Frau massiert sich den Nacken vor Laptop
Jenny Gebel

Online-Redakteurin

Problem Long Covid: Diese Maßnahmen hat Lauterbach geplant

Die Langzeitfolgen von Corona können für einige Menschen sehr schwerwiegend sein. Bisher tappen jedoch Mediziner und Ärzte bei der Behandlung häufig noch im Dunkeln. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sorgt nun mit einer Initiative dafür, dass Betroffene Hilfe erhalten und die Forschung vorankommt. Auch die Wirtschaft wird dies freuen.

  • Langzeit-Beschwerden nach einer Coronainfektion sind immer häufiger ein Grund für Erwerbsunfähigkeit.
  • Gesundheitsminister Lauterbach plant konkrete Schritte, um die Folgen von Long Covid besser aufzufangen.
  • Die Maßnahmen umfassen unter anderem ein Informationsportal für Ärzte und Patienten sowie finanzielle Unterstützung in der Forschung.

Bei manchen Menschen verlief die Coronainfektion nahezu ohne Symptome, für andere wiederum gehen die Beschwerden wie Erschöpfung, Müdigkeit, Kurzatmigkeit oder Muskelschmerzen noch Wochen oder Monate nach der eigentlichen Infektion weiter.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach setzt sich jetzt dafür ein, dass Betroffene mehr Unterstützung und Versorgungsangebote bekommen. Am Mittwoch stellte er die Pläne vor, mit denen das Gesundheitsministerium das Thema Long Covid angehen will.

Langzeitfolgen von Corona: Wie will Lauterbach unterstützen?

Lauterbach bewertet die aktuelle Lage eher pessimistisch. Sie sei „schlechter, als wir uns das erhofft hatten noch vor einem halben Jahr.“, erklärte er gegenüber dem Spiegel. Insgesamt sei er enttäuscht, dass es bei Therapieansätzen und Heilungschancen kaum Fortschritte gegeben habe. Auch bei der Forschung seitens der Pharmaindustrie zur Behandlung von Long Covid wünscht er sich mehr Initiative.
Sein Long-Covid-Programm umfasst drei Maßnahmen: (digitale) Information, Förderung der Forschung und gemeinsamer Austausch.

  • Aktuelle Infos für Ärzte und Patienten: Seit Mittwoch gibt es ein Online-Informationsportal, auf dem Patienten, aber auch Ärzte Informationen rund um Long Covid finden können. Dort werden ab sofort Empfehlungen zur Behandlung sowie Infos zum aktuellen Forschungsstand zu finden sein.
  • Finanzielle Förderung von wissenschaftlicher Forschung: Weiterhin wird der Bund insgesamt 41 Millionen Euro für die wissenschaftliche Versorgungsforschung bereitstellen.
    Bei den Finanzen musste Lauterbach bei seinen Unterstützungsplänen deutliche Abstriche machen. Denn ursprünglich hatte er 100 Millionen Euro dafür vorgesehen. Die Einsparungen im Bundeshaushalt schränken jedoch die finanziellen Spielräume für die Erforschung von Long-Covid-Therapien ein.
  • Alle an einen Tisch bringen: Nicht zuletzt plant der Gesundheitsminister einen runden Tisch für einen gemeinsamen Austausch. Am 12. September 2023 sollen dazu Vertreter zusammenkommen, die in verschiedenster Weise mit Long Covid zu tun haben oder davon betroffen sind. Ziel soll es sein, die wichtigen Themen zum Umgang mit Long Covid zu besprechen.

Mehr Fälle von Long Covid erwartet

Gegenüber den Medien äußerte Lauterbach seine Befürchtung, dass die Anzahl der Fälle von Long Covid zunehmen werden. Ohne effektives Behandlungskonzept kann dies das Risiko verstärken, dass die Beschwerden für manche Patienten dauerhaft werden.

Besonders schwerwiegend ist dies bei Menschen, die infolge der Coronainfektion an der neuroimmunologischen Erkrankung ME/CFS leiden, besser bekannt als chronisches Fatigue-Syndrom. Diese Erkrankung zeigt sich durch ein so starkes Gefühl von Erschöpfung und hohen Konzentrationsproblemen, dass Betroffene kaum noch belastbar sind. Dies kann dazu führen, dass sie nicht mehr erwerbsfähig sind und pflegebedürftig werden. Nach Angaben der taz sind bundesweit etwa 500.000 Menschen von der Erkrankung betroffen.

Long Covid ist damit auch ein Kostenfaktor für die Volkswirtschaft. Laut einer Studie des Frankfurter Gesundheitsökonom Afschin Gandjour verursachten die Long- und Post-Covid-Syndrome allein im Jahr 2021 in Deutschland einen Verlust von rund 5,7 Milliarden Euro.

Zahl der Erwerbsminderungsrenten wegen Long Covid steigt

Dass sich Fälle von Post-Covid und Long Covid auf die Berufsfähigkeit auswirken, zeigt sich unter anderem in der steigenden Anzahl an Erwerbsminderungsrenten, die in Zusammenhang mit Covid-19 bewilligt wurden. So teilte die Deutsche Rentenversicherung auf eine Anfrage der Rheinischen Post mit, dass 2022 insgesamt 1.088 neue Renten wegen Erwerbsminderung beantragt wurden, etwa 1.000 davon standen in Zusammenhang mit den langfristigen Folgen einer Corona-Infektion.