Betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung Eine gute Alternative zur privaten Berufsunfähigkeitsversicherung?
Intro
Das Wichtigste zur betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung kurz & knapp
Über deinen Arbeitgeber kannst du als Angestellter nicht nur eine betriebliche Altersversorgung vereinbaren, sondern auch deine finanzielle Absicherung bei Berufsunfähigkeit regeln. Die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung hat einige interessante Vorzüge, aber auch gewichtige Nachteile.
Im Kern bietet dir die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung die gleichen Leistungen wie die private Variante an.
Vier Fakten zur betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung
- Den Beitrag für die Versicherung zahlst du je nach Variante aus dem Bruttoeinkommen.
- Der größte Vorteil der betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung ist sicherlich, dass diese ohne Gesundheitsfragen abschließbar ist.
- Zu den größten Nachteilen zählt dagegen, dass sich die BU-Rente durch Steuern und Sozialabgaben deutlich reduziert.
- Wirklich sinnvoll ist die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung nur dann, wenn du deinen Arbeitgeber nicht wechseln wirst.
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Los geht‘s
01 Welche Leistungen bietet die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung?
Egal du dich für eine normale Berufsunfähigkeitsversicherung entscheidest oder sie über deinen Arbeitgeber abschließt, die Leistungen sind identisch. Du legst demnach mit Vertragsabschluss fest, wie hoch die Rente sein soll, die dir bei Berufsunfähigkeit ausgezahlt wird. Sobald du zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig bist – also aufgrund von Problemen mit deiner Gesundheit nur noch halb so viel wie bisher leisten kannst – hast du Anspruch auf die Leistungen deiner Berufsunfähigkeitsversicherung.
In der Regel sollte die Berufsunfähigkeitsrente bei 70 Prozent bis 80 Prozent deines Nettoeinkommens liegen. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge raten wir jedoch dazu, die Rente höher anzusetzen. Denn die Auszahlung wird später voll versteuert. Mehr dazu später.
Ein guter Vertrag bietet dir unter anderem die folgenden Leistungen:
Leistung | Beschreibung |
Nachversicherungsgarantie | Du kannst deine Rentenhöhe ohne erneute Gesundheitsprüfung anpassen |
Prognosezeitraum von sechs Monaten | Dein Arzt attestiert die Berufsunfähigkeit für voraussichtlich mindestens sechs Monate |
Dynamik | Deine Rente steigt regelmäßig, um Verluste durch die Inflation auszugleichen |
Rückwirkende Leistungen | Die Leistungen werden auch dann gezahlt, wenn die Berufsunfähigkeit verspätet festgestellt wird oder du sie dem Versicherer verspätet gemeldet hast |
Verzicht auf die abstrakte Verweisung | Ohne den Verzicht darf die Versicherung dich auf einen gleichwertigen Beruf verweisen, in dem du weiterarbeiten könntest |
Beitragshöhe
02 Was kostet eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung?
Mit dem Begriff betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung (bBU) können zwei Varianten gemeint sein:
- Dein Arbeitgeber kümmert sich um den vertraglichen Rahmen. Er kann dabei bessere Konditionen als bei einer normalen Berufsunfähigkeitsversicherung heraushandeln, da für den Versicherer die Aussicht besteht, über die Firma und einen Gruppenvertrag zu vielen neuen Kunden zu kommen.
- Die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung wird im Rahmen einer Direktversicherung, also zusammen mit der betrieblichen Altersversorgung (bAV) vereinbart. Der Versicherungsnehmer ist dann dein Chef, die versicherte Person ist der Mitarbeiter, also du.
Beide Varianten sind bestenfalls günstiger als eine privat abgeschlossene Berufsunfähigkeitsversicherung: entweder weil du über einen Gruppenvertrag mit günstigeren Konditionen sparst (Option 1) oder weil du den Beitrag aus deinem Bruttoeinkommen zahlst und sich dein Chef an den Kosten für die Berufsunfähigkeitsversicherung beteiligt (Option 2).
Bleiben wir bei Variante 2. Denn in der Regel wird unter einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung der Berufsunfähigkeitsschutz im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung verstanden.
Die Kosten für den Schutz hängen von verschiedenen Faktoren ab:
- Alter
- Gewünschte Rentenhöhe
- Laufzeit
- Beruf und Hobbys
Auch dein Gesundheitszustand hat normalerweise Auswirkungen auf die Versicherungskosten. Lässt sich die Berufsunfähigkeitsversicherung allerdings ohne Gesundheitsfragen abschließen – wie bei der bBU möglich –, entfällt dieser Kostenfaktor.
Unser Tipp: Hast du ein Angebot zur betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung vorliegen, vergleiche dieses mit Tarifen zur privaten Berufsunfähigkeitsversicherung. Ziehe dazu die Expertise eines Fachmannes hinzu. So findest du deinen passenden Berufsunfähigkeitsschutz, ob nun in der betrieblichen oder privaten Form.
Wir behalten deine Daten für uns, versprochen.
Spare über die Entgeltumwandlung bei den BU-Kosten
Dein Arbeitgeber kann die Kosten für den Berufsunfähigkeitsschutz mittragen – voll oder auch nur zum Teil. Du übernimmst den restlichen Betrag nach Abzug des arbeitgeberfinanzierten Anteils über die sogenannte Entgeltumwandlung aus deinem Bruttoeinkommen. Dadurch sparst du nicht nur Sozialversicherungsbeiträge ein, sondern auch dein Chef. Diese Ersparnis muss er in Form eines Zuschusses an dich weitergeben.
