Leistungsquote bei der BU: Was sagt sie aus?

Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abschließt, wünscht sich im Fall der Fälle eine faire Leistungsprüfung seitens des Versicherungsunternehmens. Einen Hinweis auf die Fairness kann die Leistungsquote der BU bieten. Doch was hat es mit diesem Wert genau auf sich?

Angebot anfragen

Das Wichtigste zur BU-Leistungsquote auf einen Blick

Verbraucher sollten sich vor Abschluss eines Vertrags einer Berufsunfähigkeitsversicherung eingehend über die Vertragsdetails und den Anbieter informieren. Die BU-Leistungsquote ist eine Kennzahl, die etwas über eine Versicherungsgesellschaft verraten kann:

  • Anhand der Leistungsquote zeigt sich, wie viele Leistungsanträge ein Versicherer bewilligt und wie viele abgelehnt werden.
  • Es existieren Studien, in denen die Leistungsquoten verschiedener Versicherungsunternehmen errechnet wurden.
  • Die Leistungsquote der Berufsunfähigkeitsversicherung im Leistungsfall kann nützlich sein, sollte aber nicht das einzige Entscheidungskriterium bei der Suche darstellen.

Nachfolgend erklären wir, was es mit der Leistungsquote auf sich hat und wo die Grenzen ihrer Aussagekraft liegen.

Das erfahren Leser im nachfolgenden Ratgeber:

Was ist eine Leistungsquote bei der Berufsunfähigkeits­versicherung?

Die Definition der Leistungsquote bei der BU-Versicherung ist denkbar einfach: Es handelt sich um eine Kennzahl, die angibt, welchen Anteil der gestellten Anträge auf die Berufsunfähigkeitsrente ein Versicherer bewilligt. Mit dem auch als Annahmequote bekannten Wert soll eine Einschätzung darüber möglich sein, wie „fair“ die Versicherungsunternehmen sind und wie zuverlässig sie bei der Auszahlung der Monatsrente agieren.

Immer wieder kommt der Vorwurf auf, dass Anbieter von Berufsunfähigkeitsversicherungen systematisch Leistungen verweigern. Mehrere Studien haben allerdings gezeigt, dass die Leistungsquote der BU-Versicherungen deutlich besser ist als ihr Ruf.

Beispiel zur Leistungsquote

Liegt die Leistungsquote der BU-Versicherung bei 90 Prozent, bedeutet das, dass es bei neun von zehn Anträgen zur Auszahlung der Berufsunfähigkeitsrente kommt, während ein Leistungsantrag abgelehnt wird.

Leistungsquote der BU-Versicherer im Vergleich

Die Leistungsquote wird immer wieder untersucht, etwa von der Ratingagentur Franke und Bornberg, dem Analysehaus Morgen & Morgen oder dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Franke und Bornberg hat beispielsweis im Jahr 2021 eine BU-Leistungsstudie vorgestellt und in diesem Rahmen einige große deutsche Versicherer untersucht. Unter anderem zeigt die Studie, dass 79 Prozent der Entscheidungen der Versicherer zugunsten der Versicherungsnehmer ausfallen.

Unter anderem haben die Analysten die BU-Leistungsquoten nach Rentenhöhe untersucht und dabei festgestellt, dass sich die Versicherer auch bei hohen Renten keine hohe Ablehnungsquote haben:

Rentenhöhe Annahmequote
300€ – 600€80,9%
601€ – 900€78,2%
901€ – 1.200€73,7%
1.201€ – 1.500€72,5%
1.501€ – 1.800€76,4%
1.801€ – 2.100€76,5%
2.101€ – 2.400€74,2%
2.401€ – 2.700€73,9%
2.701€ – 3.000€72,4%
3.001€ – 3.300€80,4%

Die Studie von Franke und Bornberg basiert auf der Auswertung der Schadenakten von sieben Versicherungsgesellschaften aus dem Jahr 2019. Noch mehr Einblicke rund um die Leistungsquoten bekommen Interessierte von einem erfahrenen Versicherungsexperten, der sich ausgezeichnet mit dem aktuellen Versicherungsmarkt auskennt.

Jetzt beraten lassen und den besten BU-Tarif finden!

Warum werden BU-Leistungen abgelehnt?

Es gibt zahlreiche Gründe für Ablehnungen von Leistungen bei der Berufsunfähigkeitsversicherung. Die häufigsten von ihnen wurden ebenfalls im Rahmen von Untersuchungen ermittelt:

Ablehnungsgründe im Überblick (Quelle: Franke und Bornberg)
  • BU-Grad nicht erreicht - 60,43%
  • Rücktritt und/oder Anfechtung - 20,39%
  • Nichterfüllung des Prognosezeitraums - 11,11%
  • Ausschlussklausel - 3,03%
  • Abstrakte und konkrete Verweisung, Umorganisation - 2,03%

Die Studie von Franke und Bornberg verdeutlicht, dass Krankheiten der Psyche für den Großteil aller Berufsunfähigkeiten verantwortlich waren – auch wenn sie im Gegensatz zur gesetzlichen Rentenversicherung bei privaten BU-Renten eine nicht ganz so große Rolle einnehmen.

In der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung lag im Untersuchungsjahr der Anteil der für die Berufsunfähigkeit verantwortlichen psychischen Erkrankungen bei 28 Prozent (43 Prozent bei der gesetzlichen Rentenversicherung). Zugleich liegt bei Krebserkrankungen die Leistungsquote der BU-Versicherungen bei rund 90 Prozent, während die Positivquote bei psychischen Krankheiten bei 71 Prozent rangiert.

