Einmal Chefarztbehandlung, bitte! Diese Kosten entstehen bei der Premium-Behandlung

Wenn eine komplizierte Operation und ein längerer Krankenhausaufenthalt bevorstehen, begeben sich viele Patienten lieber in die Hände eines erfahrenen Spezialisten: Für sie kommt dann nur die Chefarztbehandlung in Frage. Aber wer bezahlt die Rechnung dafür und wie sinnvoll ist die Chefarztbehandlung?

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Ein Überblick

Chefarztbehandlungen kurz und knapp erklärt

Chefärzte sind nicht nur in Sitcoms oder Serien die gefragtesten Mediziner, auch in der Realität sind es leitende Ärzte einer Fachabteilung und Spezialisten bestimmter Fachgebiete. Jahrelange praktische Erfahrungen und hohe Fachkompetenz sind die Voraussetzungen für diese Position. Patienten, die Wert auf eine bestmögliche medizinische Therapie legen, interessieren sich daher für die Option der Chefarztbehandlung.

Wenn auch du dich dafür interessiert, erfährst du hier alles über die Vor- und Nachteile und vor allem beantworten wir die wichtigsten Fragen: Wie viel kostet eine Chefarztbehandlung und wer zahlt diese?

Fünf Fakten über Chefarztbehandlungen

  1. Bei einer Chefarztbehandlung bestimmt der Patient den Arzt, der die Behandlung anleitet und über die Therapie entscheidet.
  2. Auch ein Oberarzt, wenn dieser spezialisiert ist, kann vertraglich genannt werden.
  3. Gesetzlich Versicherte benötigen eine private Zusatzversicherung (stationäre Krankenzusatzversicherung), wenn sie die Kosten nicht selber tragen wollen.
  4. Bei privaten Krankenversicherungen ist die Chefarztbehandlung meistens ein Tarifstandard.
  5. Bei komplizierten Eingriffen oder seltenen Erkrankungen lohnt sich eine Chefarztbehandlung, jedoch nicht bei Routinebehandlungen.

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Entscheidungen und Durchführung

01 Welche Leistungen erbringt der Chefarzt?

Bei einer Chefarztbehandlung gilt: die Behandlung muss in den Händen des Spezialisten liegen, den der Patient bestimmt hat. Denn Chefarztbehandlung bedeutet auch Wahlarztbehandlung.

So muss es nicht zwingend der Chefarzt einer Abteilung sein, der die Behandlung führt. Auch ein Oberarzt, der eine entsprechende Qualifikation und Expertise auf dem Gebiet der Erkrankung mitbringt, kann den Patienten behandeln.

Der leitende Arzt sollte über die grundlegenden Leistungen der Therapie entscheiden und durchführen. Das bedeutet:

  • Er untersucht den Patienten bei der Aufnahme
  • Er kontrolliert den Behandlungsfortschritt bei regelmäßigen Visiten
  • Er führt Operationen aus und überwacht die Ausführung der Anästhesie

Privatversicherte sollten sich dies vorher schriftlich in einem Behandlungsvertrag vom Krankenhaus bestätigen lassen.

Die Vereinbarung für eine Chefarztbehandlung schließt auch leitende Fachärzte aus anderen Bereichen mit ein, zum Beispiel Anästhesiologie oder Kardiologie, wenn diese für die Behandlung notwendig sind.

Es ist nicht ganz auszuschließen, dass sich der leitende Arzt auch einmal vertreten lassen muss. In diesem Fall muss der Patient rechtzeitig darüber informiert werden und sein Einverständnis für die Vertretung geben. Dies hat der Bundesgerichtshof (BGH) 2016 entschieden (Az. VI ZR 75/15). Dabei ging es um eine Hand-Operation, für die der Patient die Chefarztbehandlung vereinbart hatte. Durchgeführt wurde der Eingriff jedoch vom Oberarzt, wofür die Einwilligung des Patienten fehlte. Dies sahen die Richter als rechtswidrig an.

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Höherer Satz durch höhere Qualifikation

02 Welche Kosten bringt die Chefarztbehandlung mit sich?

Die Behandlung durch den leitenden Fachspezialisten hat ihren Preis. Die genauen Kosten hängen von der Erkrankung und der Anzahl der erforderlichen Maßnahmen ab. Der Chefarzt rechnet seine Leistungen entsprechend der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ab.

