Zahlt die Krankenversicherung? Kosten einer Geschlechts­umwandlung: Alles zur Kosten­übernahme

Viele Menschen, die sich im falschen Körper fühlen, sehen in einer Geschlechtsangleichung einen Ausweg, zögern jedoch aufgrund der hohen Kosten und wegen der Risiken der Operation. Krankenversicherungen bieten Unterstützung für die Transition, allerdings sind mehrere Schritte wie Therapien, Gutachten und der Alltagstest erforderlich. Privatpatienten genießen dabei zusätzliche Vorteile bei der Behandlung.

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OP zur Geschlechtsumwandlung: Wie handhaben Krankenversicherungen die Kostenübernahme?

Schätzungen zufolge leben in Deutschland rund 80.000 Transgender-Personen. Die meisten von ihnen wünschen sich, auch äußerlich so zu sein, wie sie sich innerlich fühlen. Die Lösung kann eine Geschlechtsangleichung sein, die allerdings langwierig ist und viele Herausforderungen mit sich bringt.

Eine Hürde stellen dabei die Kosten der Geschlechtsumwandlung dar. Je nach Aufwand, Dauer und Maßnahmen können fünfstellige Beträge entstehen. Wir erklären dir nachfolgend, wie teuer eine geschlechtsangleichende Behandlung ist, wie sie abläuft und ob die Krankenversicherer für die Kosten aufkommen. Hier hast du die wichtigsten Fakten schon einmal auf einen Blick:

Vier Fakten zum Thema Geschlechtsumwandlung

  1. Die gesetzlichen Krankenkassen und die private Krankenversicherung (PKV) bezahlen die Kosten für Hormontherapien und geschlechtsangleichende Operationen, wenn du bestimmte Voraussetzungen erfüllst.
  2. Du brauchst unter anderem diverse Gutachten, die deine Transsexualität bescheinigen. Hinzu kommt noch der sogenannte Alltagstest, den du als Transperson absolvieren musst.
  3. Zum Prozess der Geschlechtsumwandlung gehört neben der geschlechtsangleichenden Operation eine Hormonbehandlung. Außerdem entscheiden sich einige Personen noch für kosmetische Operationen, die das Äußere der Patienten entsprechend angleichen.
  4. Wie bei jeder anderen Behandlung ist auch eine Geschlechtsumwandlung mit Risiken verbunden, die es zu kennen und zu bedenken gilt.

 

Krankenversicherung & Gesundheitsschutz mit Komfort

Für die geschlechtsangleichende OP und für die gesamte Transition allgemein, musst du zahlreiche Arzttermine und Krankenhausaufenthalte hinter dich bringen. Als Privatpatient kannst du dafür einiges an Komfort genießen. Du kannst dich beispielsweise im Krankenhaus in einem Einzelzimmer unterbringen lassen, was deine Genesung nach einer so aufwendigen OP maßgeblich fördern kann – ein klarer Vorteil gegenüber einem Mehrbettzimmer. Oder dir den Arzt aussuchen, zu dem du am meisten Vertrauen hast.

In der PKV ist jedoch auch vieles eine Frage des individuellen Vertrages. Es lohnt sich daher, wenn du dir verschiedene Tarife anschaust, vergleichst und dich von einem Versicherungsexperten beraten lässt.

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Kostspielige Behandlung

01 Mit diesen Kosten ist bei einer Geschlechtsumwandlung zu rechnen

Ganz egal, ob von Frau zu Mann oder von Mann zu Frau – müsste man eine Geschlechtsumwandlung selber bezahlen, kämen beträchtliche Kosten auf Betroffene zu. Eine Geschlechtsangleichung ist ein langwieriger Prozess, bei dem viele Behandlungsschritte und verschiedene Experten eine Rolle spielen:

  • Ein Endokrinologe kümmert sich um die Hormonbehandlung und es entstehen sowohl die Kosten für die Arbeit des Experten als auch die Kosten für die Hormontherapie bei der Geschlechtsumwandlung.
  • Der operative Eingriff wird durch einen plastischen Chirurgen durchgeführt – in der Regel findet eine aufwendige und langwierige Operation statt, die mit hohen Kosten einhergeht.
  • Oftmals wird die geschlechtsangleichende Operation von Urologen oder Gynäkologen sowie von Gefäß- und Nervenchirurgen begleitet.
  • Im Laufe des gesamten Prozesses werden die Patienten darüber hinaus von einem Psychologen oder Psychiater betreut.

