Familienvater rechnet mit Taschenrechner nach
Jenny Gebel

Online-Redakteurin

Geduld zahlt sich aus: Lebensversicherer erhöhen Überschussbeteiligung

Der Trend bei den Überschussbeteiligungen geht 2023 stark nach oben. Immer mehr Lebensversicherer deklarieren einen Anstieg der Verzinsung für das kommende Jahr. Wer mit einer Lebensversicherung Kapital anspart, darf sich über mehr Geld freuen. Auf die Entscheidung beim Marktführer Allianz warten die Experten noch gespannt.

  • Das steigende Zinsniveau zeigt sich nun auch in der laufenden Verzinsung der Renten- und Lebensversicherungen.
  • Immer mehr Versicherer deklarieren eine Anhebung der Überschussbeteiligung.
  • Davon profitieren Verbraucher, die mehr Geld aus ihrer Lebensversicherung erwarten dürfen.

In der Versicherungsbranche ist es ein gewohntes Ritual: Am Ende des Jahres deklarieren die Lebensversicherer die laufende Verzinsung und in diesem Zusammenhang auch die Überschussbeteiligung für das kommende Jahr. Dies dürfte vor allem Verbraucher interessieren, die in eine Lebensversicherung einzahlen. Denn der höhere Zinssatz bedeutet mehr Gewinn für das Versicherungsunternehmen. An diesen erwirtschafteten Überschüssen sind die Versicherten laut Vertrag beteiligt. Kurz: Sie bekommen mehr Geld aus der Lebensversicherung heraus.

Die ersten Versicherer haben ihre Zahlen inzwischen veröffentlicht. Insgesamt geht der Trend nach oben.

Leichter Anstieg bei der Alten Leipziger

Die Alte Leipziger kündigte diese Woche eine Erhöhung der laufenden Verzinsung bei den modernen Vorsorgeprodukten AL_RenteFlex und AL_RenteKlassikPur um 0,2 Prozentpunkte an. Sie steigt damit von 2,10 Prozent auf 2,30 Prozent an. Die Gesamtverzinsung für die beiden Produkte steigt dadurch auf 2,55 Prozent (2023: 2,40 Prozent). Die Gesamtverzinsung ergibt sich aus der laufenden Verzinsung (inklusive Garantiezins) und dem Schlussüberschuss.

Auch bei den klassischen Rentenprodukten wird die Alte Leipziger Überschussbeteiligung anheben, wenn auch nicht ganz so stark. Von 2,05 Prozent geht es auf 2,25 Prozent aufwärts. Die Gesamtverzinsung steigt dadurch um 0,15 Prozentpunkte auf 2,45 Prozent an.

Als Grund für diese Anhebungen nennt der Versicherer das gestiegene Zinsniveau. Versicherte mit einer Grundfähigkeitsversicherung bei der Alten Leipziger dürfen sich ebenfalls freuen. Bei einem Vertrag mit Überschussbeteiligung führen höhere Gewinne zu einer Senkung der Beiträge.

Keine Veränderung nimmt der Versicherer bei den Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherungen vor. Hier bleibt alles wie gehabt, die Beiträge sind somit im nächsten Jahr stabil.

Hoch hinaus bei Ergo Vorsorge: Bis zu 4,1 Prozent Gesamtüberschussbeteiligung

Auch die Ergo nimmt das bessere Zinsniveau und den höheren Leitzins zum Anlass, um bei der laufenden Verzinsung nachzusteuern. Je nach Produkt und Laufzeit steigt die Gesamtverzinsung für den Bereich Ergo Vorsorge Lebensversicherung um 0,6 Prozentpunkte auf bis zu 4,1 Prozent. Die laufende Verzinsung wird nach Angaben des Versicherers bei 2,6 Prozent liegen.

Etwas unterhalb davon liegen die Werte für den Bereich Ergo Lebensversicherung. Hier steigt die laufende Verzinsung um 0,4 Punkte auf 2,25 Prozent. Die Gesamtüberschussbeteiligung erreicht dann einen Wert von 2,5 Prozent.

Zinsentwicklung: Deutsche Aktuare empfehlen höheren Garantiezins 2025

Gerade der Garantiezins ist ein Faktor, der in den letzten Jahren maßgeblich zu einem stetigen Sinkflug der Zinsgewinne bei den Lebensversicherungen beitrug. Aktuell beträgt er 0,25 Prozent. Zum Vergleich: von 1994 bis 2000 lag er bei 4 Prozent.

Heute hat die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) für 2025 eine Anhebung des Garantiezinses auf 1,0 Prozent empfohlen. Dr. Max Happacher, DAV-Vorstandsvorsitzender, begründet diese Entscheidung unter anderem mit den deutlichen Zinserhöhungen, mit denen die Zentralbanken im letzten Jahr auf die gestiegene Inflation reagierten. Dies habe zu einem Anstieg der Renditen geführt. Auch das Zinsniveau habe sich durch die Entwicklung erhöht und sich auf dem höheren Niveau verstetigt.

Die verbindliche Entscheidung über die Festsetzung des Höchstrechnungszinses hat jedoch das Bundesministerium für Finanzen (BMF).

Weitere Anpassungen: Anhebungen oder stabile Werte

Auch andere Versicherer haben ihre Zahlen zur laufenden Verzinsung mittlerweile veröffentlicht:

  • Bayerische Beamten Lebensversicherung und Lebensversicherung (BL): von 2,7 % auf 3,0 % (Gesamtverzinsung 3,75 %)
  • Nürnberger Lebens- und Rentenversicherung: von 2,25 % auf 2,75 % (3,15 %)
  • LV1871: von 2,4 % auf 2,7 % (3,6 %)
  • LVM: von 2,05 % auf 2,4 % (3,1 %)
  • Proxalto: von 1,25 % auf 2,35 %

Stabil bleibt die laufende Verzinsung bei

  • Athora: 3,0 %
  • AXA: 2,6%
  • DBV: 2,6 %
  • Ideal: 3,0 %

Der Marktführer Allianz hat bisher noch keine aktuellen Zahlen veröffentlicht. Im letzten Jahr setzte der Versicherungsriese mit einer Erhöhung der laufenden Verzinsung dem Abwärtstrend ein Ende.

Update 04.12.2024

Allianz erhöht erneut die Verzinsung für Vorsorge in Lebens- und Rentenversicherung

Heute wurde bekannt, wie die Allianz die laufende Verzinsung und die Gesamtverzinsung anpasst. Und auch bei dem Marktführer geht es im nächsten Jahr aufwärts bei den Zinssätzen.
Für das Vorsorgekonzept Perspektive steigt die Gesamtverzinsung auf 3,8 Prozent. Die darin enthaltende laufende Verzinsung erhöht sich von 2,6 Prozent auf 2,8 Prozent.

Auch für die Klassik-Produkte in der Lebens- und Rentenversicherung legt die Allianz die Messlatte höher. Nachdem bereits im letzten Jahr die Gesamtverzinsung auf 3,2 Prozent stieg, erhöht sie sich 2024 auf 3,5 Prozent. Bei der laufenden Verzinsung für die Klassik-Produkte vom 0,2 Prozentpunkte hinzu: sie steigt damit auf 2,7 Prozent.

Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Verzinsung bei der Allianz damit um 0,6 Prozentpunkte (betrifft Gesamtverzinsung) bzw. 0,4 Prozent (laufende Verzinsung) erhöht.