Person rechnet mit Taschenrechner
Anja Schlicht

Redaktionsleitung

Private Rentenversicherung: Rentenfaktor sinkt 2022 um 10 Prozent

Bei der privaten Altersvorsorge sind im Angesicht der Niedrigzinsphase Produkte attraktiv, die durch Investments in den Kapitalmarkt eine hohe Rendite bieten können – wie fondsgebundene Rentenversicherungen. Neben der Rendite ist beim Vergleich der Anbieter auch der Blick auf den Rentenfaktor wichtig. Dieser ist 2022 deutlich gesunken.

Veröffentlicht am 11. März 2022

  • Erreichen Versicherte mit einer fondsgebundenen Rentenversicherung das Rentenalter, wird ihr angespartes Guthaben mit dem Rentenfaktor multipliziert.
  • Je höher er ist, desto höher ist auch die monatliche Rente.
  • Im Vergleich zu 2021 ist der Rentenfaktor deutlich gesunken – der aktuelle Wert noch mehr als der garantierte Rentenfaktor.

Der Rentenfaktor zeigt an, wie viel monatliche Rente Versicherte pro 10.000 Euro angespartes Kapital erhalten. Liegt er beispielsweise bei 30 Euro, sind 10.000 Euro eine Rente von 30 Euro wert. Bei 100.000 Euro, die bei der Verrentung zur Verfügung stünden, bedeutet dies ein Altersgeld von 300 Euro im Monat.

Beim Rentenfaktor wird zwischen dem aktuellen Wert und dem garantierten Wert unterschieden. Beide Kennzahlen hat die Ratingagentur Franke und Bornberg mit dem Vorjahr verglichen. In der Analyse zeigen sich deutlich die Auswirkungen des herabgesetzten Garantiezinses von 0,9 Prozent auf 0,25 Prozent. Im Schnitt sank der aktuelle Rentenfaktor um zehn Prozent.

Aktueller Rentenfaktor 2022 auf Talfahrt

2021 lag der aktuelle Rentenfaktor bei den untersuchten Versicherern bei 29,09 Euro. 2022 sind es nur noch 25,97 Euro, was einem Rückgang von 10,73 Prozent entspricht. „Bei 100.000 Euro Ausgangskapital fehlen also Monat für Monat 31,20 Euro versicherte Rente“, so Franke und Bornberg.

Erheblichen Anteil an der Entwicklung hat der Garantiezins, auch Rechnungszins genannt. Neben den Versicherungskosten und den biometrischen Daten zur Langlebigkeit entscheidet der Zins, wie hoch der Rentenfaktor ist. Als Faustformel gilt: Verändert sich der Rechnungszins um 0,5 Prozent, wird der Rentenfaktor um sieben Prozent angepasst.

Beim Vergleich der 17 untersuchten Versicherer zeigen sich große Unterschiede. Den höchsten Wert bietet 2022 Condor (26,61 Euro), gefolgt von Stuttgarter (26,45 Euro) und Continentale (26,44 Euro). Am Ende befinden sich LV 1871 (26,97 Euro), uniVersa (25,68 Euro) und Helvetia (24,07 Euro).

Viele Versicherer haben garantierten Rentenfaktor 2022 gesenkt

Während der aktuelle Rentenfaktor Aufschluss darüber gibt, wie viel das Vertragsguthaben zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses wert ist, gibt der garantierte Rentenfaktor an, wie viel Rente Versicherte in jedem Fall bekommen, wenn die Auszahlung der Rentenversicherung ansteht. Wie die Versicherungsunternehmen diesen berechnen, ist unterschiedlich. Sie können beispielsweise pauschal 80 Prozent vom aktuellen Rentenfaktor nehmen.

Auch der garantierte Rentenfaktor ist 2022 gesunken. Im Schnitt liegt der Rückgang aber nur bei 1,07 Euro. Beim aktuellen Rentenfaktor sind es 3,12 Euro. Drei der 24 untersuchten Versicherer erhöhten den Wert sogar:

  • Allianz von 14,74 Euro auf 21,03 Euro
  • Continentale von 21,87 Euro auf 23,24 Euro
  • Basler von 21,32 Euro auf 22,19 Euro

Auch hier zeigen sich große Unterschiede zwischen den Anbietern. Den höchsten garantierten Rentenfaktor bietet aktuell WWK mit 25,93 Euro knapp vor Condor mit 25,92 Euro. Am hinteren Ende findet sich die Württembergische mit 17,69 Euro wieder.