Das Rentenniveau: Was hat es damit auf sich?

In den Debatten zur Rentenpolitik ist auch immer wieder vom Rentenniveau die Rede. Dass es im Laufe der vergangenen Jahre immer geringer wurde, verstärkt die Angst vieler Leute vor der Altersarmut. Das Rentenniveau hat zwar nichts mit der Höhe der ausgezahlten Rente zu tun. Trotzdem ist es wichtig für eine sichere Altersvorsorge.

Was bedeutet ein sinkendes Rentenniveau für die Rente?

Jahrelang ist das Rentenniveau gesunken. Nun verspricht die Bundesregierung, es stabil bei mindestens 48 Prozent zu halten. Was bedeutet das für die aktuelle und künftige Rente?

  • Das Rentenniveau zeigt an, wie sich die Renten im Verhältnis zu den Löhnen entwickeln.
  • Sinkt das Rentenniveau, dann heißt es, dass die aktuellen Renten nicht so schnell ansteigen wie die Löhne.
  • Je niedriger das Niveau ist, desto größer wird die Rentenlücke. Eine private Altersvorsorge ist dringend notwendig.

Dieser Ratgeber zum Thema Rentenniveau informiert über diese Punkte:

Was ist das Rentenniveau?

Das Rentenniveau spielt immer wieder eine Rolle bei den Themen in der Rentenpolitik. Die Tatsache, dass es immer weiter sinkt, macht vielen Angst. Rentner fürchten, dass sie weniger Geld erhalten, wenn das Rentenniveau weiterhin im Sinkflug ist.

Doch der Wert hat nicht direkt etwas mit den individuell ausgezahlten Rentensummen zu tun. Das Rentenniveau ist vielmehr eine statistische Rechengröße. Es beschreibt das Verhältnis zwischen der Standardrente, die sich aus einem durchschnittlichen Einkommen ergibt, und dem Durchschnittsverdienst eines Versicherten.

Damit ist es eine Art Indikator, der anzeigt, wie sich die Renten im Laufe der Zeit im Vergleich zu den Löhnen entwickeln. Als rein statistischer Durchschnittswert zeigt es, wie es um die Leistungen des gesamten Rentensystems in Deutschland bestellt ist.

Andere Bezeichnungen für den Begriff Rentenniveau sind Standardrentenniveau oder – vor allem im Gesetz – Sicherungsniveau vor Steuern.

Das aktuelle Rentenniveau

Das Rentenniveau vor Steuern liegt nach Angaben aus dem Rentenversicherungsbericht vom November 2021 derzeit bei

Prozent

Das bedeutet: Die Rente, die ein Rentner nach 45 Beitragsjahren mit Durchschnittsgehalt heute bekommt, entspricht 49,4 Prozent des Lohnes, den ein Durchschnittsverdiener zurzeit in Deutschland erhält.

Was zeigt das Rentenniveau nicht? Die Höhe der eigenen Rente, gemessen am letzten Gehalt. Dies wird jedoch oft irrtümlich angenommen.

Was bedeutet Rentenniveau vor Steuern?

Seit 2005 wird das Rentenniveau als Netto-Wert vor Steuern angegeben. Das heißt, bei der Berechnung werden die Kosten für die Kranken- und Pflegeversicherung von dem Bruttowert der Standardrente abgezogen. Auch vom Brutto-Durchschnittsgehalt werden Pauschalbeträge für die Sozialabgaben und die Altersvorsorge herausgerechnet.

Nur der individuelle Steueranteil kann bei dem Nettorentenniveau nicht berücksichtigt werden. Darauf weist die Angabe „netto vor Steuern“ hin. Denn die Rentenbesteuerung ist seit der Einführung der nachgelagerten Besteuerung nicht mehr einheitlich. Stattdessen ist sie für jede Person individuell geregelt.

Wie wird das Rentenniveau ermittelt?

Für die Berechnung des Rentenniveaus sind zwei Größen nötig: das Durchschnittseinkommen und die Standardrente.

Zur Berechnung werden die Werte in dieser Formel ins Verhältnis gesetzt:

Rentenniveau = Standardrente / Durchschnittseinkommen x 100

Das Durchschnittseinkommen

Das Durchschnittsgehalt ist eine Größe, die vom Statistischen Bundesamt ermittelt wird. Für 2022 beträgt das vorläufige jährliche Durchschnittsentgelt 38.901 Euro brutto (monatlich 3.242 Euro).

Die Standardrente

Die Standardrente oder auch „Eckrente“ ergibt sich aus einer Modellrechnung. Es handelt sich dabei um die gesetzliche Regelaltersrente, die ein Arbeitnehmer erhält, wenn er 45 Jahre lang Beiträge in die Deutsche Rentenversicherung eingezahlt und in jedem Jahr das Durchschnittsentgelt erzielt hat. Damit verdient sich der Durchschnittsverdiener jedes Jahr einen Rentenpunkt und kommt somit auf genau 45 Entgeltpunkte.

Die Standardrente liegt 2022 bei 1.538,55 Euro (brutto). Für das Rentenniveau ist die Netto-Standardrente vor Steuern wichtig. Sie beträgt 1.369,31 Euro.

Quelle: Deutsche Rentenversicherung, Aktuelle Daten, 2022

Achtung: Die Standardrente sollte nicht als Durchschnittsrente verstanden werden, auch wenn viele Durchschnittswerte in die Modellrechnung eingehen. Viele Menschen in Deutschland verdienen weniger als das statistische Durchschnittsgehalt. Dass ein Versicherter 45 Jahre lang das jeweilige Durchschnittsentgelt des Jahres verdient und mit exakt 45 Entgeltpunkten in Rente geht, ist sehr unwahrscheinlich.

