Jenny Gebel

Online-Redakteurin

Expertenkommission beerdigt klassische Riester-Rente

Die Riester-Rente findet immer weniger Zuspruch. Eine Expertenkommission unterbreitet nun eine Reihe von Empfehlungen, wie die private Altersvorsorge in Zukunft wieder attraktiver wird. Es sollen wieder mehr Bürgerinnen und Bürger Geld fürs Alter zurücklegen und eine Förderung beanspruchen können.

  • Eine Expertengruppe des Bundes macht in ihrem Abschlussbericht neue Vorschläge zu der privaten Altersvorsorge mit staatlicher Förderung.
  • Die Riester-Rente mit ihren Zulagen soll unter anderem mehr Renditechancen bieten und damit eine höhere Rentenzahlung in Aussicht stellen.
  • Weiterhin sind ein Altersvorsorgedepot und eine Vergleichsplattform angedacht.

Hohe Kosten, wenig Gewinn und viel zu unübersichtlich: Die Riester-Rente hat mittlerweile keinen guten Ruf als private Altersvorsorge, trotz staatlicher Förderung. Nach Angaben der Deutschen Versicherungswirtschaft gibt es aktuell rund 16 Millionen Riester-Verträge, wobei die Zahl der abgeschlossenen Verträge abnimmt.

Weil jedoch die gesetzliche Rente allein auch keine ausreichende finanzielle Absicherung bietet, befürchtet die Bundesregierung, dass die Bürger nicht ausreichend fürs Alter vorsorgen.

Seit Beginn des Jahres arbeitete daher die Arbeitsgruppe „Private Altersvorsorge“ im Auftrag des Finanzministeriums und der Bundesregierung Reformvorschläge aus, wie die geförderte Altersvorsorge in Deutschland wieder attraktiver wird.

Am Montag legte die Expertengruppe bestehend aus Vertretern der Politik, der Versicherungswirtschaft, dem Verbraucherschutz sowie Arbeitgeber- und Gewerkschaftsverbänden ihren Abschlussbericht vor.

Wie soll die neue private Altersvorsorge aussehen?

Trotz aller Kritik halten die Experten an dem Modell der Riester-Rente fest. Doch die bisherigen Schwachstellen sollten verbessert werden, etwa die geringe Rendite. Die Experten schlagen dazu vor, dass es Riester-Versicherungsverträge geben sollte, bei denen die Beitragsgarantie von 100 Prozent auf 80 Prozent herabgesetzt wird. Das bedeutet zwar einerseits ein Verlustrisiko, gibt andererseits aber auch die Chance, in risikoreichere Anlagen zu investieren. Dies kann sich am Ende durch höhere Gewinne und eine höhere Rente wieder auszahlen.

Darüber hinaus empfiehlt die Gruppe mehr Flexibilität bei der Auszahlung der Riester-Rente sowie einen einfacheren Wechsel des Anbieters.
Bleiben soll hingegen das System der staatlichen Förderung durch Zulagen, Zuschüsse bei Berufseinsteiger und die Steuer-Vorteile.

Neue Renten-Möglichkeit: das Altersvorsorgedepot

Neben den Versicherungsmodellen prüfte die Arbeitsgruppe auch neue Produkte zur privaten Altersvorsorge. Hier setzte sich der Vorschlag der Fondsgesellschaften durch: ein Altersvorsorgedepot. Sparer investieren ihr Geld in Fonds oder ETFs. Bleibt das Depot bis zum Rentenalter bestehen, gibt es eine staatliche Förderung oben drauf – so lautet zumindest das Konzept.

Anderen Ideen wie einem staatlich verwalteten Altersvorsorgefonds oder der Versicherungswirtschaft favorisierten Bürgerrente erteilte die Fokusgruppe hingegen eine Absage.

Auch die viel diskutierte Aktienrente ist kein Teil der Riester-Reformvorschläge.

Durchblick behalten mit Vergleichen

Ein wichtiges Ziel ist auch, die Riester-Rente einfacher und transparenter zu machen. Umgesetzt werden soll dies mit einem Vergleichsportal. Dies soll es Bürgerinnen und Bürger ermöglichen, die verschiedenen Produkte der privaten Altersvorsorge nach Merkmalen, Qualität und Kosten zu vergleichen.

Noch sind die Ergebnisse der Fokusgruppe reine Vorschläge, die dem Bundeskabinett vorliegen. Florian Toncar (FDP), Finanz-Staatssekretär und Leiter der Arbeitsgruppe, hofft, dass die Empfehlungen 2024 im Bundestag das Gesetzgebungsverfahren durchlaufen und spätestens 2025 als Reform umgesetzt werden, vielleicht auch nur teilweise.

Aktuell bestehende Riester-Verträge sind von den Neuerungen nicht betroffen. Es sei denn, Anbieter und Sparer einigen sich auf neue Vertragskonditionen.