Anja Schlicht

Redaktionsleitung

Geld anlegen im Ausland: Was leisten Zinsportale?

Immer mehr Menschen interessieren sich dafür, ihr Geld im Ausland auf einem Tages- oder Festgeldkonto anzulegen. Dort bieten die Banken im Vergleich zu deutschen Geldinstituten oftmals höhere Zinsen. Zinsportale wie WeltSparen, Zinspilot und Savedo erleichtern es Interessierten, von den besseren Konditionen zu profitieren. Doch Stiftung Warentest mahnt zur Vorsicht.

Veröffentlicht am 24. August 2017

Tages- oder Festgeldkonten mit einem akzeptablen Zinssatz sind in Deutschland im Zuge der Niedrigzinsphase Mangelware. Manche Sparer suchen daher nach neuen Anlagemöglichkeiten und lassen ihren Blick ins Ausland schweifen. Dort bieten ihnen einige Geldinstitute attraktive Konditionen. Um diese zu nutzen, können sich Anleger an unterschiedliche Zinsportale im Internet wenden. Immer mehr vor allem ältere männliche Sparer scheinen die Möglichkeit zu nutzen.

So hat beispielsweise WeltSparen in den vergangenen sechs Monaten fast 23.000 neue Kunden gewonnen, sagt Nina Schultes, Pressesprecherin des Unternehmens. Auch die Wettbewerber Savedo und Zinspilot berichten vom stetigen Kundenzuwachs. Savedo verbucht dem Geschäftsführer Björn Jüngerkes zufolge jeden Monat Neukunden im vierstelligen Bereich, bei Zinspilot kommt laut dem Leiter Andreas Wiethölter täglich eine dreistellige Zahl neuer Anleger hinzu.

Ausländisches Tagesgeld oder Festgeld nutzen: Zinsportale erleichtern Zugang

Sparer, die ihr Geld im Ausland anlegen wollen, haben verschiedene Zinsportale zur Auswahl. Diese unterscheiden sich unter anderem in ihrer Angebotsvielfalt, bei der Kontoführung und bei der Höhe der Mindesteinlagen. WeltSparen stellt beispielsweise den größten Anbieter dar. Er bietet „aktuell über 140 Tages- und Festgeld-Angebote bei 34 Partnerbanken“, fasst Schultes zusammen. Dabei haben Kunden jeweils ein individuelles Konto bei der von ihnen gewählten europäischen Partnerbank.

Zinspilot setzt dagegen auf ein zentrales Konto, das die Anleger für alle Sparprodukte nutzen können. Schon „ab einem Euro sind Anlagen möglich“, betont Wiethölter. Hinter dem Portal steht die Gesellschaft Deposit Solutions, die vor Kurzem Savedo akquiriert hat. Beide Zinsportale erweitern dadurch ihre Produktpalette für interessierte Anleger.

Stiftung Warentest: Nicht alle Angebote der Zinsportale empfehlenswert

Wie gut Zinsportale sind, hat die Stiftung Warentest in diesem Jahr getestet. Dabei stand vor allem der Faktor Sicherheit im Fokus. Über die Einlagensicherung sind zwar bis zu 100.000 Euro pro Anleger im Fall einer Pleite geschützt. Doch die Verbraucherorganisation weist darauf hin, dass sich „viele nationale Sicherungssysteme noch im Aufbau befinden.“ Im Ernstfall müsste daher das jeweilige Land einspringen, um Anleger zu entschädigen.

Die Stiftung Warentest bezweifelt jedoch, dass Staaten mit schwacher Wirtschaftskraft in der Lage sind, die Verluste der Sparer zeitnah zu ersetzen. Entsprechend sind in den Augen der Tester nur die Angebote empfehlenswert, die aus Ländern kommen, denen Ratingagenturen eine sichere beziehungsweise sehr sichere Wirtschaftskraft bescheinigen. Daher rät Stiftung Warentest beispielsweise von Angeboten portugiesischer, italienischer, rumänischer und tschechischer Banken ab.

 

Einlagensicherung der Banken

Durch die Einlagensicherung sind Guthaben auf einem Tages- oder Festgeldkonto in Höhe von bis zu 100.000 Euro pro Bank und Anleger über das nationale Sicherungssystem geschützt, sollte eine Bank innerhalb der Europäische Union insolvent werden.

Zinsportale wehren sich gegen Kritik der Stiftung Warentest

Auf die Kritik angesprochen erwidert WeltSparen, dass Stiftung Warentest „nicht die Entschädigung selbst infrage stellt, sondern lediglich die Fristmäßigkeit der Rückzahlung.“ Jeder Sparer müsse daher für sich entscheiden, ob er diese Bedenken teilt, so Schultes. Zudem berücksichtige die Verbraucherorganisation nicht den Umfang der Sicherheitstöpfe der verschiedenen Länder. Viele erreichten bereits jetzt die erst ab 2024 geforderte Mindesthöhe von 0,8 Prozent der gesicherten Einlagen. Auch Savedo weist auf die stabil aufgestellten Einlagensicherungssysteme der Anlageländer hin.

Verschiedene Maßnahmen zum Schutz der Anleger

Um Kunden eine größtmögliche Sicherheit zu bieten, haben die Zinsportale unterschiedliche Mechanismen eingeführt. Häufig ist der maximale Anlagebetrag pro Bank auf die Summe begrenzt, die über die Einlagensicherung geschützt ist. Zinspilot listet beispielsweise nur „Anlageangebote von Banken aus EU-Ländern auf, die mindestens ein Länderrating im Bereich ‚Investment Grade‘ – also eine sehr gute bist befriedigende Bonität aufweisen“, erläutert Wiethölter. Zudem bietet das Portal seinen Kunden Rating-Indizes, auf dessen Grundlage sie selbst entscheiden, wo sie ihr Geld anlegen wollen.

Bei Savedo werden unter anderem die finanzielle Situation, die Kreditwürdigkeit und die Eigenkapitalausstattung der ausländischen Bank umfassend geprüft, um „das Risiko eines Ausfalls zu minimieren“, sagt Jüngerkes. WeltSparen weist außerdem auf die direkten und indirekten geldpolitischen Maßnahmen der überstaatlichen Institute wie der Europäischen Zentralbank und der EU-Kommission hin, die zum Schutz der Anleger beitragen.

Ausländische Tages- und Festgeldkonten auch künftig mit Zinsvorteilen

Die Zinsportale sind überzeugt, dass Anleger auch in Zukunft von Zinsvorteilen im Ausland profitieren, sollten sich die Konditionen in Deutschland wieder verbessern. Denn einerseits zeigt sich schon jetzt, dass sich die Zinssätze innerhalb der Europäischen Union erheblich unterscheiden. Andererseits müssen die Banken ihre Zinsen zwangsläufig über dem deutschen Niveau halten, wenn sie für ausländische Anleger attraktiv bleiben wollen.