Rentensystem in Deutschland Wie lange funktioniert der Generationenvertrag noch?

Lass die Rentenlücke gar nicht zum Problem werden
Nutze alle drei Säulen des Rentensystems
Sichere deine Rente mit privater Altersvorsorge

Rentensystem in Deutschland

Alles im Überblick

Das solltest du zum Rentensystem in Deutschland wissen

Die Basis des Rentensystems bildet immer noch die gesetzliche Rentenversicherung. Schließlich sind alle Arbeitnehmer verpflichtet, ihren Beitrag dazu zu leisten. Zugleich ist jedem und somit auch dir klar, dass zusätzlich der Aufbau einer privaten Altersvorsorge nötig ist.

Dies kannst du über eine Betriebsrente, staatlich geförderte Renten wie Riester oder Rürup sowie über reine private Rentenversicherungen tun. Das moderne Rentensystem umfasst daher mittlerweile alle drei Säulen der Altersvorsorge.

Vier Fakten zum Rentensystem in Deutschland

  1. Das Rentensystem in Deutschland ist als 3-Säulen-Modell aufgebaut.
  2. Die gesetzliche Rente ist durch ihr Umlageverfahren gekennzeichnet, betriebliche und private Rente durch das kapitalgedeckte Verfahren.
  3. Beide Verfahren haben Vor- und Nachteile.
  4. Die Finanzierung der gesetzlichen Rente steht auf wackligen Beinen. Es gibt viele Meinungen, was mit dem Rentensystem passieren soll.

Bewahre, was du dir erarbeitet hast.

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Vorsorge planen

01 Überblick zum Rentensystem: 3-Säulen-Modell und Rentenformen

Anja
Anja
Expertin für Altersvorsorge
  1. Das Rentensystem setzt sich aus drei Komponenten zusammen: gesetzliche, die betriebliche und die private Altersvorsorge. Man spricht auch vom 3-Säulen-Modell der Altersvorsorge. Hier erkläre ich dir mehr

  2. Von der gesetzlichen Rente ist oft die Rede. Aber im deutschen Rentensystem hast du eine Vielzahl an Vorsorgemöglichkeiten: welche mit Garantie und Sicherheit, ebenso wie Anlageformen, die auf Risiko setzen und hohe Renditen in Aussicht stellen. Erfahre hier die Details

Das 3-Säulen-Modell

Wie ist das Rentensystem in Deutschland aufgebaut?

So viel weißt du wahrscheinlich schon: Deine Altersrente sollte nicht nur von der gesetzlichen Rentenversicherung kommen. Möglicherweise sorgst du zusätzlich über deinen Arbeitgeber und privat vor. Dann machst du schon einiges richtig, um einer drohenden Altersarmut aus dem Weg zu gehen.

Aller guten Dinge sind drei

Auch die Politik weiß, dass die gesetzliche Rente allein nicht mehr zum Leben ausreicht. Sie unterstützt daher ein Rentensystem, das auf mehreren Säulen beruht. Du kennst es bestimmt als 3-Säulen-Modell der Altersvorsorge. Es kann aber auch leicht als das 3-Säulen-Prinzip des Rentensystems umgedeutet werden.

Diese drei Säulen sind:

1 Gesetzliche Renten­versicherung2 Betriebliche Altersvorsorge3 Private Vorsorge
Gesetzliche RenteDirekt­versicherungRiester-Rente
Alters­sicherung für LandwirtePensionsfondsRürup-Rente
Beamten­versorgungDirektzusagePrivate Rentenversicherung
Berufs­ständische VersorgungPensionskasseImmobilien
Unterstützungs­kasseFondssparplan
Sonstige Geldanlagen

Die gesetzliche Rente im Schnelldurchlauf

Die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) ist ein Teil der Sozialversicherung in Deutschland. Als Arbeitnehmer bist du automatisch Mitglied in der Deutschen Rentenversicherung (DRV). Der aktuelle Beitragssatz entspricht 18,6 Prozent deines Bruttolohns. Diesen zahlst du und dein Arbeitgeber jeweils zur Hälfte.

Wichtig: Mit deiner Beitragszahlung erwirbst du Anspruch auf deine spätere Rente. Du sparst damit nicht für deine eigene Rente (mehr dazu weiter unten im Text).

Neben den Beiträgen der Arbeitnehmer fließt ein Bundeszuschuss in den Topf der gesetzlichen Rentenversicherung.

Über das Umlageverfahren (mehr dazu im Abschnitt Rentenfinanzierung) werden die Beiträge als Rente an die derzeitigen Rentner ausgezahlt.

Beamte und Freiberufler zahlen nicht automatisch in die GRV ein. Für sie gibt es eigene Versorgungswerke.