Die Präsenz der vielen Fachexperten sowie der Einsatz von Hormonen kostet viel Geld. Es gibt je nach Aufwand und Umfang der Behandlung sowie je nach Therapiedauer eine Preisspanne, die für Selbstzahler in der Regel je nach Patient oder Patientin zwischen 5.000 Euro und 15.000 Euro liegt. Hinzu kommen die Kosten für die postoperative Nachsorge sowie für weitere Operationen, falls noch etwas nachzubessern ist.

Solche Beträge können sich die wenigsten Menschen ohne Weiteres leisten. Und hier kommen die Krankenversicherungen ins Spiel. Wie sieht es mit der Kostenübernahme aus und welche Voraussetzungen sind zu erfüllen, damit die Krankenkasse oder die PKV die Geschlechtsumwandlung bezahlen?

Zahlt die Versicherung?

02 Die Kostenübernahme bei der Krankenkasse erklärt

Ob Frau zu Mann oder Mann zu Frau – grundsätzlich zahlt die Krankenkasse die Kosten für die Geschlechtsumwandlung. Damit dies geschieht, müssen Transpersonen zunächst einige Hürden überwinden. Zunächst einmal benötigst du zwei verschiedene Gutachten, bevor du eine Operationseinwilligung von der gesetzlichen Krankenversicherung bekommst.

Ein Gutachten wird in der Regel von einem Psychiater ausgestellt. Dieses belegt, dass dein Leiden nicht auf psychische Erkrankungen zurückzuführen ist.

Das zweite erforderliche Gutachten bekommst du normalerweise bei einem Psychotherapeuten. Es bestätigt die medizinische Notwendigkeit der Geschlechtsumwandlung und enthält somit die notwendige Diagnose für die Kostenübernahme.

 

Mit diesem Gutachten kann die Therapie mit Hormonen beginnen, deren Kosten die Krankenversicherung ebenfalls übernimmt.

Bevor die geschlechtsangleichende Operation stattfindet, musst du psychotherapeutische Sitzungen besuchen, bei der die Folgen und Risiken der Transition besprochen werden. Zudem musst du als Transperson den sogenannten Alltagstest durchführen. Dabei musst du ein Jahr lang in der Rolle deines Wunschgeschlechts leben – privat und beruflich. Hast du diese Hürden gemeistert, ist ein großer Schritt in Richtung Geschlechtsumwandlung getan und es kann mit der Vorbereitung auf die Operation losgehen.

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Geschlechtsumwandlung: Wann zahlt die PKV?

Auch die private Krankenversicherung trägt die Kosten für eine Geschlechtsumwandlung, wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Diese Indikation bescheinigen ein oder mehrere Gutachten. Als Privatpatient bist du also ebenso gefordert, Belege und Expertisen einzureichen, um eine Kostenübernahme für eine geschlechtsangleichende Operation zu erzielen.
Im Vergleich zu gesetzlich Versicherten steht dir hingegen ein breiteres Spektrum an Therapien und Behandlungen zur Auswahl.

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Therapie und Hormone

03 Vor der Operation: Die erste Phase der Geschlechtsumwandlung

Der Weg zum Wunschgeschlecht ist ein langer und komplizierter. Bevor eine geschlechtsangleichende Operation (GAOP) durchgeführt werden kann, muss zunächst eine Psychotherapie erfolgen – und zwar mindestens ein Jahr lang. Zugleich ist ein sogenannter Alltagstest verpflichtend. Dabei müssen transgender Menschen ein Jahr lang als das Geschlecht leben, das sie gerne sein möchten – beruflich und privat.

Sind die ersten Schritte erfolgreich gemeistert, beginnt eine Hormonbehandlung. Diese wirkt sich sowohl körperlich als auch psychisch auf die Behandelten aus und sollte nur mit ärztlicher Betreuung erfolgen. Je nachdem, ob Transfrauen oder Transmänner behandelt werden, bekommen sie Androgene oder Testosteron-Blocker und Östrogenpräparate. Die Hormone müssen Transpersonen auch nach der geschlechtsangleichenden Operation einnehmen – und zwar ein Leben lang.

Behandlung in mehreren Schritten

04 Geschlechtsangleichung: Welche OPs braucht es dafür?

Eigentlich ist der Begriff „Geschlechtsumwandlung” nicht ganz richtig, obwohl er häufig verwendet wird. Das biologische Geschlecht wird durch die Behandlungen und die Operation nicht verändert. Es werden lediglich die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale in ihrer Funktion und ihrem Aussehen dem gewünschten Geschlecht angepasst.

