Zahlt die Krankenversicherung? Kosten einer Geschlechtsumwandlung: Alles zur Kostenübernahme

Stimmen bei einem Menschen die äußeren Körpermerkmale und die gefühlte sexuelle Identität nicht überein, spricht man von Transsexualität. Das Gefühl, im falschen Körper zu leben, kann großen Leidensdruck verursachen. Die Lösung ist für viele Betroffene eine Geschlechtsangleichung. Doch wie viel kostet sie und wer ist für die Kosten zuständig?

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Wie handhaben Krankenversicherungen die Kostenübernahme?

Wichtiges zu den Kosten und Regelungen auf einen Blick

Schätzungen zufolge leben in Deutschland rund 80.000 Transgender-Personen. Die meisten von ihnen wünschen sich, auch äußerlich so zu sein, wie sie sich innerlich fühlen. Die Lösung kann eine Geschlechtsangleichung sein, die allerdings langwierig ist und viele Herausforderungen mit sich bringt.

Eine Hürde stellen dabei die Kosten der Geschlechtsumwandlung dar. Je nach Aufwand, Dauer und Maßnahmen können fünfstellige Beträge entstehen. Wir erklären dir nachfolgend, wie teuer eine geschlechtsangleichende Behandlung ist, wie sie abläuft und ob die Krankenversicherer für die Kosten aufkommen.

  • Die gesetzlichen Krankenkassen und die privaten Versicherungen bezahlen die Kosten für Hormontherapien und geschlechtsangleichende Operationen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
  • Dazu zählen unter anderem Gutachten, die die Transsexualität bescheinigen. Darüber hinaus müssen transsexuelle Personen einen sogenannten Alltagstest absolvieren.
  • Zum Prozess der Geschlechtsumwandlung gehören neben der geschlechtsangleichenden Operation eine Hormonbehandlung und häufig außerdem kosmetische Operationen, die das Äußere der Patienten entsprechend angleichen.
  • Wie bei jeder anderen Behandlung ist auch eine Geschlechtsumwandlung mit Risiken verbunden, die es zu kennen und zu bedenken gilt.

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Kostspielige Behandlung

01. Mit diesen Kosten ist bei einer Geschlechtsumwandlung zu rechnen

Ganz egal, ob von Frau zu Mann oder von Mann zu Frau – müsste man eine Geschlechtsumwandlung selber bezahlen, kämen beträchtliche Kosten auf Betroffene zu. Eine Geschlechtsangleichung ist ein langwieriger Prozess, bei dem viele Behandlungsschritte und verschiedene Experten eine Rolle spielen:

  • Ein Endokrinologe kümmert sich um die Hormonbehandlung und es entstehen sowohl die Kosten für die Arbeit des Experten als auch die Kosten für die Hormontherapie bei der Geschlechtsumwandlung.
  • Der operative Eingriff wird durch einen plastischen Chirurgen durchgeführt – in der Regel findet eine aufwendige und langwierige Operation statt, die mit hohen Kosten einhergeht.
  • Oftmals wird die geschlechtsangleichende Operation von Urologen oder Gynäkologen sowie von Gefäß- und Nervenchirurgen begleitet.
  • Im Laufe des gesamten Prozesses werden die Patienten darüber hinaus von einem Psychologen oder Psychiater betreut.

Die Präsenz der vielen Fachexperten sowie der Einsatz von Hormonen kostet viel Geld. Es gibt je nach Aufwand und Umfang der Behandlung sowie je nach Therapiedauer eine Preisspanne, die für Selbstzahler in der Regel je nach Patient oder Patientin zwischen 5.000 Euro und 15.000 Euro liegt. Hinzu kommen die Kosten für die postoperative Nachsorge sowie für weitere Operationen, falls noch etwas nachzubessern ist.

