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Extrarente statt Riestern: Verbraucherschützer wollen Standardprodukt

Deutschlandrente, Vorsorgekonto und Co.: Um die private Altersvorsorge zu reformieren, gibt es inzwischen einige Konzepte. Nun hat der Verbraucherzentrale Bundesverband die sogenannte Extrarente vorgeschlagen. Diese soll über einen staatlichen Träger laufen und sich finanziell deutlich mehr lohnen als die Riester-Rente. Für Kritiker birgt das Konzept jedoch Risiken.

Veröffentlicht am 2. Mai 2019

  • Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert die Einführung einer Extrarente, um die Schwächen der Riester-Rente auszugleichen.
  • Das Konzept eines öffentlich verwalteten Standardprodukts zur privaten Altersvorsorge muss sich jedoch einiger Kritik erwehren.
  • Wer sich ein Polster für den Lebensabend aufbauen möchte, sollte sich daher nach verschiedenen Alternativen zur privaten Vorsorge umsehen und deren Vor- und Nachteile abwägen.

Die Renten in Deutschland steigen ab Juli um bis zu vier Prozent. Dies hat das Bundeskabinett in dieser Woche beschlossen. Doch während sich Arbeitsminister Heil mit der „außerordentlich erfreulichen Entwicklung bei den Renten“ zufrieden zeigt, wird das staatliche Altersgeld bei vielen Rentnern trotzdem nicht für ein sorgenfreies Leben ausreichen.

Eine private Altersvorsorge bleibt daher unverzichtbar. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat hierfür einen neuen Vorschlag ins Gespräch gebracht. Er will eine sogenannte Extrarente einführen und damit vor allem eine Alternative zur umstrittenen Riester-Rente liefern. Das Konzept sorgt für gemischte Reaktionen.

Warum plant der Verbraucherzentrale Bundesverband eine Extrarente?

Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag eine Reform der Riester-Rente festgehalten, um die staatliche geförderte Altersvorsorge wieder attraktiver zu machen. Doch bisher fehlt dazu ein einheitliches Konzept. Daher haben die Verbraucherschützer ein eigenes Alternativmodell vorgebracht: die Extrarente. Dabei handelt es sich um ein staatlich organisiertes Standardprodukt zur Vorsorge, das jedem Arbeitnehmer und Selbstständigen offenstehen soll.

Der Verband begründet seinen Vorschlag vor allem mit Verbraucherinteressen. So zeigt eine aktuelle Umfrage des Instituts Kantar Emnid im Auftrag des vzbv, dass sich 73 Prozent der Befragten ein staatliches Standardprodukt für die private Altersvorsorge wünschen. „Verbrauchern werden meist teure, kaum rentable und unflexible Rentenversicherungen angeboten, von denen vor allem die Versicherungswirtschaft und deren Vertriebe profitieren. Private Altersvorsorge sollte jedoch vor allem den Menschen dienen“, erklärt Verbandvorstand Klaus Müller.

Der Verband fordert die Bundesregierung auf, noch in diesem Jahr einen entsprechenden Gesetzentwurf für die Extrarente auf den Weg zu bringen, damit das Konzept ab 2022 greifen könne.

Welche Vorteile bringt die Extrarente im Vergleich zu Riester und Co.?

Die Extrarente könnte Sparern laut dem vzbv eine weitaus höhere Rendite bringen als Verträge, die über gewinnorientierte Versicherer abgeschlossen werden. Denn die Kosten für Verwaltung und die Abschlussprovision würden sich durch den öffentlichen Träger deutlich reduzieren. „Verbraucher wollen eine Rente, die freiwillig, fair und einfach ist und ihnen mehr Geld im Alter bringt. Das leistet die Extrarente“, betont vzbv-Chef Müller.

Hinzu kommt, dass Arbeitnehmer automatisch über ihren Arbeitgeber in die Extrarente einzahlen würden, wenn sie dem nicht ausdrücklich widersprechen. Durch diese Opt-out-Regelung müssen sich viele Sparer nicht erst selbst um den Abschluss der Vorsorge bemühen.

Die Höhe der Einzahlungen soll dabei flexibel sein. In einem ersten Basismodell sind derzeit vier Prozent des monatlichen Bruttoeinkommens vorgesehen. Dies entspricht genau der Mindesteinzahlung, um bei der Riester-Rente die volle Zulage zu erhalten. Das angesparte Geld wird hauptsächlich in Aktienfonds angelegt, auf Garantien wird dagegen verzichtet, um die Rendite zu erhöhen.

Gemischte Reaktionen auf vorgeschlagene Extrarente

In der Politik und bei Versicherungsexperten verursacht der Verstoß der Extrarente gemischte Reaktionen. So zeigt sich Grünen-Chef Robert Habeck zufrieden mit dem Konzept, vor allem im Hinblick auf die Riester-Rente. „Oft lohnt sich der Abschluss nur wegen der staatlichen Förderung und in vielen Fällen noch nicht einmal dann. Das muss aber nicht so sein“, betont Habeck gegenüber der Deutschen Presseagentur. Auch SPD-Politiker Ralf Kapschack betrachtet die Extrarente als „gute Diskussionsgrundlage“, um die Reform der Altersvorsorge voranzubringen.

Dagegen ist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eher skeptisch, unter anderem aufgrund des hohen Risikos der Aktienanlage, das Sparer tragen müssten. „Es ist auch nicht nachvollziehbar, warum der Vorschlag kostengünstiger sein sollte als bestehende Angebote – Vertriebsaufwand und Verwaltungskosten müssten Arbeitgeber und Steuerzahler tragen“, heißt es vom Verband. Zudem sei die Extrarente vorrangig auf Arbeitnehmer ausgerichtet. Der GDV fordert jedoch eine berufsunabhängige Altersvorsorge: „Das wäre sehr leicht mit einer Öffnung der Riester-Förderung für alle zu erreichen.“