Wie sieht die Zukunft des deutschen Rentensystems aus?
Wie Sie sehen, gibt es bei beiden Verfahren Für und Wider. Dies zeigt sich auch im politischen Stimmungsbild.
„Ohne Beitragsgarantie mögen Sparer später eine höhere Rente bekommen. Vielleicht bekommen sie aber auch weniger Rente, falls die Kapitalmärkte erneut kollabieren. Diese Risiken bestehen beim Umlagesystem nicht. Deshalb muss alles getan werden, um das Umlagesystem zu stärken und die Renten nicht an unbeständige Kapitalmärkte zu ketten. – Cansel Kiziltepe, SPD“
Auch die Partei Die Linke setzt sich seit Jahren für eine Stärkung des Umlageverfahrens ein.
„Altersvorsorge von Normalverdienenden darf kein Wetten auf den Aktienmarkt sein. Das können Menschen tun, die Geld übrig haben. An einer Stärkung der gesetzlichen Rente führt kein Weg vorbei. Dort haben wir niedrige Verwaltungskosten. – Matthias W. Birkwald, Linke“
Birkwald öffnet zudem den Blick in Richtung Rentenniveau: „Wir müssen die Politik wie in unserem Nachbarland Österreich darauf ausrichten, dass die gesetzliche Rente wieder den Lebensstandard im Alter sichert. Darum muss das Rentenniveau wieder auf 53 Prozent angehoben werden.“
Befürworter des kapitalgedeckten Systems führen dagegen die Chancen am Kapitalmarkt an. Solange die Niedrigzinsphase anhält, gibt es keinen Weg daran vorbei. Denn sicherheitsorientierte Anleihen werfen fast gar keine Zinsen ab.
So erklären Johannes Vogel und Christian Dürr von der FDP in einem Konzeptpapier: „Die kapitalgedeckte Altersvorsorge muss endlich einfacher, verbraucherfreundlicher und vor allem aktienorientierter werden. Länder mit einer stärkeren Kapitalmarktorientierung wie zum Beispiel die Niederlande, Schweden oder die Schweiz gehen aus guten Gründen alle genau diesen Weg – bei ansonsten ganz unterschiedlichen Altersvorsorgesystemen.“
In diese Richtung könnte sich die gesetzliche Rentenversicherung in den nächsten Jahren weiterentwickeln. Denn die Koalition aus SPD, Grünen und FDP (Ampel-Regierung) will der Rentenkasse ermöglichen, einen Teil der Beiträge in einen von öffentlich-rechtlicher Stelle verwalteten Fonds einzuzahlen. So wäre die gesetzliche Rentenversicherung künftig nicht mehr nur über die Beiträge der Erwerbstätigen und Steuermitteln finanziert, sondern auch zu einem kleinen Teil kapitalgedeckt.
Folgt die Koalition ganz den Vorschlägen der FDP, könnte die sogenannte Aktienrente folgen: Alle Arbeitnehmer würden dann zwei Prozent ihres Bruttoeinkommens in den öffentlich verwalteten Fonds einzahlen. Damit stünde das Rentensystem in Deutschland vor einer wirklich einschneidenden Rentenreform.