Anja Schlicht

Redaktionsleitung

Talfahrt der Riester-Rente setzt sich fort

Im vergangenen Jahr ist die Anzahl der abgeschlossenen Riester-Renten um rund 350.000 Verträge gesunken. Der Vertragsschwund erreicht damit einen neuen Negativrekord. Dieser Trend ist jedoch nicht überraschend. Schließlich scheint die Politik die Riester-Rente aufgegeben zu haben. Doch Alternativen der geförderten Altersvorsorge fehlen bislang.

  • Vor allem die niedrige Rendite lässt diese Altersvorsorge unattraktiv wirken.
  • Doch Alternativen zur geförderten Vorsorge bleiben bisher aus, trotz mehrerer Vorschläge aus verschiedenen Bereichen.

Über 16,5 Millionen Riester-Renten-Verträge gab es noch vor knapp zehn Jahren. Doch nachdem die Anzahl zwischen 2016 und 2018 stagnierte, nimmt sie seitdem kontinuierlich ab. Im vergangenen Jahr verbuchte das Bundesarbeitsministerium für Arbeit und Soziales 348.000 Verträge oder zwei Prozent weniger als 2021. Von den verbleibenden rund 15,9 Millionen Verträgen schätzt das Ministerium, dass rund jeder vierte bis fünfte Vertrag nicht mehr bespart wird.

Zu den abgeschlossenen Verträgen zählen Riester-Renten-Versicherungen, Banksparverträge, Investmentfonds und Wohn-Riester-Verträge. Das größte Minus machten 2022 die Spar- und Wohn-Riester-Verträge mit jeweils rund fünf Prozent.

Versicherer melden Einbruch beim Riester-Geschäft

Der Vertragsschwund hat unterschiedliche Gründe. Einige Riester-Renten kommen beispielsweise regulär zur Auszahlung, bei anderen Verträgen entscheiden sich die Versicherten für eine Kündigung. Gleichzeitig gibt es immer weniger Menschen, die die geförderte Altersvorsorge abschließen. Das liegt unter anderem daran, dass es die Politik in den letzten Jahren versäumt hat, die Attraktivität der Riester-Rente zu erhöhen. Den immer wieder kritisierten hohen Kosten der Vorsorgeform steht mittlerweile eine Garantieverzinsung von nur noch 0,25 Prozent gegenüber. Dies führt zu einer sehr niedrigen Rendite, die einzig durch die staatliche Förderung in Form von Zulagen und Steuervorteilen zustande kommt.

Passend dazu hat die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) aktuell bekannt gegeben, dass ihr Geschäft mit den Lebensversicherungen 2022 um 13 Prozent zurückgegangen ist. Spürbar ist dabei vor allem der Einbruch der Riester-Rente-Abschlüsse. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sieht tiefrote Zahlen bei der geförderten Altersvorsorge. Er vermeldet ein Minus im Neugeschäft von 60 Prozent im Vergleich zu 2021, berichtet das Handelsblatt.

Kaum Impulse aus der Politik

Um der privaten Altersvorsorge einen Schub zu geben, sehen die Versicherer die Politik in der Verantwortung. SPD, Grüne und FDP haben in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, „die gesetzliche Anerkennung privater Anlageprodukte mit höheren Renditen zu prüfen.“ Doch passiert ist bislang wenig. Die sogenannte Aktienrente steht zwar zur Debatte, allerdings wird sie nicht mehr dazu genutzt, die Rente der Deutschen zu erhöhen. Stattdessen soll sie zur finanziellen Stabilisierung der gesetzlichen Rentenversicherung dienen.

Der GDV selbst hat in der Vergangenheit einen Vorschlag unterbreitet, wie die Altersvorsorge reformiert werden könnte. Der Verband regt die Einführung einer Bürgerrente an, die unter anderem nachhaltiger und renditestärker als die Riester-Rente sein soll. Dem Konzept zufolge bezuschusst der Staat dabei jeden eingezahlten Euro mit 50 Cent.

Auch die CDU sieht das Ende der Riester-Rente und spricht sich für eine neue geförderte Form der privaten Altersvorsorge aus. Wie diese konkret aufgebaut ist, könnte die Partei mit ihrem Grundsatzprogramm Ende des Jahres festlegen.