Geldscheine in einer Hand
Jenny Gebel

Online-Redakteurin

Arbeiten im Rentenalter: Immer mehr Menschen über 67 sind erwerbstätig

Weiterarbeiten auch nach Erreichen des Rentenalters ist bereits Realität. Nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums sind mehr als eine Million Erwerbstätige älter als 67 Jahre. Politiker der Partei „Die Linke“ sehen dies als Zeichen eines „kaputten Rentensystems“. Sie bekräftigen ihre Forderung nach einer umfassenden Reform der Altersvorsorge.

  • Die Zahl der Menschen, die auch nach dem Beginn der gesetzlichen Rente weiterarbeiten, steigt an.
  • Laut Angaben des Bundesarbeitsministeriums ist ein großer Teil der erwerbstätigen Rentner als Minijobber beschäftigt.
  • Die Linke sieht dies als klares Zeichen, dass die Senioren finanziell mit ihrer Rente nicht über die Runden kommen.

Die Zahl der Menschen, die über 67 Jahre alt sind und weiterhin arbeiten, nimmt bundesweit zu. Aktuell arbeiten rund 56.000 Senioren mehr als noch zum Ende des vorigen Jahres. Weiterhin sind zurzeit mehr als eine Million Erwerbstätige in Deutschland älter als 67 Jahre.

Diese Angaben sind die Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linken im Bundestag, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

Arbeiten, um über die Runden zu kommen: viele Senioren in Minijobs

In seinem Bericht schlüsselt das RND die Statistik weiter auf: So sind 251.000 Rentner sozialversicherungspflichtig beschäftigt. 872.000 Senioren arbeiten in einem geringfügigen 520€-Job. Die große Mehrheit verdient sich also ein wenig zur Rente hinzu.

Die hohe Anzahl an über 67-Jährigen in geringfügiger Beschäftigung ist für die Linke ein Zeichen, dass die Senioren arbeiten gehen müssen, weil ihre Rente nicht ausreicht.
Dass immer mehr Menschen mit über 67 Jahren noch arbeiten gehen müssen, ist für Sören Pellmann, Ostbeauftragter der Linksfraktion, „eine traurige Entwicklung und ein Symptom des kaputten Rentensystems“. Weiter erklärte er gegenüber dem RND: „Für viele ist das keine freiwillige Entscheidung, sondern notwendig, um über den Monat zu kommen.“

Das Bundesarbeitsministerium sieht die Situation nicht so drastisch. Der MDR berichtet von einer Stellungnahme des Ministeriums, wonach Ruheständler nicht nur aus finanziellen Gründen erwerbstätig bleiben. Auch soziale Kontakte oder die Freude an einer sinnvollen Tätigkeit sind Gründe für die Weiterbeschäftigung.

Linke fordert eine umfassende Reform des Rentensystems

Die Linke hat ihre Haltung zur aktuellen Situation der Rentner bereits zuvor deutlich gemacht. Bereits im Juli dieses Jahres forderte Dietmar Bartsch, Fraktionschef der Linken im Bundestag, von der Ampelregierung noch in diesem Jahr eine außerordentliche Rentenerhöhung um zehn Prozent als Inflationsausgleich. Außerdem verlangt er eine Erhöhung des Rentenniveaus von derzeit 48 Prozent auf 53 Prozent. Eine Durchsetzung dieser Forderungen scheint jedoch in weiter Ferne. Schließlich hat sich die Ampel-Koalition darauf verständigt, das Rentenniveau stabil bei 48 Prozent zu halten.

Die gesetzliche Rente allein reicht nicht mehr

Der Fakt, dass die gesetzliche Rente allein nicht zum Leben reicht, ist nicht neu. Konkrete Zahlen sprechen jedoch oft eine deutlichere Sprache. Vor zwei Monaten ging die Nachricht durch die Medien, wonach Erwerbstätige nach 45 Jahren Arbeit im Durchschnitt eine Altersrente in Höhe von monatlich 1.543 Euro erwartet. Dies sollte viele Erwerbstätige wachrütteln und dazu motivieren, die private Altersvorsorge in die Hand zu nehmen. Auch die regelmäßigen Rentenerhöhungen bringen nicht viel mehr Geld ins Portemonnaie.