Solche Beträge können sich die wenigsten Menschen ohne Weiteres leisten. Und hier kommen die Krankenversicherungen ins Spiel. Wie sieht es mit der Kostenübernahme aus und welche Voraussetzungen sind zu erfüllen, damit die Krankenkasse und die PKV die Geschlechtsumwandlung bezahlen?

Zahlt die Versicherung?

02. Die Kostenübernahme bei der Krankenkasse erklärt

Ob Frau zu Mann oder Mann zu Frau, grundsätzlich zahlt die Krankenkasse die Kosten für die Geschlechtsumwandlung. Damit dies geschieht, müssen Transpersonen zunächst einige Hürden überwinden. Zunächst einmal benötigen sie zwei verschiedene Gutachten, bevor sie eine Operationseinwilligung von der gesetzlichen Krankenversicherung bekommen.

Das eine Gutachten wird in der Regel von einem Psychiater angefertigt, der psychische Erkrankungen ausschließt. Das andere wird normalerweise von einem Psychotherapeuten erstellt, das die notwendige Diagnose für die Kostenübernahme enthält. Mit diesem Gutachten kann die Therapie mit Hormonen beginnen, deren Kosten die Krankenversicherung ebenfalls übernimmt.

Bevor die geschlechtsangleichende Operation stattfindet, müssen Betroffene eine Psychotherapie durchführen, bei der die Folgen und Risiken besprochen werden. Zudem muss die Transperson ein Jahr lang in der Rolle ihres Wunschgeschlets leben – privat und beruflich. Sind diese Hürden gemeistert, ist ein großer Schritt in Richtung Wunschgeschlecht getan und es kann mit der Vorbereitung auf die Operation losgehen.

Für Privatpatienten gelten ähnliche Regelungen. Auch die private Krankenversicherung trägt die Kosten für eine Geschlechtsumwandlung, wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Diese Indikation bescheinigen ein oder mehrere Gutachten. Versicherte sollten sich im Vorfeld mit ihrer Versicherung in Verbindung setzen, um alle Fragen und Eventualitäten abzuklären.

Therapie und Hormone

03. Vor der Operation: Die erste Phase der Geschlechtsumwandlung

Der Weg zum Wunschgeschlecht ist ein langer und komplizierter. Bevor eine geschlechtsangleichende Operation (GAOP) durchgeführt werden kann, muss zunächst eine Psychotherapie erfolgen – und zwar mindestens ein Jahr lang. Zugleich ist ein sogenannter Alltagstest verpflichtend. Dabei müssen transgender Menschen ein Jahr lang als das Geschlecht leben, das sie gerne sein möchten – beruflich und privat.

Sind die ersten Schritte erfolgreich gemeistert, beginnt eine Hormonbehandlung. Diese wirkt sich sowohl körperlich als auch psychisch auf die Behandelten aus und sollte nur mit ärztlicher Betreuung erfolgen. Je nachdem, ob Transfrauen oder Transmänner behandelt werden, bekommen sie Androgene oder Testosteron-Blocker und Östrogenpräparate. Die Hormone müssen Transpersonen auch nach der geschlechtsangleichenden Operation einnehmen – und zwar ein Leben lang.

Behandlung in mehreren Schritten

04. Frau zu Mann: So läuft eine operative Geschlechtsangleichung ab

Eigentlich ist der Begriff „Geschlechtsumwandlung” nicht ganz richtig, obwohl er häufig verwendet wird. Das biologische Geschlecht wird durch die Behandlungen und die Operation nicht verändert. Es werden lediglich die primären und sekundären Geschlechtsorgane in ihrer Funktion und ihrem Aussehen dem gewünschten Geschlecht angepasst.

Je nachdem, welche Geschlechtsangleichung durchgeführt werden soll, gehen die Ärzte unterschiedlich vor. Die nachfolgend beschriebenen Operations- und Behandlungsschritte sind sehr individuell und nicht jede Transperson muss sie durchlaufen.