Wie entwickelt sich das Rentenniveau in Deutschland?

In den letzten Jahren ist das Rentenniveau in Deutschland spürbar gesunken. Ein Blick in vergangene Statistiken zeigt, dass es im Jahr 2000 noch bei rund 53 Prozent lag, zehn Jahre später war es auf 51,6 Prozent abgerutscht.

  • 2000 - 52,9 Prozent
  • 2010 - 51,6 Prozent
  • 2020 - 47,6 Prozent

Zurzeit hat die Bundesregierung gesetzlich festgelegt, dass das Sicherungsniveau vor Steuern bis 2025 stabil bei mindestens 48 Prozent liegt. Die genauen Bestimmungen stehen im Sozialgesetzbuch (SGB) Sechstes Buch Paragraf 154.

Prognose zur weiteren Entwicklung des Rentenniveaus

JahrNetto-Rentenniveau vor Steuern
202249,4 Prozent
202350,4 Prozent
202450,0 Prozent
202549,2 Prozent
202649,1 Prozent
202748,8 Prozent
202848,4 Prozent
202947,9 Prozent
203047,6 Prozent

Quelle: Deutsche Rentenversicherung

Warum sinkt das Rentenniveau?

Eine Ursache für die langfristig negative Entwicklung des Standardrentenniveaus liegt in dem sogenannten Umlageverfahren, auf dem das deutsche Rentensystem basiert. Das ist der bekannte Generationenvertrag: Die Generation der jetzigen Erwerbstätigen finanziert mit ihren Beiträgen in die Rentenkasse zum großen Teil die Renten der Ruheständler und erarbeitet sich eigene Rentenansprüche.

1962 finanzierten in Westdeutschland etwa sechs Erwerbstätige die Rentenzahlung für einen Ruheständler. Heute sind es nur noch zwei Beitragszahler, die für einen Rentner zuständig sind.

Zukunftsszenario Alternde Gesellschaft

In den kommenden Jahren wird sich die Gesellschaft stark wandeln, vor allem in ihrer Altersstruktur. Wegen der geburtenstarken Jahrgänge von 1955 bis 1969, die nun allmählich das Rentenalter erreichen, und aufgrund steigender Lebenserwartung wird es in Zukunft deutlich mehr Rentner als Beitragszahler geben.

Ausgleichsmethoden im Rentensystem

Damit die Renten weiterhin langfristig finanzierbar bleiben und die Beitragszahler finanziell nicht immer stärker belastet werden, gab es in den letzten Jahren einige Reformen.

So wurde beispielsweise der Nachhaltigkeitsfaktor bei der jährlichen Rentenanpassung eingeführt. Steigt die Anzahl der Rentenbezieher schneller an als die der Beitragszahler, bremst dieser Faktor den Anstieg der Renten. Wenn die Renten langsamer steigen als die Gehälter, spiegelt sich dies in einem sinkenden Rentenniveau wider.

Was bedeutet es für die Rente, wenn das Rentenniveau sinkt?

Ein sinkendes Rentenniveau bedeutet nicht, dass sich automatisch die individuell ausgezahlte Rente verringert. Es heißt lediglich, dass die Renten nicht so schnell ansteigen wie die Löhne. Die Rentengarantie, die seit 2009 gilt, verhindert sogar, dass sich Rentner darauf verlassen können, dass ihre Rente nicht gekürzt wird.

Sollte es dennoch dazu kommen, dass die Entwicklung der Löhne stagniert oder sogar zurückgeht, greift der Nachholfaktor in der jährlichen Rentenanpassung. Er sorgt dafür, dass die Senkung der Renten, die sich aus den niedrigeren Löhnen ergeben müsste, nicht erfolgt.

Stattdessen wird sie im darauffolgenden Jahr mit der nächsten Rentenerhöhung verrechnet beziehungsweise „nachgeholt“. Das heißt: Die Renten steigen dann nicht so stark an wie die Löhne.

Dieser Dämpfungseffekt trat beispielsweise bei der Rentenerhöhung 2022 ein, weil die Lohnentwicklung 2021 pandemiebedingt gesunken war.

Was können Verbraucher tun, damit sie im Alter finanziell sorgenfrei leben?

Ein sinkendes Rentenniveau mag zwar nicht unmittelbar die Höhe der aktuellen Rentenzahlungen betreffen. Dennoch darf diese Tatsache nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Renten für zukünftige Generationen geringer werden. Die Rentenlücke wird größer. Vor allem Frauen müssen sich der Wahrheit stellen, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit von Altersarmut betroffen sind.

Doch dazu muss es nicht kommen, wenn sich Frauen, aber auch Männer rechtzeitig um eine private Altersvorsorge kümmern. Je früher sie anfangen, desto mehr Zeit bleibt, um Geld für das Alter anzulegen. Damit sind Verbraucher finanziell unabhängiger und nicht nur auf die gesetzliche Rente angewiesen. Ein niedriges Rentenniveau verliert so seinen Schrecken.

Jetzt vorsorgen

Weitere interessante Themen rund um die Altersvorsorge

Keine Antwort gefunden? Melden Sie sich bei uns!

Manchmal sind die Fragen eben individueller und spezieller, wie Sie und Ihr Leben. Wir helfen Ihnen gerne bei allem rund ums Thema Altersvorsorge.

Weil Sie es uns wert sind

Zufriedene, glückliche finanzen.de Kunden