Rentenniveau Ist die Rente im Sinkflug?

In den Debatten zur Rentenpolitik ist hin und wieder vom Rentenniveau die Rede. Dass es im Laufe der vergangenen Jahre immer geringer wurde, verstärkt die Angst vieler Leute vor Altersarmut. Das Rentenniveau hat zwar nicht unmittelbar etwas mit der Höhe der aktuell ausgezahlten Rente zu tun. Es kann dich aber motivieren, um dich in Sachen Altersvorsorge ins Zeug zu legen.

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Was bedeutet ein sinkendes Rentenniveau für die Rente?

Jahrelang ist das Rentenniveau gesunken, bis es sich seit 2014 um die 48 Prozent eingepegelt hat. Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, es stabil bei diesem Wert zu halten – vorerst bis 2025. Was bedeutet das für die aktuelle und für deine zukünftige Rente?

Drei Fakten zum Rentenniveau

  1. Das Rentenniveau zeigt an, wie sich die standardisierte Rente im Vergleich zum Durchschnittsverdienst eines Arbeitnehmers verhält.
  2. Sinkt das Rentenniveau, dann heißt es, dass die aktuellen Renten nicht so schnell ansteigen wie die Löhne. Es bedeutet aber auch, dass die Rente im Vergleich zum Arbeitseinkommen geringer wird.
  3. Je niedriger das Niveau ist, desto größer wird die Rentenlücke. Eine private Altersvorsorge ist dringend notwendig.
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Schaffen wir erstmal die Basics

01 Was ist das Rentenniveau?

Das Rentenniveau spielt immer wieder eine Rolle bei den Themen in der Rentenpolitik. Die Tatsache, dass es immer weiter sinkt, macht vielen Angst. Rentner fürchten, dass sie weniger Geld erhalten, wenn das Rentenniveau im Sinkflug ist.

Doch der Wert hat nicht direkt etwas mit den individuell ausgezahlten Rentensummen zu tun. Das Rentenniveau ist vielmehr eine statistische Rechengröße. Es beschreibt das Verhältnis zwischen der Standardrente, die sich aus einem durchschnittlichen Einkommen ergibt, und dem Durchschnittsverdienst eines Versicherten.

Damit ist es eine Art Indikator, der anzeigt, wie sich die Rente im Vergleich zu den Löhnen der Erwerbstätigen verhält.

Als rein statistischer Durchschnittswert zeigt es, wie es um die Leistungen des gesamten Rentensystems in Deutschland bestellt ist.

 

Andere Bezeichnungen für den Begriff Rentenniveau sind Standardrentenniveau oder – vor allem im Gesetz – Sicherungsniveau vor Steuern.

Das aktuelle Rentenniveau

Das Rentenniveau vor Steuern liegt nach aktuellen Berichten der Bundesregierung bei 48,15 Prozent (Stand September 2023).

Das bedeutet: Die Rente, die ein Rentner nach 45 Beitragsjahren mit Durchschnittsgehalt heute bekommt, entspricht etwa 48 Prozent des Lohnes, den ein Durchschnittsverdiener zurzeit in Deutschland erhält.

Was zeigt das Rentenniveau nicht? Die Höhe der eigenen Rente, gemessen am letzten Gehalt. Dies wird jedoch oft irrtümlich angenommen. Dazu ist die Renteninformation eine bessere Hilfe, denn sie zeigt dir die voraussichtliche gesetzliche Rente und deine bereits gesammelten Rentenpunkte.

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02 Wie wird das Rentenniveau ermittelt?

Für die Berechnung des Rentenniveaus sind zwei Größen nötig: das Durchschnittseinkommen und die Standardrente.

  • Das Durchschnittseinkommen: Das Durchschnittsbruttoentgelt ist eine Größe, die das Statistische Bundesamt ermittelt. Für 2023 beträgt das vorläufige jährliche Durchschnittsentgelt 43.142 Euro brutto (monatlich 3.595 Euro) in den alten und 41.967 Euro in den neuen Bundesländern.
  • Die Standardrente: Die Standardrente oder auch „Eckrente“ ergibt sich aus einer Modellrechnung. Es handelt sich dabei um die gesetzliche Regelaltersrente, die ein Arbeitnehmer erhält, wenn er 45 Jahre lang Beiträge in die Deutsche Rentenversicherung eingezahlt und in jedem Jahr das Durchschnittsentgelt erzielt hat. Damit verdient sich der Durchschnittsverdiener jedes Jahr einen Rentenpunkt und kommt somit auf genau 45 Entgeltpunkte. Die Standardrente liegt seit Juli 2023 bundeseinheitlich bei 1.692 Euro (brutto) pro Monat.