Wahrheit bei Gesundheitsfragen unerlässlich

Dass Rücktritte und Anfechtungen an zweiter Stelle bei den Ablehnungen stehen, zeigt, wie wichtig es ist, die Gesundheitsprüfung bei Abschluss des Vertrags

  • gewissenhaft durchzuführen,
  • alle Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten und
  • alle Krankheiten anzugeben.

Geschieht dies nicht, kann der Versicherer im Leistungsfall den Vertrag für nichtig erklären. Die Versicherten stehen anschließend ohne BU-Rente da oder müssen sich nach anwaltlicher Klärung und diversen Gutachten mit einem deutlich geringeren Rentenbetrag zufriedengeben.

Unverbindliche Risikovoranfrage durchführen

Wer sich nicht sicher ist, ob eine bestehende Vorerkrankung zu einem Mehrbeitrag oder gar zu einer Ablehnung führt, kann eine anonyme Risikovoranfrage stellen und unverbindlich herausfinden, ob und welche Tarife der BU in Frage kommen.

Jetzt die besten Tarife zu Ihrer persönlichen Lebenssituation finden!

Leistungsquote der BU als wichtigstes Merkmal?

Die Leistungsquote der Berufsunfähigkeitsversicherung kann Aufschluss darüber geben, wie großzügig die Versicherungsunternehmen vorgehen, wenn sie einen Leistungsantrag bearbeiten. Allerdings hat die Aussagekraft der Leistungsquote auch ihre Grenzen. So kann dieser Wert zum Beispiel zu den folgenden Fragen keine Auskünfte bieten:

  • Wie schnell wurden die Leistungen bewilligt? Unkompliziert und unbürokratisch oder erst nach einem Rechtsstreit?
  • Wurde die BU-Rente in vereinbarter Höhe oder nur zum Teil ausgezahlt?
  • Gab es eine unbefristete Anerkennung der Leistungen oder wurden die Renten nur für einen begrenzten Zeitraum bewilligt?

All dies kann aber wichtig sein, um einen Versicherer einzuschätzen. Somit ist die Leistungsquote der BU stets mit Vorsicht zu genießen und zudem immer nur eine Momentaufnahme. In einigen Jahren könnte die Quote ganz anders aussehen.

Beschwerde- und Prozessquote als weitere Kriterien zur Einschätzung

Auch die Prozessquote – oder Klagequote – können Verbraucher zurate ziehen, bevor sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Diese Kennzahl sagt etwas darüber aus, wie viele Gerichtsprozesse ein Versicherer im Verhältnis zu den Leistungsfällen geführt hatte. Hierzu gibt es ebenfalls mehrere Studien und auch hier bietet ein Versicherungsfachmann weitere Einblicke.

Die Beschwerdequote zeigt dagegen an, wie viele Beschwerden in den jeweiligen Versicherungssparten im Laufe eines Jahres bei Rechtsexperten eingehen. Dies erlaubt eine zumindest allgemeine Einschätzung über die Arbeit der Versicherungen:

JahreszahlBeschwerdequote
20162,6%
20172,5%
20182,8%
20192,8%
20202,9%

Diese Quoten zeigen, dass die Anzahl der Beschwerden im Laufe der Zeit ein wenig gestiegen ist, das allgemeine Beschwerdeniveau aber durchgehend niedrig bleibt. Dies wird besonders im Vergleich zu anderen Versicherungssparten deutlich, in denen die Beschwerdequoten höher sind (Rechtsschutzversicherung 2020: 26,3 Prozent; Lebensversicherung 2020: 20,8 Prozent).

Zufriedenheit der Versicherten

Als „Gegengewicht“ zu den Prozess- und Beschwerdequoten ist die Zufriedenheit der Versicherungsnehmer mit den Leistungen ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung zu nennen. Die ServiceValue GmbH hat im Jahr 2021 zahlreiche Menschen danach befragt, was ihnen bei ihren Versicherungsanbietern besonders gut gefällt.

Bewertet wurden dabei Merkmale wie:

  • Gesamtzufriedenheit
  • Kundenorientierung
  • Transparenz der Versicherungsbedingungen
  • Flexibilität der Produktmerkmale
  • Beratungsqualität
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Ein Großteil der 33 inkludierten Anbieter haben in den jeweiligen Bereichen sowie in der Gesamtbewertung mit „Sehr gut“ oder „Gut“ abgeschnitten. Zu den am besten bewerteten Versicherern gehören dabei CosmosDirekt, Provinzial Versicherungsgruppe, Allianz und LVM.

Mehr als Leistungsquote: BU-Versicherung finden leichtgemacht

Wer die individuell beste Versicherung gegen die Berufsunfähigkeit abschließen will, sollte mehr als nur die Leistungsquote und die Prozessquote berücksichtigen. Was bringt eine hohe Bewilligungsquote, wenn die Leistungen nur unzureichend sind oder der Tarifbeitrag beziehungsweise der Zahlbeitrag viel zu hoch ist?

Wichtig ist, sich mit allen Versicherungsbedingungen auseinanderzusetzen, um das ideale Gesamtpaket zu finden. Zu beachten sind zum Beispiel die Angaben zu folgenden Regelungen:

Dies zeigt, dass sich Berufsunfähigkeitsversicherungen in vielen Punkten voneinander unterscheiden können und dass eine umfassende Beratung ungemein wichtig ist. Wir helfen dabei, die perfekte BU-Versicherung zu finden!

Weitere interessante Themen rund um die Berufsunfähigkeitsversicherung

Keine Antwort gefunden? Melden Sie sich bei uns!

Manchmal sind die Fragen eben individueller und spezieller, wie Sie und Ihr Leben. Wir helfen Ihnen gerne bei allem rund ums Thema Berufsunfähigkeitsversicherung.

Weil Sie es uns wert sind

Zufriedene, glückliche finanzen.de Kunden