  • Penoid-Aufbau/Phalloplastik: Hierbei geht es darum, aus körpereigenem Gewebe ein penisartiges Gebilde zu formen. Ein solcher Penoid ist einem natürlichen Penis am ähnlichsten. Selbst eine Erektion ist mithilfe einer speziellen Pumpe möglich. Die Phalloplastik ist ein sehr aufwendiger Eingriff.
  • Klitorispenoid-Konstruktion: Diese Alternative zur Phalloplastik ist weniger aufwendig, hat aber kein so realistisches Ergebnis zur Folge. Dabei streckt der Arzt die Klitoris und verlängert zugleich die Harnröhre. Auf diese Weise ist zum Beispiel das Urinieren im Stehen möglich. Die Länge des Klitorispenoids beträgt in der Regel 3-4 Zentimeter.

Viele Transpersonen entscheiden sich darüber hinaus für eine Mastektomie – die Entfernung oder Verkleinerung der Brüste. Zudem besteht die Möglichkeit der Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke. Viele Transsexuelle entscheiden sich außerdem für einen Hodensack-Aufbau sowie Hodenprothesen, um ihrem Wunschgeschlecht so nahe wie möglich zu kommen.

Komplizierter Eingriff

05. Geschlechtsumwandlung Mann zu Frau: Ablauf und Optionen

Wer in einem Männerkörper lebt und zur Frau werden möchte, lässt in vielen Fällen einen Brustaufbau durchführen, bei dem Hormone oder auch Brustimplantate eingesetzt werden. Entscheidet sich die Transfrau für eine Vaginoplastik, formt der Arzt das weibliche Geschlechtsorgan aus dem Penis:

  • In der Regel wird die sogenannte Invaginationsmethode angewandt. Dabei stülpt der Chirurg die Haut des Penisschafts nach innen und formt dadurch die sogenannte Neovagina.
  • Die Klitoris formt der Arzt aus der Peniseichel, während der vordere Teil der Vorhaut zu den kleinen Schamlippen wird.
  • Nach dieser ersten Phase der Geschlechtsangleichung geht die Patientin erst einmal nach Hause, wo die neue Vagina zunächst abheilt.
  • Einige Monate später erfolgt die zweite Operation, bei der der Arzt überschüssige Haut entfernt und den Schamhügel aufbaut.

Zusätzlich zur Vaginoplastik lassen viele Transfrauen eine Gesichtsfeminisierung durchführen, bei der ein plastischer Chirurg die Gesichtszüge der Patientin weiblicher gestaltet.

Was könnte passieren?

06. Die Risiken einer geschlechtsangleichenden Operation

Da die Geschlechtsangleichung ein mehrstufiger und komplexer Prozess ist, gibt es viel Potenzial für Risiken und Komplikationen. Im Alltag kommen gravierende Komplikationen allerdings sehr selten vor. Zu den allgemeinen Risiken der Geschlechtsumwandlung zählen die folgenden:

  • Nebenwirkungen der Hormontherapie
  • Nicht zufriedenstellende Ergebnisse der kosmetischen Behandlungen
  • Entzündungsrisiko, das bei allen Operationen besteht
  • Verrutschen der Implantate
  • Sogenannte Harnröhren-Haut-Fisteln, die sich in der neuen Harnröhre bilden sowie Verengungen der Harnröhre
  • Bei nicht ausreichender Durchblutung der Neovagina besteht das Risiko einer Stenose, einer Entstellung der Vagina
  • Verändertes sexuelles Empfinden zählt ebenfalls zu den häufigen Folgen einer Geschlechtsangleichung

Es ist wichtig, sich im Vorfeld ausführlich beraten zu lassen und alle Risiken zu kennen, bevor der Prozess einer Geschlechtsumwandlung beginnt.

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Zuletzt aktualisiert am: 21.06.2023

Autor des Beitrags

Jenny Gebel
Expertin für Krankenversicherungen