Wie wird gerechnet? Um das Nettorentenniveau zu ermitteln, werden von beiden Werten die durchschnittlichen Beiträge für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen – in anderen Worten: Es wird jeweils der Wer „netto vor Steuern“ ermittelt.

Die Nettobeträge werden dann nach folgender Formel ins Verhältnis gesetzt:

Rentenniveau = Standardrente / Durchschnittseinkommen x 100

Beispiel:

  1. 2021 lag das durchschnittliche Jahresarbeitseinkommen bei 40.363 Euro – das sind netto vor Steuern bei 33.282 Euro.
  2. Die Standardrente (in Westdeutschland) lag für 2021 bei 18.463 Euro beziehungsweise 16.432 Euro netto vor Steuern.
  3. Rechnen wir also:
    (16.432 Euro : 33.282 Euro) x 100 = 49,4 %

Perfekt! 2021 betrug das Rentenniveau 49,4 Prozent. Ein Kontrollblick in die Statistiken der Deutschen Rentenversicherung beweist, dass die Rechnung richtig ist.

Wichtig ist, dass du verstehst, dass die Standardrente keine allgemeine Durchschnittsrente ist. Viele Menschen in Deutschland verdienen weniger als das statistische Durchschnittsgehalt. Dass ein Versicherter 45 Jahre lang das jeweilige Durchschnittsentgelt des Jahres verdient und mit exakt 45 Entgeltpunkten in Rente geht, ist sehr unwahrscheinlich.

Anja
Anja
Expertin für Altersvorsorge

Zukunftsaussichten

03 Wie entwickelt sich das Rentenniveau in Deutschland?

Fangen wir mit der guten Nachricht an: Bis 2025 wird das Rentenniveau stabil bei mindestens 48 Prozent liegen. Dies hat die Bundesregierung der großen Koalition im Koalitionsvertrag 2018 festgelegt. Dazu soll der Beitragssatz für die Rentenversicherung die 20-Prozent-Marke nicht überschreiten. Die sogenannte Niveausicherungsklausel sichert dieses Ziel im Sozialgesetzbuch (SGB) (SGB VI § 154 Abs. 3).

Auch das Rentenpaket der Ampel-Koalition ist auf dieses Ziel ausgerichtet – und damit erfolgreich. Das aktuelle Rentenniveau mit 48,15 Prozent liegt knapp über dieser Haltelinie. Für 2024 wird ein ähnlicher Wert anvisiert.

Nach Schätzungen der Bundesregierung wird das Sicherungsniveau vor Steuern – also das Rentenniveau – nach 2025 stufenweise absinken.

Laut dem Rentenversicherungsbericht von 2023 erwarten die Experten 2030 ein Rentenniveau von 46,9 Prozent und 2037 schließlich 45 Prozent.

 

Die Ampel-Regierung will das Rentenniveau auch nach 2025 stabil bei mindestens 48 Prozent halten. Dazu hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gemeinsam mit dem Bundesfinanzministerium das sogenannte Rentenpaket II erarbeitet. Demnach soll die Haltelinie, also das Mindestrentenniveau von 48 Prozent festgeschrieben werden.

Die Beitragsentwicklung soll mit dem sogenannten Generationenkapital gestützt werden. In diesem Interview erklärt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) einige Ansätze.

Aber auch ein Blick zurück auf die vergangenen Jahre zeigt, dass das Rentenniveau immer geringer geworden ist. Die Entwicklung der Löhne und der Renten scheint immer weiter auseinanderzudriften.

