Anja Schlicht

Redaktionsleitung

80.000 Menschen in Deutschland haben keine Krankenversicherung

In Deutschland leben mindestens 80.000 Personen, die keine Krankenversicherung haben. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Vor allem Ausländer und Selbstständige sind dabei nicht krankenversichert. Mit jedem Monat, in dem sie weiter ohne Versicherung bleiben, erhöhen sich ihre Beitragsschulden.

Veröffentlicht am 4. Oktober 2016

Rund 0,1 Prozent der Bevölkerung haben 2015 keine Krankenversicherung gehabt. Obwohl diese jeder Einwohner in Deutschland nachweisen muss, gibt es noch immer 80.000 Personen, die nicht krankenversichert sind. Zwar sind immer weniger Menschen ohne Krankenversicherungsschutz. 2011 waren es beispielsweise noch 128.000 Menschen. Allerdings können die aktuellen Daten nicht mit älteren verglichen werden, erklärt das Statistische Bundesamt. Zum einem gibt es eine neue Gesetzeslage, zum anderen hat sich die Erhebungsmethode verändert. Da zudem weder Obdachlose und illegale Einwanderer berücksichtigt werden, dürfte die Dunkelziffer weitaus höher liegen. Teilweise gehen Schätzungen von bis zu 800.000 Menschen ohne Krankenversicherung aus.

Ein Großteil der vom Statistischen Bundesamt registrierten Nicht-Krankenversicherten sind Ausländer und Selbstständige. Unter den Ausländern liegt der Anteil bei 0,5 Prozent. Schlechter sieht es bei den Selbstständigen aus. Rund ein Drittel der Personen ohne Krankenversicherung ist selbstständig.

Nicht gezahlte Beiträge für Krankenversicherung summieren sich

Über die Gründe einer fehlenden Krankenversicherung kann nur spekuliert werden. Ein Faktor kann die Unwissenheit darüber sein, dass es in Deutschland eine Krankenversicherungspflicht gibt. Auch die Kosten für den Versicherungsschutz können eine mögliche Ursache darstellen. Doch aufgrund dessen ganz auf den Schutz zu verzichten, ist keine Lösung. Denn für jeden Monat, in denen Betroffene nicht versichert sind, fallen dennoch Beiträge an. Kehren sie dann zu einer Krankenversicherung zurück beziehungsweise versichern sich erstmals, fällt neben den angehäuften Beitragsschulden auch ein Säumniszuschlag an.

Hinzu kommen die Kosten für den Arzt, wenn doch mal eine Behandlung notwendig wird. Diese müssen aus der eigenen Tasche gezahlt werden.

Wie hoch sind die Beitragsschulden bei der Krankenversicherung?

Im Jahr 2013 gab es durch das Beitragsschuldengesetz die Möglichkeit, dass Nicht-Versicherten die angehäuften Schulden erlassen wurden, sofern sie sich bei einer Krankenkasse melden. Seit dem 1. Januar 2014 besteht diese Option nicht mehr. Allerdings wird säumigen Zahlern nun eine Ermäßigung in der gesetzlichen Krankenversicherung gewährt. Statt des vollen Versicherungsbeitrags werden nur noch zehn Prozent der beitragspflichtigen Einnahmen für jeden Monat ohne Krankenversicherung fällig. 2016 sind dies rund 43 Euro pro Monat, berichtet die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Zudem beträgt der Säumniszuschlag jetzt lediglich ein Prozent der ausstehenden Summe statt bisher fünf Prozent monatlich.

Wer zuletzt privat krankenversichert gewesen ist, muss in die private Krankenversicherung zurückkehren. Hier verlangen die Versicherer einen Prämienzuschlag für die Zeit ohne Versicherung. Dieser hängt von der Beitragshöhe des Tarifs ab. Für die ersten Monate, in der Betroffene nicht versichert waren, beträgt der Zuschlag jeweils einen vollen Monatsbeitrag. Ab dem sechsten Monat wird nur noch ein Sechstel der Prämie zusätzlich fällig.