 

Betriebliche und private Altersvorsorge

Die betriebliche und die private Vorsorge sind zusätzliche Optionen, die du in eigener Initiative für dich anlegst, damit du im Ruhestand nicht nur auf die gesetzliche Rente angewiesen bist.

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) organisiert dein Arbeitgeber für dich. Finanziert wird das Ganze über dein Bruttoeinkommen. Dein Arbeitgeber muss einen Zuschuss in Höhe von 15 Prozent des umgewandelten Entgelts dazugeben.

In der privaten Altersvorsorge gibt es verschiedene Optionen mit unterschiedlichen Kriterien hinsichtlich Sicherheit, Risiken und Renditechancen. Ein Versicherungsexperte hilft dir bei der Planung deiner optimalen Strategien in der privaten Altersvorsorge.

Vorsorge planen

Lass uns kurz auf die Möglichkeiten der privaten Ruhestandsvorsorge schauen:

  • Riester-Rente: Staatliche Zulagen und Steuervorteile machen diese Rente attraktiv, vor allem für Geringverdiener und Familien. Die Höhe der Zulagen hängt von deinem Vorjahres-Bruttoeinkommen ab. Mehr zur Riester-Rente.
  • Rürup-Rente: Ideal für Selbstständige, Freiberufler und Besserverdiener dank großzügiger Steuervorteile. Aktuell sind bis zu 26.528 Euro (Alleinstehende; bei Ehepaaren 53.056 Euro) steuerlich absetzbar. Erfahre mehr über die Rürup-Rente.
  • Klassische Rente und ETF-Sparplan: Klassische Lebens- und Rentenversicherungen haben aufgrund niedriger Zinsen an Bedeutung verloren. Fondsgebundene Varianten wie ETFs bieten höhere Renditechancen. Mehr zur Lebensversicherung und privaten Rentenversicherung hier.
  • Geldanlage: Nutze den Kapitalmarkt für deine Rente. Mit Aktienfonds oder ETFs baust du deine Altersvorsorge auf. Je früher du startest, desto besser kannst du Kursschwankungen überstehen. Expertenberatung ist empfehlenswert.
  • Ökologische Altersvorsorge: Investiere in „Grüne Altersvorsorge“-Fonds für nachhaltige Ziele. Damit sicherst du nicht nur deine Rente, sondern förderst auch Umweltschutz. Weitere Details zur ökologischen Altersvorsorge hier.

Oft wird auch das Eigenheim als mögliche Altersvorsorge genannt. Natürlich ist der Gedanke, dass du im Alter keine Miete mehr zahlen musst, sehr positiv. Denke jedoch daran, dass ein Haus oder eine Immobilie zusätzliche Kosten verursacht. Ein Eigenheim kann ein Teil der privaten Altersvorsorge sein, sollte aber nicht die einzige Form sein, die du dir für den Ruhestand aufbaust.

Eine besondere Form der privaten Altersvorsorge ist die Sofortrente. Besonders ist sie deshalb, weil sie sich erst dann lohnt, wenn du kurz vor dem Rentenalter stehst. Denn du sparst nicht lange Zeit deine Summe an, sondern leistest eine Einmalzahlung.

Vereinfacht erklärt funktioniert das Prinzip so: Du zahlst einen hohen Geldbetrag an den Versicherer. Dieser zahlt dir relativ zeitnah basierend auf deiner Einzahlung eine lebenslange monatliche Rente aus. Vorteil für dich: Du musst dich um nichts kümmern und brauchst den Geldbetrag nicht einzuteilen. Für mehr Details klick dich zu unserer Themenseite zur Sofortrente.

Rentenhöhe

02 Wie hoch ist deine Rente?

Die Berechnung der gesetzlichen Rente ist ein komplexes Verfahren, das wir hier nur vereinfacht darstellen können.

Deine Rentenhöhe hängt von deinen eingezahlten Beiträgen und dem sogenannten Durchschnittsverdienst des jeweiligen Jahres ab. Diese Werte werden in Rentenpunkte umgerechnet. Ist dein Einkommen genauso hoch wie der festgelegte Durchschnittsverdienst, erhältst du genau einen Renten- oder Entgeltpunkt. Verdienst du mehr oder weniger Geld, werden dir entsprechend mehr (zum Beispiel 1,2) oder weniger Punkte (etwa 0,8) gutgeschrieben.

Zum Rentenbeginn werden die Punkte mit dem aktuellen Rentenwert multipliziert. Zusammen mit ein paar weiteren Faktoren ergibt sich daraus deine Bruttorente.

