Wenn es um eine faire Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) geht, lautet einer der häufigsten Tipps: Achte auf den Verzicht auf die abstrakte Verweisung. Denn Vertragsklauseln wie die abstrakte oder die konkrete Verweisung können bewirken, dass der Versicherer dir keine BU-Rente auszahlt. Hier erfährst du, was die abstrakte Verweisung beinhaltet und was stattdessen in einem BU-Vertrag stehen sollte.
Zum BU-AngebotAbstrakte Verweisung in der BU Darauf solltest du verzichten: die abstrakte Verweisung in der BU
Schneller Überblick
Das Wichtigste zur abstrakten Verweisung auf einen Blick
Solltest du aufgrund einer Krankheit, einer Unfallverletzung oder wegen Kräfteverfalls berufsunfähig werden und du hast eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU), dann springt diese ein und bezahlt die im Vertrag vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente. Dieses Geld füllt die Einkommenslücke, die entsteht, wenn du über einen sehr langen Zeitraum nicht mehr arbeitsfähig bist. Die BU sichert also deine Existenz.
Dieser Einkommensschutz funktioniert jedoch nicht so einfach, wenn die Vertragsbedingungen eine Verweisungsklausel enthalten.
Fünf Fakten zur abstrakten Verweisung
- Die abstrakte Verweisung ist eine Klausel im Vertrag einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
- Durch diese Vertragsklausel kann der Versicherer im Leistungsfall die Rentenzahlung ablehnen und dich auf eine andere Berufstätigkeit verweisen, die du trotz der Berufsunfähigkeit ausüben kannst.
- Für dich bedeutet das, dass du im Falle einer Berufsunfähigkeit trotz jahrelanger Beitragszahlung keine BU-Rente bekommst, falls du aufgrund deiner Kenntnisse und Fähigkeiten theoretisch noch einen anderen Beruf ausüben kannst.
- Ob du in diesem Bereich überhaupt eine Stelle erhältst, ist dem Versicherer egal.
- Einige Versicherer bieten BU-Verträge an, in denen sie ausdrücklich auf die abstrakte Verweisung verzichten.
Viele Versicherer wenden die abstrakte Verweisung heute nicht mehr an. Du bist dennoch auf der sicheren Seite, wenn dein BU-Vertrag ausdrücklich einen Verzicht auf die abstrakte Verweisung enthält. Hol dir dein BU-Angebot von einem Versicherungsprofi und lass dir die Feinheiten des BU-Vertrags erklären.
- Was ist die abstrakte Verweisung in der BU?
- Welche Voraussetzungen gelten für die abstrakte Verweisung?
- Was sind BU-Tarife mit Berufsklauseln?
- Wie kannst du die Klauseln zur Verweisung erkennen?
- Was versteht man unter der Umorganisationsklausel?
Kurze Begriffsklärung
01 Abstrakte Verweisung in der BU: Was ist darunter zu verstehen?
Warum schließt du eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab? Genau, um im Ernstfall vor finanziellen Einbußen sicher zu sein. Denn, wenn du krankheitsbedingt nicht mehr arbeiten kannst, zahlt dir die Versicherung die BU-Rente – das ist der Deal.
Die abstrakte Verweisung in der BU könnte der Rentenzahlung jedoch einen Riegel vorschieben. Denn die Verweisungsklausel besagt, dass der Versicherungsnehmer – das bist du – im Leistungsfall keinen Anspruch auf die BU-Rente hat, wenn er theoretisch auch in einem anderen Beruf tätig sein könnte.
Dazu musst du noch nicht einmal eine Anstellung in Aussicht haben.
Es reicht, dass ein solcher Beruf beziehungsweise eine solche Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt überhaupt existiert. Bei dir liegt dann das Risiko, dass du keine entsprechende Arbeit findest.
Nachfolgend ein Beispiel zur Veranschaulichung:
- Ein Versicherungsnehmer arbeitet als Außendienstmitarbeiter und wird durch einen Unfall berufsunfähig.
- Theoretisch schließen die Folgen des Unfalls aber nicht aus, dass der Versicherte im Innendienst tätig sein kann.
- In diesem Fall könnte die Versicherung auf diesen Umstand verweisen und die Zahlung der Berufsunfähigkeitsrente verweigern.
Glücklicherweise enthalten moderne Versicherungsverträge keine solchen Klauseln mehr, aber es ist trotzdem wichtig, sich genauestens zu informieren und sicherzugehen, dass der Verzicht auf abstrakte Verweisung in den Versicherungsbedingungen der Berufsunfähigkeitsversicherung geregelt ist.
Konkrete Verweisung als weitere Verweisungsmöglichkeit
Neben der abstrakten Verweisung, gibt es noch die konkrete Verweisung in der BU. Diese Klausel besagt wiederum folgendes: Finden Bezieher einer Berufsunfähigkeitsrente eine neue Anstellung in einem anderen Beruf, stellen die Versicherungsunternehmen folglich die Rentenzahlungen ein. Sie verweisen in diesem Fall konkret auf die Ausübung der Tätigkeit am neuen Arbeitsplatz des Versicherungsnehmers.
