Rentner auf einer Bank
Jenny Gebel

Online-Redakteurin

Rentner in Deutschland: Mehr als die Hälfte hat weniger als 1.100 Euro

Aktuelle Zahlen zeigen: Rund 54 Prozent der Rentner bekommt weniger als 1.100 Euro Rente im Monat. Die Politikerin Sahra Wagenknecht schlägt Alarm und fordert eine Volksabstimmung zum Rentensystem. Offizielle Stellen geben sich hingegen gelassen. Sie argumentieren, dass viele Senioren durch zusätzliche Einkünfte abgesichert sind.

  • Laut Angaben des Bundessozialministeriums erhält mehr als die Hälfte der Rentner in Deutschland eine monatliche Altersrente von unter 1.100 Euro.
  • Sahra Wagenknecht (BSW) fordert angesichts dessen eine Volksabstimmung zur Zukunft des Rentensystems in Deutschland.
  • Sprecher des Bundesministeriums und der Deutschen Rentenversicherung sehen die Lage weniger kritisch, da viele Senioren fürs Alter vorgesorgt und so weitere Alterseinkünfte hätten.

Etwa die Hälfte der deutschen Rentner bekommt von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) eine Rente von weniger als 1.100 Euro pro Monat. In konkreten Zahlen betrifft dies 10,1 Millionen Menschen, also 54,3 Prozent aller Rentner. Diese Zahlen nennt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht. Das Schreiben liegt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vor.

Die Ausführungen gehen noch weiter:

  • 12,4 Millionen Rentner (66,6 Prozent) bekommen eine monatliche Rente von unter 1.300 Euro.
  • 15,1 Millionen Personen (81,1 Prozent) beziehen eine Altersrente von weniger als 1.600 Euro.
  • 17,3 Millionen Menschen (93 Prozent) leben mit einer gesetzlichen Rente unterhalb von 2.000 Euro im Monat.

(Rente nach Abzug der Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge)

Wagenknecht: Millionen Menschen werden in die Armut entlassen

Wagenknecht sieht in diesen Ergebnissen einen Beweis, dass das deutsche Rentensystem ganz andere Reformen braucht, als die, welche die Ampel-Regierung kürzlich vorstellte.

Im Gegenteil: Angesichts dieser Zahlen sei das Ziel von Arbeitsminister Heil, das Rentenniveau stabil bei mindestens 48 Prozent zu halten, „keine Verheißung, sondern eine Verhöhnung der Menschen“, wie sie gegenüber dem RND erklärte. Mit dieser Politik würden „Millionen Menschen im Alter in die Armut entlassen.“

Bürger sollten die Zukunft der Rente mitbestimmen

Mit Blick auf das Rentenniveau fordert die Vorsitzende des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), dass die Bürger stärker die Zukunft ihrer Renten mitbestimmen sollten.
Ihr schwebt dabei eine Volksabstimmung zum Rentensystem vor. Den Bürgern solle dabei ein faires System geboten werden, „in das endlich alle Bürger einzahlen.“

Was sagt das Bundesministerium zu den Zahlen?

Das Bundessozialministerium sieht hingegen trotz der geringen Altersrenten keinen Handlungsbedarf. Zu den geringen gesetzlichen Renten kämen oft weitere Alterseinkünfte aus anderen Quellen.

BMAS-Staatssekretärin Kerstin Griese erklärt in dem Antwortschreiben, dass die Schlussfolgerung, wonach eine geringe gesetzliche Altersrente grundsätzlich ein niedriges Alterseinkommen bedeute, nicht immer zutrifft. So kämen geringe gesetzliche Renten häufiger in Haushalten mit hohem Einkommen vor.

Auch die Deutsche Rentenversicherung nimmt Abstand von Wagenknechts Interpretation. Sie weist ebenfalls darauf hin, dass Rentenempfänger teilweise Alterseinkünfte aus mehreren Quellen haben. So würden etwa eine Betriebsrente, eine Rente aus einer privaten Rentenversicherung oder eine Hinterbliebenenrente das monatliche Einkommen ergänzen. Die Einkommenslage müsse aus dem gesamten Haushalt abgeleitet werden, nicht ausschließlich aus der Höhe der gesetzlichen Rente.

Die Zahlen des BMAS über die geringen Rentenhöhen führen jedoch erneut vor Augen, wie wichtig es ist, eine solide private Altersvorsorge aufzubauen. Wer im Seniorenalter neben der gesetzlichen Rente noch weitere Einkünfte hat, steht dem Gespenst der Altersarmut weniger furchtsam gegenüber.