Über unseren Rentenrechner kannst du grob ermitteln, wie hoch deine zukünftige Rente voraussichtlich ausfallen wird. Dies hilft dir bei der Berechnung der Rentenlücke und der Planung deiner privaten Altersvorsorge

Rentenfinanzierung

03 Umlageverfahren und Kapitaldeckungsverfahren

Die verschiedenen Formen der Altersvorsorge unterscheiden sich nicht nur darin, ob sie staatlich unterstützt werden oder nicht. Auch die Art, wie die Renten finanziert werden, ist anders. Man unterscheidet grob zwei Verfahren: das Umlageverfahren und die kapitalgedeckten Rentensysteme.

Das Umlageverfahren der gesetzlichen Rente

Die gesetzliche Rente funktioniert als Umlageverfahren. Dort baust du kein Finanz-Polster auf, aus dem deine spätere Rente gebildet wird. Stattdessen erwirbst du als Beitragszahler einen Rentenanspruch. Wenn du in Rente gehst, wird dieser Rentenanspruch von den Erwerbstätigen finanziert, die dann in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Das ist der Generationenvertrag.

Die gesetzliche Rentenversicherung steht jedoch unter Druck. Der Grund ist der demografische Wandel in der Gesellschaft. Die Anzahl der Geburten sinkt, während die Anzahl der Personen, die Rente beziehen, steigt – genauso wie die Lebenserwartung der Menschen.

Rente über Umlageverfahren: Pro & Contra

VorteileNachteile
Das Geld wird nicht langfristig angelegt und verliert daher nicht an Wert durch die Inflation.Durch fehlende Anlage in Fonds und Co. können keine Kapitalerträge erzielt werden. Die Altersrente kann also nicht von wachsenden Kursen am Kapitalmarkt profitieren.
Das Verfahren ist durch den prozentualen Beitragssatz solidarisch ausgerichtet. Gemessen an den finanziellen Möglichkeiten zahlt jeder Versicherte gleich viel.Das Verfahren ist stark vom demografischen Wandel abhängig.
Verlierst du deinen Job, bekommst Kinder oder pflegst Angehörige und dein Einkommen verringert sich dadurch, wirkt sich dies nicht 1:1 auf deine Rentenhöhe aus.Gleiches gilt für konjunkturelle Schwankungen. Arbeiten weniger Menschen, etwa aufgrund einer Wirtschaftskrise, fließen weniger Beiträge in die Rentenkasse.

Was bringen kapitalgedeckte Rentensysteme?

Kapitalgedeckt bedeutet vereinfacht gesagt: Du sorgst mit deinen Beiträgen direkt für deine Rente vor. Du baust also deinen eigenen Kapitalstock auf, über den deine spätere Rente finanziert wird. Hier gibt es verschiedene Varianten:

  • Du kannst deine Beiträge sicherheitsorientiert mit Garantierente über einen Versicherer anlegen oder
  • Du entscheidest dich für eine Vorsorgeform, die auf Fonds basiert. Diese ist renditeorientiert mit weniger Sicherheiten ausgerichtet.

Rente über Kapitaldeckungsverfahren: Pro & Contra

VorteileNachteile
Sparer sind nicht von den Einzahlungen kommender Generationen abhängig.Kapitalgedeckte Verfahren sind von Kapital- und Finanzmarkt­entwicklungen abhängig.
Durch die Anteilnahme am Kapitalmarkt sind höhere Erträge und Renditen möglich.Gibt es einen Börsencrash, verlieren Sparer gegebenenfalls viel Geld.
Verringert sich dein Einkommen und kannst du deine Beiträge nicht in gleichem Maß weiterzahlen, verringert sich dein Rentenanspruch.

Rentenalter

04 Ab wann kann der Ruhestand beginnen?

Bis 2012 lag das gesetzliche Renteneintrittsalter für die Altersrente in Deutschland bei 65 Jahren. Mit der Rentenreform wurde die Anhebung des Regelrentenalters auf 67 Jahre für alle Jahrgänge ab 1964 beschlossen. Seitdem wird die Grenze für den Renteneintritt schrittweise um ein bis zwei Monate angehoben. Bis zum Jahr 2030 ist die Anpassung abgeschlossen.

Frührente mit Abschlägen

Hast du mindestens 35 Beitragsjahre während deines Berufslebens angesammelt, gibt es für dich die Möglichkeit, frühzeitig in Rente zu gehen. Doch Achtung, auch bei der Frührente wird die Altersgrenze angehoben: von 63 Jahre auf 65 Jahre.

Außerdem werden bei vorzeitigem Ruhestand Abschläge auf die Rente berechnet. Für jeden Monat, den du vor dem regulären Rentenalter in Rente gehst, verringert sich deine Rente um 0,3 Prozent. Der Abschlag bei der Rente mit 63 darf maximal 14,4 Prozent betragen, also umgerechnet 4 Jahre.