Aufgrund seiner langjährigen Fachkompetenz und seiner Position kann er für seine Leistungen einen höheren Satz verlangen. Dadurch sind die Kosten für eine Chefarztbehandlung deutlich höher als bei einer Behandlung durch einen anderen Facharzt.

Der Chefarzt darf den 3,5-fachen Wert des Grundpreises abrechnen. Auch Sätze darüber hinaus sind möglich, müssen aber gesondert mit dem Patienten vereinbart werden.

Beispiel:

Eine Leistung, die laut Gebührenordnung 5 Euro kostet, kann das Krankenhaus mit dem Regelhöchstsatz (2,3-fach) berechnen, also maximal 11,50 Euro. Führt ein Chefarzt diese Leistung aus, kann er bis zu 17,50 Euro verlangen.

Zum besseren Verständnis zeigt die Übersicht unten konkrete Beispielrechnungen für die Kostensteigerung anhand der Gebührenordnung:

Beispiel: Visite im KrankenhausBeispiel operative Behandlung Bandscheiben­vorfall (2282)
Basiskosten laut GOÄ4,08 Euro86,27 Euro
Krankenhaus­rechnung (2,3-fach)9,38 Euro198,41 Euro
Chefarzt­rechnung (3,5-fach)14,28 Euro301,93 Euro

Sollten während eines medizinischen Eingriffes Komplikationen auftreten, die unvorhergesehene Maßnahmen erfordern, wird eine Chefarztbehandlung schnell sehr teuer.

Achtung: Die Abrechnung zum Chefarzthonorar darf nur dann erfolgen, wenn es der Chefarzt oder ein vereinbarter Stellvertreter war, der diese Leistung erbracht hat.

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Privatleistung, Zuzahlung oder Abrechnung?

03 Wie erfolgt die Kostenerstattung?

Wer die Kosten erstattet bekommt und von wem, hängt vom jeweiligen Versicherungsschutz ab.

Gesetzlich versichert

Auch als gesetzlich Versicherter kannst du eine Chefarztbehandlung in Anspruch nehmen. Geschieht das auf deinen expliziten Wunsch, musst du die Kosten als Privatleistung selbst tragen, außer du hast eine entsprechende private Zusatzversicherung. Bekommst du für eine Behandlung oder Operation eine Chefarztbehandlung, weil er der einzige mit der fachlichen Qualifikationist ist, zahlt die GKV.

Nach dem Krankenhausaufenthalt musst du dich an deine Zusatzversicherung wenden.

Privat versichert

Meistens gehört die Chefarztbehandlung zu den Standardleistungen, hängt aber immer vom Tarif ab.

Nach dem Aufenthalt im Krankenhaus erhältst du eine Rechnung, die alle vom Arzt und Krankenhaus erbrachten Leistungen erfasst.

 

Für die normalen Leistungen können Privatversicherte eine direkte Abrechnung zwischen Klinik und Versicherung vereinbaren. Bei Wahlleistungen wie der Chefarztbehandlungen musst du gegebenenfalls in Vorleistung gehen. Die Rechnung dazu reichst du bei deinem Versicherer ein.

Die Krankenversicherung prüft, ob alle Leistungen dem Behandlungsvertrag entsprechen und nach den Regelungen der GOÄ abgerechnet wurden. Es dürfen nur die Leistungen zum höchsten Regelsatz abgerechnet werden, die der Chefarzt persönlich erbracht hat. Das betrifft vor allem die zentralen Leistungen für die Behandlungen. Zusätzlich nötige Leistungen müssen begründet werden. Tätigkeiten, die an dritte Ärzte oder anderes Krankenhauspersonal delegiert wurden, gehören nicht zum Chefarzthonorar.

Vertraglich festgehalten

04 Wie erhalten Patienten eine Chefarztbehandlung?

Jeder Patient hat die Chance, eine Chefarztbehandlung zu erhalten. Die Erstattung der Kosten ist jedoch nicht in allen Fällen gegeben.

