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Deutschlandrente & Co.: Alternativen zu privater Vorsorge

Mit der Deutschlandrente haben drei hessische Minister ein neues Rentenmodell vorgestellt und die Diskussion um die Zukunft der Altersvorsorge wieder in Gang gebracht. Die Minister unterstützen einen staatlichen Fonds, mit dem sich Rentenlücken schließen und Kosten im Vergleich zur privaten Vorsorge reduzieren lassen. Nun bekommen sie Rückendeckung von den Verbraucherzentralen.

Die Deutschlandrente könnte nach Ansicht der drei hessischen Minister Tarek Al-Wazir (Grüne), Stefan Grüttner und Dr. Thomas Schäfer (beide CDU) eine Ergänzung zur privaten und betrieblichen Altersvorsorge bieten. Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung und längeren Lebenserwartung steht die umlagefinanzierte gesetzliche Rentenversicherung vor erheblichen Herausforderungen. So ist zu erwarten, dass die Rentenleistungen für zukünftige Generationen häufig nicht mehr ausreichen. Politiker wie Finanzexperten raten daher Verbrauchern schon seit geraumer Zeit zu zusätzlichen Altersvorsorgebemühungen. Jedoch gelten sowohl Riester-Rente als auch die betriebliche Altersvorsorge vielen Experten als zu teuer und unzureichend. Das Modell Deutschlandrente baut hier auf geringe Kosten.

So soll die Deutschlandrente funktionieren

Die Idee zur Deutschlandrente ist einfach. Zusätzlich zu den Beitragszahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung zahlen Rentenversicherte automatisch in die Deutschlandrente ein. Dabei handelt es sich nicht um ein umlagefinanziertes System, wie die Rentenversicherung, sondern ein einfaches Vorsorgeprodukt, das im Gegensatz zu Verträgen der privaten Altersvorsorge geringere Kosten aufweist. Da die Deutschlandrente nicht beworben werden muss und sich auch die Aufwendungen für die Verwaltung oder für Provisionen reduzieren bzw. ganz entfallen, fließt mehr Geld in die eigentliche Altersvorsorge. Verwaltet werden soll die Deutschlandrente beispielsweise durch die Deutsche Rentenversicherung, da diese ohne eigenes Gewinninteresse agieren kann.

Deutschlandrente: Kritik und Gegenargumente

Kritiker befürchten, dass die Deutschlandrente zu einer Zwangsrente avancieren könnte. Die hessischen Minister bauen in ihren Plänen tatsächlich auf eine automatische Vorsorge. Sie räumen jedoch die Möglichkeit eines Opt-outs ein, also einer Absage an die Deutschlandrente durch unwillige Beitragszahler. Ein weiterer Kritikpunkt: Wenn das Altersvorsorgevermögen in staatlicher Hand liegt, wäre es dem Staat möglich, in Finanznotlagen auf dieses Geld zurückzugreifen. Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, erklärt gegenüber der FAZ, dass die Deutschlandrente zwar eine wirklich „lohnenswerte Idee“ ist. Hinsichtlich eines möglichen staatlichen Zugriffs müsste im Vorfeld allerdings geklärt werden, wie das Vorsorgevermögen geschützt wird, „vielleicht sogar durch eine verfassungsrechtliche Zusage.“

Gibt es Alternativen zur Deutschlandrente?

Die Deutschlandrente ist längst nicht der erste Plan zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung. Gerade hinsichtlich drohender Altersarmut gab es bereits mehrere Konzepte, die beispielsweise Geringverdiener mit erweiterten Rentenansprüchen unterstützen sollen. Die Pläne zur Lebensleistungsrente oder auch Solidarrente sehen etwa eine Aufstockung geringer Rentenzahlungen auf bis zu 850 Euro vor. Voraussetzung dafür ist eine vorhandene private Altersvorsorge. Zudem besteht der Anspruch nur dann, wenn bei mindestens 40 Beitragsjahren 30 Jahre oder mehr in die Rentenkasse eingezahlt wurde. Dieses Konzept geht nach Ansicht vieler Kritiker allerdings an der Realität vorbei. Schließlich haben gerade ehemalige Geringverdiener, deren Rentenansprüche unter 850 Euro liegen, während ihres Berufslebens meist nicht genug Einkommen zur Verfügung gehabt, um einen Teil in die private Altersvorsorge zu investieren.

Vorsorgekonto: Vorschlag liegt bereits seit 2012 auf Eis

Die Lebensleistungsrente ist nicht der einzige Vorschlag. Das Land Baden-Württemberg hat bereits 2012 unter Verbraucherminister Alexander Bonde mit dem Vorsorgekonto ein der Deutschlandrente sehr ähnliches Konzept befürwortet. Demnach soll eine Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsicht, beispielsweise die Deutsche Rentenversicherung oder die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), jedem Verbraucher ein Vorsorgekonto ermöglichen, das sich durch geringe Verwaltungs- und Abschlusskosten auszeichnet. Zudem sehen die Pläne die Vererbbarkeit des angesparten Vorsorgevermögens und die Berechnung einer „realistischen Lebenserwartung“ bei der Rentenkalkulation vor.

Dieser Vorschlag wurde von der jetzigen Bundesregierung ebenso wie die Pläne zur Deutschlandrente bisher nicht aufgegriffen. Einen Alleingang können einzelne Bundesländer wie Baden-Württemberg dabei nicht unternehmen. Denn die Rentenpolitik wird auf Bundesebene entschieden.