Das bedeutet: Sobald dein Entgelt umgewandelt wird, muss dein Betrieb 15 Prozent des Arbeitnehmerbeitrags dazugeben. Bei beispielsweise 100 Euro sind dies 15 Euro.
Generell kannst du 2024 pro Monat 604 Euro steuerfrei und 302 Euro sozialabgabenfrei einzahlen, wenn die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung über eine Direktversicherung abgeschlossen wird. Da deine Beiträge aus deinem unversteuerten Brutto fließen, kannst du sie nicht in der Steuererklärung geltend machen.
Durch die gesparten Sozialabgaben verringert sich dein Nettoeinkommen weniger im Vergleich zu deinem eingezahlten Beitrag, wie das folgende Beispiel zeigt. Daher ist die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung im Vergleich zur privaten Absicherung bei gleichen Konditionen günstiger.
Gehalt ohne Umwandlung | Gehalt mit Umwandlung | |
Bruttogehalt | 3.000 Euro | 3.000 Euro |
Entgeltumwandlung (Aufwand für BU brutto) | 0 Euro | 100 Euro |
Abzüglich Renten- und Arbeitslosenversicherung | 318 Euro | 307,40 Euro |
Abzüglich Steuern | 341,00 Euro | 320,91 Euro |
Abzüglich Beitrag für Krankenkasse (Zusatzbeitrag 1,7 Prozent) und Pflegeversicherung (3,4 Prozent) | 300,75 Euro | 290,73 Euro |
Nettogehalt | 2.040,25 Euro | 1.980,96 Euro |
Aufwand für BU netto: 59,69 Euro |
Die Darstellung verdeutlicht: Obwohl 100 Euro an die Versicherung fließen, reduziert sich das Einkommen nur um 60 Euro netto.
Wichtig: Du sparst zwar Sozialabgaben ein. Zugleich zahlst du aber auch weniger an die Rentenkasse. Dadurch reduziert sich dein Rentenanspruch. Lass dich daher beraten, wie du dieses Minus ausgleichen kannst, etwa mit einer privaten Altersvorsorge.
Pros & Contras
03 Welche Vorteile und Nachteile hat eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung?
In der folgenden Übersicht haben wir für dich die Vorteile und Nachteile einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung im Vergleich zu einer privaten Absicherung der Arbeitskraft zusammengefasst.
Betriebliche BU | Private BU | |
Weniger Sozialabgaben während der Einzahlphase | + | – |
Vereinfachte oder keine Gesundheitsprüfung | + | – |
Bei Auszahlung wird nur Ertragsteil versteuert | – | + |
Keine Krankenkassenbeiträge auf Auszahlung für Pflichtversicherte | – | + |
Voller Gestaltungsspielraum | – | + |
Keine Probleme beim Jobwechsel | – | + |
Vorteile einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung im Detail
Wie du bereits im Kosten-Abschnitt lesen konntest, zahlst du weniger Sozialversicherungsabgaben. Dieses finanzielle Plus mag gut klingen. Wesentlich größer ist allerdings der Vorteil einzuschätzen, dass Vorerkrankungen bei der betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung nicht so sehr ins Gewicht fallen.
Die Versicherer bieten dir teils Tarife mit einer vereinfachten Gesundheitsprüfung an. Je nach Anbieter wird sogar ganz auf die Prüfung verzichtet. Dem Versicherungsunternehmen reicht dann eine sogenannte Dienstobliegenheitserklärung. Diese beinhaltet beispielsweise die Bestätigung, dass du
- derzeit voll arbeitsfähig bist und
- in den letzten zwei Jahren nicht mehr als zwei Wochen am Stück krankgeschrieben warst.
Über diese Erklärung ist die Berufsunfähigkeitsversicherung also ohne Gesundheitsprüfung zu bekommen. Es besteht daher kein Risiko, dass du Krankheiten unwissentlich nicht angibst. Dies würde dazu führen, dass du dich der vorvertraglichen Anzeigepflichtverletzung schuldig machst und deinen Versicherungsschutz riskierst.
Nachteile einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung im Detail
Auch wenn der Berufsunfähigkeitsversicherungsschutz ohne Gesundheitsprüfung gerade für Personen mit Vorerkrankung äußerst attraktiv klingt, solltest du dich unbedingt mit den Nachteilen der betrieblichen Absicherung der Arbeitskraft befassen:
Bedenke: Allein durch den Abzug von Kranken- und Pflegebeitrag in der Leistungsphase reduziert sich die betriebliche BU-Rente um fast 20 Prozent. Hast du beispielsweise 2.000 Euro vereinbart, bekommst du nur 1.600 Euro – und da ist die Besteuerung noch nicht einmal berücksichtigt.
Setze die Höhe deiner BU-Rente so an, dass dieses Defizit ausgeglichen wird. Dadurch steigen jedoch die Kosten für die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung. So kann der finanzielle Vorteil durch die Entgeltumwandlung im Vergleich zur privaten BU sehr schnell verloren gehen. Entsprechend wichtig ist es, dass du dich genau zu deinen Optionen beim Berufsunfähigkeitsschutz beraten lässt.
Noch eine Sache: Dein Arbeitgeber beteiligt sich in der Regel nur so lange an den Kosten der betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung, solange er Gehalt zahlt. Sobald du jedoch durch gesundheitliche Probleme, die schließlich zur Berufsunfähigkeit führen, aus der sechswöchigen Lohnfortzahlung ins Krankengeld rutschst, musst du den Versicherungsbeitrag komplett selbst stemmen. Gleiches gilt bei Elternzeit.
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Zuletzt aktualisiert am: 21.12.2023
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