sparkonten, was das Sparen interessanter macht.
Die aktuelle Inflation ist jedoch angebotsinduziert. Das Angebot beispielsweise von Energie ist begrenzt, deswegen steigt der Preis dafür. Dennoch hat die EZB keine Wahl – sie muss agieren, damit die Wirtschaft die hohe Inflationsrate nicht als neue Normallage betrachtet und ihre Preise entsprechend anpasst.
Zudem hat die Zentralbank den Blick auf die sogenannte Kerninflation, bei der schwankungsreiche Produkte wie Lebensmittel und Energie herausgenommen sind. Diese liegt derzeit stabil bei etwa 5 Prozent, während die Inflation im Januar im Euroraum auf 8,5 Prozent sank.
Höhere Sparzinsen von Inflation geschluckt
Ein hoher Leitzins hat Vor- und Nachteile. Für Kreditnehmer oder solche, die es werden, ist ein hoher Zins schlecht, denn er macht die Kreditzinsen teuer. Das spüren beispielsweise Verbraucher, die an einer Baufinanzierung oder Anschlussfinanzierung interessiert sind. Die Zinsen sind binnen eines Jahres deutlich gestiegen.
Auf der anderen Seite beginnen die Banken wieder Sparzinsen anzubieten. Für eine einjährige Festgeldanlage bekommen Sparer aktuell bis zu 2,6 Prozent – vor einigen Monaten war dies undenkbar. Doch auch wenn sich die Zinsen auf Sparkonten erhöhen und Verbraucher das Gefühl bekommen, dass sich das Sparen wieder lohnt, sollten sie dabei die Inflation im Blick behalten. Solange diese höher als der Zinssatz ist, verliert ihr Geld an Wert. Allein aufs Sparen zu setzen, wird daher auch zukünftig kein erfolgsversprechender Weg zum Vermögensaufbau sein.