Anja Schlicht

Redaktionsleitung

Stiftung Warentest: Jede zehnte Unfallversicherung ist sehr gut

Nach dreijähriger Pause hat die Stiftung Warentest wieder Testsieger im Bereich der privaten Unfallversicherung ermittelt. Knapp 110 Angebote wurden hinsichtlich ihrer Leistungen, Versicherungsbedingungen und Anträge getestet.

Aktualisiert am 21. Februar 2023

  • Die neueste Untersuchung zur privaten Unfallversicherung zeigt, dass es einige sehr gute Tarife mit Top-Leistungen gibt.

Sind Personen nach einem Unfall, etwa einem Treppensturz, dauerhaft gesundheitlich eingeschränkt, erhalten sie von ihrer privaten Unfallversicherung eine Einmalzahlung. Die Höhe hängt unter anderem von der gewählten Versicherungssumme, der Schwere der Beeinträchtigung und der sogenannten Progression ab. Letztere dient dazu, dass sich die ausgezahlte Summe bei starker Invalidität erhöht.

Die meisten Unfallversicherungen, die die Stiftung Warentest aktuell untersucht hat, sehen eine Versicherungssumme von mindestens 100.000 Euro vor (Finanztest 7/2021). Die sogenannte Progression variiert zwischen 350 und 1000. Führt ein Unfall dazu, dass Versicherte vollinvalide sind, erhalten sie bei einer Progression von 500 eine Summe von 500.000 Euro vom Versicherer. Mit diesem Geld lassen sich beispielsweise Umbaumaßnahmen finanzieren, sodass das Leben trotz der gesundheitlichen Einschränkung in der gewohnten Umgebung weiter möglich ist.

Wie wurde getestet?

Für die neueste Untersuchung hat die Stiftung Warentest 112 private Unfallversicherungen untersucht. Die Verbraucherorganisation bewertete dabei, wie viel Geld der Versicherer in Abhängigkeit zur gesundheitlichen Beeinträchtigung des Kunden insgesamt auszahlt. Alle Tarife leisten bereits ab einer Invalidität von einem Prozent. Zudem wurde überprüft, wie gut die Versicherungsbedingungen für Verbraucher sind:

  • Sind beispielsweise Unfälle versichert, die alkohol- oder medikamentenbedingt passiert sind?
  • Zahlt die Versicherung, wenn der Unfall durch Eigenbewegungen wie eine Verrenkung verursacht wurde?
  • Sind Zeckenbisse abgedeckt?

Ein weiteres Kriterium war der Antrag zur Unfallversicherung. Je verbraucherfreundlicher die Fragen darin sind, desto besser wurde der Tarif bewertet. Die jährlichen Kosten für die private Unfallversicherung hatten dagegen keinen Einfluss auf die Bewertung. Sie wurden dennoch für Kinder und zwei Berufsgruppen (niedrige und hohe Gefahrengruppe, Musterkunde jeweils 35 Jahre alt) aufgelistet.

14 Unfallversicherungen überzeugen mit Leistung und Vertragsbedingungen

Den Testern zufolge haben Interessierte die Auswahl zwischen mehreren Tarifen. Die am besten bewerteten Unfallversicherungen kosten im Jahr beispielsweise zwischen 189 Euro und 394 Euro (niedrige Gefahrengruppe) beziehungsweise zwischen 354 Euro und 836 Euro (hohe Gruppe). Der günstigste, als gut bewertete Tarif veranschlagt dagegen nur 78 Euro beziehungsweise 125 Euro.

Insgesamt 14 der 112 untersuchten Angebote erhalten eine sehr gute Bewertung. Beim Test vor drei Jahren waren es elf Tarife. Einige Versicherer überzeugen dabei gleich mit mehreren Unfallversicherungen. Die folgende Übersicht zeigt daher das jeweils am besten bewertete Angebot des Versicherers. Details zum Gesamtergebnis finden Interessierte auf der Themenseite Unfallversicherung Test.

Die Top-Unfallversicherungen unter den klassischen Versicherern sind laut Stiftung Warentest unter anderem:

AnbieterTarif
Die HaftpflichtkasseEinfach Komplett (Gliedertaxe Premium Plus, Progression Plus)
InterRiskXXL mit Maxi-Taxe
DFVUnfallschutz Flex mit dem Leistungspaket Exklusiv
Signal IdunaPremium (Progression 500 mit Turbo)
HanseMerkurEasy
AllianzUnfallschutzPlus (TopSchutz)
BaslerGold (verbesserte Gliedertaxe 100, Progression Plus)
ZurichBest Protect Plus

Tipp: Die Experten betonen, dass die private Unfallversicherung zur Lebenssituation, zum Beruf und zu den Hobbys passen muss. Entsprechend wichtig ist es, unterschiedliche Tarife und deren Versicherungsbedingungen beispielweise mit einem Vergleichsrechner gegenüberzustellen, um den persönlich besten Schutz zu finden.

Versicherung wechseln und Leistungen verbessern

Der Stiftung Warentest zufolge lohnt es sich für Verbraucher, die schon längere Zeit mit einer privaten Unfallversicherung vorgesorgt haben, ihren Vertrag mit neuen Angeboten zu vergleichen.

Ein guter Tarif sollte weltweit gelten, Leistungen ab einem Prozent Invalidität vorsehen und mindestens 500.000 Euro bei Vollinvalidität auszahlen. Wichtig sind zudem unter anderem die Übernahme von Bergungskosten und Schönheitsoperationen nach einem Unfall sowie eine verbesserte Gliedertaxe. Mit ihr wird der Grad der Beeinträchtigung beurteilt. Sie unterscheidet sich zwischen den Versicherern.