Rentnerin schält Orange
Anja Schlicht

Redaktionsleitung

Alarmierend: Nicht einmal 1.500 Euro Rente für viele Vollbeschäftigte

Neueste Berechnungen aus dem Bundesarbeitsministerium verdeutlichen die Rentenlücke in Deutschland. Demnach wird fast die Hälfte aller Vollzeitbeschäftigten eine monatliche Rente von unter 1.500 Euro bekommen. Dabei gehen die Zahlen aus dem Ministerium von 45 Jahren Arbeit aus. Die tatsächliche Rente dürfte bei vielen in der Realität noch niedriger sein.

  • Die Rentenlücke beschreibt die Kluft zwischen tatsächlicher Rente und dem bisherigen Einkommen.
  • Eine neue Erhebung zeigt, dass Beschäftigte bei rund 3.600 Euro durchschnittlichem Bruttoverdienst nicht einmal 1.500 Euro Rente bekommen werden.
  • Für Die Linke sind die Zahlen alarmierend. Die Partei fordert „substanzielle Verbesserungen.“

Rund 22 Millionen Menschen sind hierzulande sozialversicherungspflichtig in Vollzeit beschäftigt. 9,3 Millionen von ihnen werden sich auf eine monatliche Rente von unter 1.500 Euro einstellen müssen. Davon geht zumindest das Arbeitsministerium in einer aktuellen Erhebung aus, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt. Die Berechnungen basieren dabei auf der Annahme, dass die Personen 45 Jahre lang gearbeitet und rein rechnerisch jeden Monat 3.602 Euro verdient haben.

Viele Menschen werden allerdings nicht auf diese 45 Jahre Arbeitszeit kommen, sodass die gesetzliche Rente kleiner sein wird. Wie viel sie vor Steuern und Abzug der Sozialabgaben erwarten können, entnehmen sie ihrer Renteninformation.

Unser Tipp: Die Rentenlücke lässt sich nur mit privater Altersvorsorge ausgleichen. Dabei stehen je nach Typ verschiedenste Optionen bereit.

Niedrige Renten vor allem in Ostdeutschland

Dem Arbeitsministerium zufolge gibt es große Unterschiede zwischen Ost und West. Während in den neuen Bundesländern eher 60 Prozent der Erwerbstätigen mit einer Rente unter 1.500 Euro rechnen müssen, sind es in den alten Bundesländern 30 bis 40 Prozent. Ausnahmen sind Niedersachsen (47 Prozent) und Schleswig-Holstein (50 Prozent) mit einer höheren Quote. Am besten stehen die Beschäftigten in Baden-Württemberg da (34 Prozent).

Selbst eine Rente von mehr als 1.200 Euro im Monat wird in Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt für viele schwierig. Dem Ministerium zufolge werden rund 40 Prozent der Einwohner diese Rentenhöhe nicht erreichen.

Linke warnt vor steigendem Verarmungsrisiko

Dietmar Bartsch, Fraktionschef der Linken im Bundestag, weist darauf hin, dass „das Verarmungsrisiko im Alter weiter steigen“ wird. Ihm zufolge reicht der aktuelle Mindestlohn nicht aus, um die Bürger trotz 45 Jahren Arbeiten vor Altersarmut zu schützen. Er fordert daher „substanzielle Verbesserungen“ wie die Erhöhung des Rentenniveaus von 48 auf 53 Prozent und eine außerordentliche Rentenerhöhung von zehn Prozent.

Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die Regierung den Vorschlägen folgen wird. Aktuell arbeiten Arbeitsminister Heil und Finanzminister Lindner eine Rentenreform mit Maßnahmen aus, um das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent sinken zu lassen.

Tipp: Wie hoch die regelmäßige Rentenerhöhung 2024 sein wird, erfahren Rentner im Frühjahr nächsten Jahres.