Geschlechts-OP von Frau zu Mann

Je nachdem, welche Geschlechtsangleichung durchgeführt werden soll, gehen die Ärzte unterschiedlich vor. Die nachfolgend beschriebenen Operations- und Behandlungsschritte sind sehr individuell und nicht jede Transperson muss sie durchlaufen.

  • Penoid-Aufbau/Phalloplastik: Hierbei geht es darum, aus körpereigenem Gewebe ein penisartiges Gebilde zu formen. Ein solcher Penoid ist einem natürlichen Penis am ähnlichsten. Selbst eine Erektion ist mithilfe einer speziellen Pumpe möglich. Die Phalloplastik ist ein sehr aufwendiger Eingriff.
  • Klitorispenoid-Konstruktion: Diese Alternative zur Phalloplastik ist weniger aufwendig, hat aber kein so realistisches Ergebnis zur Folge. Dabei streckt der Arzt die Klitoris und verlängert zugleich die Harnröhre. Auf diese Weise ist zum Beispiel das Urinieren im Stehen möglich. Die Länge des Klitorispenoids beträgt in der Regel drei bis vier Zentimeter.

Viele Transpersonen entscheiden sich darüber hinaus für eine Mastektomie – die Entfernung oder Verkleinerung der Brüste. Zudem besteht die Möglichkeit der Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke. Viele Transsexuelle entscheiden sich außerdem für einen Hodensack-Aufbau sowie Hodenprothesen, um ihrem Wunschgeschlecht so nahe wie möglich zu kommen.

Von Mann zu Frau: OP-Ablauf und Optionen

Wer in einem Männerkörper lebt und zur Frau werden möchte, lässt in vielen Fällen einen Brustaufbau durchführen, bei dem Hormone oder auch Brustimplantate eingesetzt werden. Entscheidet sich die Transfrau für eine Vaginoplastik, formt der Arzt das weibliche Geschlechtsorgan aus dem Penis:

  • In der Regel wird die sogenannte Invaginationsmethode angewandt. Dabei stülpt der Chirurg die Haut des Penisschafts nach innen und formt dadurch die sogenannte Neovagina.
  • Die Klitoris formt der Arzt aus der Peniseichel, während der vordere Teil der Vorhaut zu den kleinen Schamlippen wird.
  • Nach dieser ersten Phase der Geschlechtsangleichung geht die Patientin erst einmal nach Hause, wo die neue Vagina zunächst abheilt.
  • Einige Monate später erfolgt die zweite Operation, bei der der Arzt überschüssige Haut entfernt und den Schamhügel aufbaut.

Zusätzlich zur Vaginoplastik lassen viele Transfrauen eine Gesichtsfeminisierung durchführen, bei der ein plastischer Chirurg die Gesichtszüge der Patientin weiblicher gestaltet.

Was könnte passieren?

05 Die Risiken einer geschlechtsangleichenden Operation

Da die Geschlechtsangleichung ein mehrstufiger und komplexer Prozess ist, gibt es viel Potenzial für Risiken und Komplikationen. Im Alltag kommen gravierende Komplikationen allerdings sehr selten vor. Zu den allgemeinen Risiken der Geschlechtsumwandlung zählen die folgenden:

  • Nebenwirkungen der Hormontherapie
  • Nicht zufriedenstellende Ergebnisse der kosmetischen Behandlungen
  • Entzündungsrisiko, das bei allen Operationen besteht
  • Verrutschen der Implantate
  • Sogenannte Harnröhren-Haut-Fisteln, die sich in der neuen Harnröhre bilden sowie Verengungen der Harnröhre
  • Bei nicht ausreichender Durchblutung der Neovagina besteht das Risiko einer Stenose, einer Entstellung der Vagina
  • Verändertes sexuelles Empfinden zählt ebenfalls zu den häufigen Folgen einer Geschlechtsangleichung

Es ist wichtig, sich im Vorfeld ausführlich beraten zu lassen und alle Risiken zu kennen, bevor der Prozess einer Geschlechtsumwandlung beginnt.

Hast du noch Fragen? Meld dich gerne bei uns.

Zuletzt aktualisiert am: 14.11.2023

Autor des Beitrags

Jenny
Expertin für Krankenversicherungen