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02 Voraussetzungen für die Anwendung der Verweisung
Versicherungsgesellschaften, die Versicherte im Leistungsfall verweisen möchten, können die entsprechenden Klauseln nicht beliebig anwenden. Wichtig ist die Frage, ob der neue Beruf zumutbar ist, vor allem bei der abstrakten Verweisung:
- Der Verweisungsberuf muss deiner Berufserfahrung und der Ausbildung deines ursprünglich erlernten beziehungsweise ausgeübten Berufs entsprechen. Kurz: Der Versicherer muss bei der Verweisung deine Kenntnisse und Fähigkeiten berücksichtigen.
- Die bislang erreichte Lebensstellung muss durch den neuen Beruf erhalten bleiben – ebenso wie die soziale Wertschätzung der Berufstätigkeit.
- Bei der neuen Tätigkeit darf das Einkommen nicht gravierend niedriger sein als bisher.
Ein Versicherer dürfte einen Chirurgen beispielsweise nicht auf den Beruf eines Krankenpflegers verweisen – und eine Lehrerin nicht auf eine Tätigkeit als Kellnerin. Denn klar ist: Mit dem neuen Einkommen lässt sich sicher nicht die bislang erreichte Lebensstellung halten. Auch die bisherigen Kenntnisse des Chirurgen beziehungsweise der Lehrerin bleiben völlig außen vor.
Die oben genannten Kriterien lassen aber durchaus Raum für Interpretation. So kommt es nicht selten zu gerichtlichen Auseinandersetzungen, weil die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht zahlen will, wenn Betroffene aus ihrem bisher ausgeübten Job ausscheiden müssen.
Noch mehr Klauseln?
03 BU-Tarife mit Berufsklauseln anstelle des Verweisungsverzichts
Bei einigen Berufen gibt es in der BU anstelle des Verzichts auf abstrakte Verweisung Berufsklauseln zur Verweisbarkeit. Mit diesen Klauseln werden die Leistungsansprüche für bestimmte Berufsgruppen konkretisiert. Dazu zählen:
- Ärzteklausel für Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte
- Anwaltsklausel für Rechtsanwälte, Steuerberater, Notare und Wirtschaftsprüfer
- Flugunfähigkeitsklausel für Piloten und Cockpit-Personal
- Seedienstuntauglichkeitsklausel für Kapitäne und Seeoffiziere
Mit solchen Berufsklauseln regeln die Anbieter von Berufsunfähigkeitsversicherungen zum Beispiel, dass Verweisungen nur innerhalb einer bestimmten Berufsgruppe möglich sind. Die Klauseln bieten dir als Versicherten einen Schutz davor, dass von dir verlangt werden könnte, im Falle der Berufsunfähigkeit in einen komplett neuen Beruf zu wechseln.
Augen auf beim Vertrag
04 So erkennst du Verweisungen und den Verzicht im BU-Vertrag
Für Laien kann es mitunter schwierig sein, im Versicherungsvertrag die abstrakte und konkrete Verweisung zu erkennen. Manche Versicherer machen das Ganze leicht, indem sie in ihren Vertragsbedingungen zur Berufsunfähigkeitsversicherung den Passus „Wir verzichten auf eine abstrakte Verweisung“ stehen haben.
In anderen Fällen sieht es weniger eindeutig aus.
Einen Hinweis darauf, dass eine abstrakte Verweisung im BU-Vertrag enthalten ist, ist die Formulierung „eine andere Tätigkeit“. So könnten der Passus beispielsweise lauten: „Eine Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn der Versicherungsnehmer außerstande ist, seinen Beruf oder eine andere Tätigkeit auszuüben, die seiner Ausbildung und seinen Fähigkeiten entspricht.“
Vertragsbedingungen genau kennen
Das oben genannte Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, dass du genauestens auf die Formulierungen der Versicherer achtest. Für einen zuverlässigen Versicherungsschutz ist es bedeutend, sich aufmerksam mit den Regelungen auseinanderzusetzen und diese zu vergleichen. Mach es dir leichter und lass dich dazu von einem Versicherungsexperten beraten, um auf der sicheren Seite zu sein.
Wir behalten deine Daten für uns, versprochen.
Klauseln für Freelancer
05 Umorganisationsklausel für Selbstständige
Was eine abstrakte Verweisung für Angestellte ist, ist für Freiberufler und Selbstständige die Umorganisationsklausel. Diese besagt, dass du nicht als berufsunfähig giltst, wenn du durch Umorganisation deiner Firma weiterarbeiten könntest. Eine Anerkennung des Leistungsfalls Berufsunfähigkeit ist somit ausgeschlossen, wenn du weiterhin in deinem Betrieb arbeiten kannst, indem du Aufgaben anders verteilst, technische Hilfsmittel verwendest und Fortbildungen für deine Angestellten anbietest.
Daher gilt es beim empfindlichen Thema Umorganisation ebenfalls, vorsichtig zu sein, die Vertragsbedingungen genau zu lesen und verschiedene Anbieter sowie deren Tarife zur Berufsunfähigkeitsversicherung zu vergleichen.
Auch als Selbstständiger und Freiberufler profitierst du von einer Beratung durch einen Versicherungsprofi, der dich zudem durch den Tarifdschungel zu den besten Angeboten lotsen kann.
Hinterlass uns deine Kontaktdaten und wir rufen zurück.
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Zuletzt aktualisiert am: 04.12.2023
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