Person rechnet mit Taschenrechner
Jenny Gebel

Online-Redakteurin

Krankenkassenbeitrag könnte deutlich steigen – Reformen unter Beschuss

Gesetzlich Versicherte sollten sich im nächsten Jahr auf deutlich höhere Krankenkassenbeiträge einstellen. Laut ersten Prognosen könnte der Zusatzbeitrag auf mindestens 2,45 Prozent ansteigen. Ein Grund dafür sind teure Projekte der Bundesregierung, etwa die Klinikreform. Wie reagieren die Kassen in dieser Lage?

  • In der gesetzlichen Krankenversicherung droht ein drastischer Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitrages von 1,7 Prozent auf 2,45 Prozent ab 2025.
  • Ein Grund ist die teure Klinikreform von Gesundheitsminister Lauterbach.
  • Die Kassen erwägen daher eine Klage gegen die Reformpläne.

Der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) schlägt Alarm: Aktuelle Prognosen deuten auf eine drastische Erhöhung der Krankenkassenbeiträge hin. Nach internen Berechnungen könnte der durchschnittliche Zusatzbeitrag ab Januar 2025 von derzeit 1,7 Prozent auf 2,45 Prozent ansteigen. Er kommt zu dem allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent hinzu. Beide Beitragssätze zusammen ergeben die Kosten für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV).

Sollten sich die Annahmen als richtig erweisen, würde sich der Gesamtbeitrag für die Krankenversicherung im nächsten Jahr von aktuell durchschnittlich 16,3 Prozent auf 17,05 Prozent erhöhen. Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen sich diese Kosten jeweils zur Hälfte teilen. Angestellte zahlen ihren Anteil vom Bruttolohn.

Teure Gesetze bringen die Finanzreserven ans Limit

Ein Grund für die steigenden Krankenkassenbeiträge ist das Medizinforschungsgesetz der Ampel-Regierung. Dieses soll die Zulassung von Medikamenten einfacher machen. Knackpunkt: Die Preisverhandlungen der Pharmafirmen können geheim bleiben. Die Kassen, aber auch der PKV-Dachverband, also die Vertreter der privaten Krankenversicherung (PKV), gehen davon aus, dass dies die Behandlungskosten deutlich in die Höhe treiben wird.

Einen weiteren Grund sehen die Kassen in der Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Diese soll zwar langfristig zu geringeren Ausgaben führen. Die nötige Umstrukturierung verschlingt jedoch eine Menge Geld. So plant Lauterbach einen Transformationsfonds, den die Kassen mitfinanzieren sollen. Ab 2026 sollten jährlich etwa 2,5 Milliarden Euro aus Beitragsgeldern in diesen Fonds fließen.

Kurskorrektur gefordert: Krankenkassen erwägen Klage gegen die Bundesregierung

Lauterbachs Reformpläne stoßen bei den Krankenkassen auf heftigen Widerstand.
„Die angedachte Finanzierung des Klinikumbaus ist etwas, was Beitragszahlerinnen und Beitragszahler über Jahre hinweg massiv belasten würde“, begründet Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen (vdek), ihre Haltung im Gespräch mit der Ärztezeitung.

Die Krankenkassen sind daher bereit, juristische Schritte gegen die Bundesregierung einzuleiten. So habe der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen eine verfassungsrechtliche Expertise bei der Staatsrecht-Expertin Prof. Dr. Dagmar Felix (Universität Hamburg) angefragt.

Jens Baas, Vorstandschef der Techniker Krankenkasse (TK), sieht laut Tagesspiegel in der Reform ebenfalls eine Quelle für immer mehr Kostenfallen, die zulasten des Beitragszahlers gehen. Er fordert daher eine Kurskorrektur.