Es gibt drei Möglichkeiten, um eine Chefarztbehandlung zu erhalten:

  1. Teil der privaten Krankenversicherung, wenn die Leistung im Tarif enthalten ist.
  2. Private Zusatzversicherung (Krankenhauszusatzversicherung) zur gesetzlichen Krankenversicherung und wenn die Chefarztbehandlung inkludiert ist.
  3. Privatleistung/Selbstzahlung, wenn du keinen entsprechenden Baustein in deiner Krankenversicherung hast.

Wenn du dich für eine Chefarztbehandlung entscheidest, schließt du mit dem Krankenhaus einen Behandlungsvertrag ab.

Folgende Punkte zum Vertrag sind für Patienten wichtig:

  • Der Vertrag sollte schriftlich vorliegen und alle geplanten Behandlungsmaßnahmen und voraussichtlichen Kosten erfassen.
  • Hauptleistungen wie Aufnahmeuntersuchung, Visiten, Operation und Ähnliches sollten in den Händen des Chefarztes liegen.
  • Falls abzusehen ist, dass eine ärztliche Vertretung nötig ist, sollte der Patient darüber informiert werden und der Vertretungsarzt bereits namentlich benannt sein.

Tipp: Wenn es bei einer herkömmlichen medizinischen Behandlung zwingend notwendig ist, dass der Chefarzt einen bestimmten Eingriff vornimmt, weil nur er die erforderliche Kompetenz dafür hat, gehört das zu den normalen Leistungen des Krankenhauses. Die anfallenden Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse erstattet.

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Vor- und Nachteile

05 Wie sinnvoll ist eine Chefarztbehandlung?

Wenn wir an eine Chefarztbehandlung denken, dann denken wir an eine Betreuung von höchster Qualität, die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Genesung und besondere Souveränität bei komplizierten Eingriffen.

Aber wird dir das garantiert? Ist die Chefarztbehandlung in jedem Fall die beste Wahl? Sind die Kosten dafür immer gerechtfertigt?

Vorteile einer Chefarztbehandlung

Erfahrung

Als Patient profitierst du von der langjährigen Erfahrung und fachlichen Kompetenz des Chefarztes. Dies kann vor allem bei seltenen Erkrankungen oder schweren sowie seltenen Eingriffen von Vorteil sein. Jedoch nicht bei Routine-Behandlungen, weil alle Ärzte in der Regel eine sehr gute Ausbildung haben.

Ein Ansprechpartner

Bei der Chefarztbehandlung hättest du einen durchgehenden Ansprechpartner und dadurch auch eine kontinuierliche und stringente Behandlung, weil du nicht von wechselnden Stationsärzten behandelt wirst.

Wahlfreiheit

Die Wahlleistung “Chefarztbehandlung” ermöglicht dir eine gewisse Wahlfreiheit, sodass du dich von einem Wunscharzt, beispielsweise einem Oberarzt, behandeln lassen kannst, wenn dieser Spezialist in dem benötigten Gebiet ist. Dein Wunscharzt sollte im Behandlungsvertrag konkret genannt werden.

Nachteile einer Chefarztbehandlung

Fehlende Routine

Neben der Behandlung hat ein Chefarzt auch Managementaufgaben. Daher ist er in die Patientenbetreuung häufig nicht so intensiv eingebunden wie andere Fachärzte – und dadurch weniger im “Stationsalltag” drin. Bei Routine-Behandlungen lohnt sich eine Chefarztbehandlung nicht immer, weil sie dadurch nicht zwingend besser ist, aber teurer.

Kostenfalle

Chefarztbehandlungen können aus verschiedenen Gründen eine Kostenfalle darstellen, denn sie sind nicht planbar und können schnell steigen. Sollten bei der Behandlung Maßnahmen erforderlich sein, die andere Fachbereiche betreffen, dann kommen die jeweiligen leitenden Ärzte zum Einsatz, die ebenfalls in der Preisstufe des Chefarztes abrechnen. Auch ist nicht absehbar, wie viele Visiten und Behandlungen stattfinden werden.

Schwieriger Zeitplan

Chefärzte sind im Krankenhausalltag sehr gefragt: für Rückfragen, Management- und Verwaltungsaufgaben, Forschungs- und Lehraufträge etc. Dadurch reduziert sich die verfügbare Zeit und es kann dadurch zu längeren Wartezeiten kommen.

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Zuletzt aktualisiert am: 18.04.2024

Autor des Beitrags

Jenny
Expertin für Krankenversicherungen