Ausblick

05 Wie sieht die Zukunft des deutschen Rentensystems aus?

Je größer die Lücke zwischen Beitragszahlern und Rentnern ist, desto eher muss die Politik handeln. Die Finanzierung des Rentensystems in Deutschland lässt sich durch drei Stellschrauben stabilisieren:

  • Erhöhung des Rentenbeitrags
  • Höheres Renteneintrittsalter
  • Niedriges Rentenniveau

Bis 2025 sind jedoch bestimmte Grenzen gesetzlich vorgeschrieben. Demnach darf weder das Rentenniveau unter 48 Prozent fallen noch der Rentenbeitrag über 20 Prozent steigen.

Auch an das Renteneintrittsalter wagen sich die Parteien vorerst nicht heran. Und das, obwohl sich viele Altersvorsorge-Experten dafür aussprechen, das Rentenalter analog zur steigenden Lebenserwartung der Bundesbürger anzupassen. Dazu gehört beispielsweise der Wissenschaftliche Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums.

Möglich wäre zudem eine Einbeziehung von Beamten und Selbstständigen in die Rentenversicherung. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass dieser Schritt das Problem nur verschiebt. Denn im Alter wollen auch diese Berufsgruppen Rentenzahlungen erhalten, die irgendwie finanziert werden müssen.

 

Was kann die Politik tun, um die Rente zu sichern?

Oben hast du gesehen, dass die beiden Verfahren zur Rentenfinanzierung ihre Vor- und Nachteile haben. In der Politik gibt es ebenfalls Befürworter von Kapitaldeckungsverfahren, aber auch Unterstützer des Umlageverfahrens – zum Beispiel in der SPD:

„Ohne Beitragsgarantie mögen Sparer später eine höhere Rente bekommen. Vielleicht bekommen sie aber auch weniger Rente, falls die Kapitalmärkte erneut kollabieren. Diese Risiken bestehen beim Umlagesystem nicht. Deshalb muss alles getan werden, um das Umlagesystem zu stärken und die Renten nicht an unbeständige Kapitalmärkte zu ketten.“ – Cansel Kiziltepe, SPD

Auch die Partei Die Linke setzt sich seit Jahren für eine Stärkung des Umlageverfahrens ein.

„Altersvorsorge von Normalverdienenden darf kein Wetten auf den Aktienmarkt sein. Das können Menschen tun, die Geld übrig haben. An einer Stärkung der gesetzlichen Rente führt kein Weg vorbei. Dort haben wir niedrige Verwaltungskosten.“ – Matthias W. Birkwald, Linke

Birkwald öffnet zudem den Blick in Richtung Rentenniveau: „Wir müssen die Politik wie in unserem Nachbarland Österreich darauf ausrichten, dass die gesetzliche Rente wieder den Lebensstandard im Alter sichert. Darum muss das Rentenniveau wieder auf 53 Prozent angehoben werden.“

Was sagt die andere Seite?

Befürworter des kapitalgedeckten Systems führen dagegen die Chancen am Kapitalmarkt an.

So erklären Johannes Vogel und Christian Dürr von der FDP in einem Konzeptpapier:

„Die kapitalgedeckte Altersvorsorge muss endlich einfacher, verbraucherfreundlicher und vor allem aktienorientierter werden. Länder mit einer stärkeren Kapitalmarktorientierung wie zum Beispiel die Niederlande, Schweden oder die Schweiz gehen aus guten Gründen alle genau diesen Weg – bei ansonsten ganz unterschiedlichen Altersvorsorgesystemen.“

In diese Richtung könnte sich die gesetzliche Rentenversicherung in den nächsten Jahren weiterentwickeln. Denn die Koalition aus SPD, Grünen und FDP (Ampel-Regierung) will der Rentenkasse ermöglichen, einen Teil der Beiträge in einen von öffentlich-rechtlicher Stelle verwalteten Fonds einzuzahlen. So wäre die gesetzliche Rentenversicherung künftig nicht mehr nur über die Beiträge der Erwerbstätigen und Steuermittel finanziert, sondern auch zu einem kleinen Teil kapitalgedeckt.

Im Moment sieht es jedoch danach aus, als ob die geplante Aktienrente dazu dienen wird, um den Rentenbeitrag stabil zu halten und nicht dazu, die Rente mithilfe der Kräfte des Kapitalmarktes zu erhöhen.

Fest steht, dass du nicht auf die Politik warten, sondern deine Altersvorsorge aktiv selbst in die Hand nehmen musst.

Vorsorge planen

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Zuletzt aktualisiert am: 07.12.2023

Autor des Beitrags

Anja
Expertin für Altersvorsorge