JahrRentenniveau in Prozent (netto vor Steuern)
200052,9 %
201051,6 %
202047,6 %

Auf den Grund gehen

04 Warum sinkt das Rentenniveau?

Eine Ursache für die langfristig negative Entwicklung des Standardrentenniveaus liegt in dem sogenannten Umlageverfahren, auf dem das deutsche Rentensystem basiert. Damit ist nichts anderes als der bekannte Generationenvertrag gemeint: Die Generation der jetzigen Erwerbstätigen finanziert mit ihren Beiträgen in die Rentenkasse zum großen Teil die Renten der Ruheständler und erarbeitet sich eigene Rentenansprüche.

1962 finanzierten in Westdeutschland etwa sechs Erwerbstätige die Rentenzahlung für einen Ruheständler. Heute sind es nur noch zwei Beitragszahler, die für einen Rentner zuständig sind.

Zukunftsszenario alternde Gesellschaft

In den kommenden Jahren wird sich die Gesellschaft stark wandeln, vor allem in ihrer Altersstruktur. Wegen der geburtenstarken Jahrgänge von 1955 bis 1969, die nun allmählich das Rentenalter erreichen, und aufgrund steigender Lebenserwartung wird es in Zukunft deutlich mehr Rentner als Beitragszahler geben.

Ausgleichsmethoden im Rentensystem

Damit die Renten weiterhin langfristig finanzierbar bleiben und die Beitragszahler finanziell nicht immer stärker belastet werden, gab es in den letzten Jahren einige Reformen.

So wurde beispielsweise 2005 der Nachhaltigkeitsfaktor bei der jährlichen Rentenanpassung eingeführt. Steigt die Anzahl der Rentenbezieher schneller an als die der Beitragszahler, bremst dieser Faktor den Anstieg der Renten. Wenn die Renten langsamer steigen als die Gehälter, spiegelt sich dies in einem sinkenden Rentenniveau wider.

 

Was bedeutet es für die Rente, wenn das Rentenniveau sinkt?

Ein sinkendes Rentenniveau bedeutet nicht, dass sich automatisch deine individuell ausgezahlte Rente verringert. Es heißt lediglich, dass die Renten nicht so schnell ansteigen wie die Löhne.

Eine direkte Kürzung der Rente gibt es übrigens nicht, selbst wenn die Lohnentwicklung rückläufig ist. Die Rentengarantie, die seit 2009 gilt, verhindert dies. Rentenkürzungen, die infolgedessen nicht stattfinden, werden im sogenannten Ausgleichsbedarf erfasst. Über den Nachholfaktor (Ausgleichsfaktor) werden diese Rentenkürzungen, die sich aus einer Senkung der Löhne ergeben hätten, in späteren Rentenanpassungen verrechnet beziehungsweise „nachgeholt“. Das heißt: Die Renten steigen dann nicht so stark an, wie sie eigentlich aufgrund der Lohnentwicklung sollten.

Dieser Dämpfungseffekt trat beispielsweise bei der Rentenerhöhung 2022 ein, als die Lohnentwicklung 2021 pandemiebedingt gesunken war.

Vorsorgen ist besser

05 Was kannst du tun, um im Alter finanziell sorgenfrei zu leben?

Ein sinkendes Rentenniveau mag zwar nicht unmittelbar die Höhe der aktuellen Rentenzahlungen betreffen. Dennoch darf diese Tatsache nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Renten für zukünftige Generationen geringer werden. Die Rentenlücke wird größer. Vor allem Frauen müssen sich der Wahrheit stellen, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit von Altersarmut betroffen sind.

Doch dazu muss es nicht kommen, wenn du dich rechtzeitig mit dem Thema Finanzplanung auseinandersetzt und dich um eine private Altersvorsorge kümmerst. Zeit ist hierfür ein entscheidender Faktor. Je früher du anfängst, desto mehr Zeit bleibt dir, um Geld für das Alter anzulegen. Außerdem brauchen die monatlichen Sparraten dann gar nicht so hoch sein.

Dein Vorteil: Du bist in Zukunft finanziell unabhängig und nicht nur auf die gesetzliche Rente angewiesen. Ein niedriges Rentenniveau verliert so seinen Schrecken.

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Zuletzt aktualisiert am: 09.11.2023

Autor des Beitrags

Anja
Expertin für Altersvorsorge