Künstliche Befruchtung Was kostet die Unterstützung bei der Kinderwunsch-Erfüllung?

Jedes Jahr werden über 20.000 Kinder nach einer künstlichen Befruchtung geboren. Die Kosten der Behandlung übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen mindestens zur Hälfte, die privaten Krankenversicherungen teils komplett – sofern Kinderwunschbehandlung medizinisch notwendig ist. Außerdem zahlen einige Bundesländer einen Zuschuss – in der Regel jedoch nur an verheiratete, heterosexuelle Paare.

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Künstliche Befruchtung: Was kostet eine Kinderwunschbehandlung?

Jede vierte Person im Alter zwischen 20 und 50 Jahren, die keinen Nachwuchs hat, ist ungewollt kinderlos, so das Bundesfamilienministerium. Sind dafür medizinische Ursachen verantwortlich, können sich Paare eine künstliche Befruchtung von der Krankenversicherung bezahlen lassen. Bis es mit der Schwangerschaft klappt, sind mitunter mehrere Versuche notwendig. Die Kinderwunschbehandlung kann so mehrere tausend Euro verschlingen.

Vier Fakten zur künstlichen Befruchtung und den Kosten

  1. Die Kosten für eine künstliche Befruchtung variieren je nach Methode zwischen wenigen hundert Euro und mehr als 5.000 Euro pro Versuch.
  2. In einigen Bundesländern können Paare auch Zuschüsse vom Bund erhalten.
  3. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt unter bestimmten Voraussetzungen die Hälfte der Kosten zur künstlichen Befruchtung für heterosexuelle Ehepaare.
  4. In der privaten Krankenversicherung ist die Kostenübernahme individuell geregelt und bietet insgesamt mehr Möglichkeiten.

Das Wichtigste zuerst

01 Künstliche Befruchtung: Mit diesen Kosten müssen künftige Eltern rechnen

Können Paare keine Kinder bekommen, ist für sie die künstliche Befruchtung oft der einzige Ausweg. Die Kosten variieren dabei je nach Methode zwischen wenigen hundert Euro bis über 5.000 Euro pro Behandlungszyklus, also pro Versuch. Am teuersten ist die sogenannte intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI), die eine spezielle Form der In-Vitro-Fertilisation (IVF) ist.

Kosten der künstlichen Befruchtung pro Versuch im Überblick:

  • Intrauterine Insemination (IUI) ohne Hormonstimulation - 200 Euro
  • Intrauterine Insemination (IUI) mit hormoneller Stimulation - 1.000 Euro
  • Intratubarer Gameten-Transfer (GIFT) - 1.500 Euro
  • In-Vitro-Maturation (IVM) - 1.800 Euro
  • In-Vitro-Fertilisation (IVF) - 3.000 Euro
  • Intrazytoplasmatische Sameninjektion (ICSI) - 5.500 Euro

Hinzu kommen die Ausgaben für Medikamente. Mehr Infos findest du im Kapitel zu den Methoden.

Welche Kosten zahlen die Krankenversicherungen?

Die gesetzliche Krankenversicherung beteiligt sich seit 2004 zur Hälfte an den Kosten, sofern das Paar bestimmte Voraussetzungen erfüllt, etwa hinsichtlich des Alters. Je nach Methode der künstlichen Befruchtung erstatten die Kassen die Kosten für bis zu acht Behandlungsversuche.

In der privaten Krankenversicherung gibt es dagegen keine Einschränkungen bei den Versuchen, solange eine gewisse Erfolgschance vorliegt. Gleiches gilt in Bezug auf das Alter des Versicherten. Zudem muss das Paar nicht zwangsläufig verheiratet sein.

Was genau der Versicherer bei der künstlichen Befruchtung zahlt, ist tarifabhängig. Oftmals werden die Kosten zu 100 Prozent erstattet. Um unschöne Überraschungen zu vermeiden, sollten Paare ihre Krankenversicherung jedoch im Vorfeld kontaktieren.

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Für Kassenpatienten

02 Welche Kosten zahlt die gesetzliche Krankenversicherung?

Die gesetzliche Krankenversicherung knüpft die Übernahme der Kosten für eine künstliche Befruchtung an eine Reihe von Voraussetzungen:

  • Familienstatus: Das Paar mit Kinderwunsch muss verheiratet sein.
  • Alter: Die Frau sollte 25 bis 40 Jahre alt sein, der Mann 25 bis 50 Jahre.
  • Arztbescheinigung: Die Unfruchtbarkeit muss ärztlich bestätigt sein.
  • Medizinische und psychosoziale Beratung: Das Paar muss sich umfassend medizinisch und psychologisch zu dem Thema beraten lassen.

Die Chancen auf eine Schwangerschaft müssen zudem aus ärztlicher Sicht erfolgversprechend sein. Darüber hinaus dürfen der Samen und die Eizelle nur vom jeweiligen Partner stammen. Dies schließt eine Kostenübernahme bei Samenspende aus. Homosexuelle Paare zahlen die künstliche Befruchtung somit komplett selbst.

Erfüllst du mit deinem Ehepartner die Bedingungen, reicht ihr bei eurer Krankenkasse einen Behandlungsplan ein. Seid ihr bei unterschiedlichen Krankenkassen versichert, ist jeweils ein separater Plan notwendig. Sobald er bewilligt ist, gilt der Behandlungsplan für ein Jahr.

Diese Methoden zur künstlichen Befruchtung zahlt die GKV

Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt 50 Prozent der Kosten, die durch die folgenden Kinderwunschbehandlungen entstehen:

  • 8 intrauterine Inseminationen ohne Hormonstimulation (IUI) oder
  • 3 intrauterine Inseminationen mit Hormonbehandlung oder
  • 3 In-Vitro-Befruchtungen (IVF und ICSI) oder
  • 2 intratubare Gameten-Transfers (GIFT)

Für heterosexuelle Paare sehen einige Bundesländer zusammen mit dem Bund einen Zuschuss vor. Er beläuft sich auf 25 Prozent der verbliebenen Kosten. Paare erhalten auch eine finanzielle Unterstützung von 50 Prozent der Behandlungskosten, wenn sie einen vierten In-Vitro-Versuch durchführen. Wer Anspruch hat, zeigt der Förder-Check des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Einige Krankenkassen übernehmen auch mehr als 50 Prozent der Behandlungskosten. Dies reicht von kleineren Zuschüssen bis hin zur vollen Kostenerstattung. Ist absehbar, dass eine künstliche Befruchtung bei der Familienplanung unumgänglich ist, sollten Kassenpatienten ihre aktuelle Kasse mit anderen Anbietern vergleichen und gegebenenfalls wechseln.

 

Krankenkasse muss auch bei Leistung der PKV zahlen

Seid ihr als Paar unterschiedlich versichert, besteht die Möglichkeit, dass ihr die künstliche Befruchtung komplett erstattet bekommt. Liegt die Ursache des bislang unerfüllten Kinderwunschs beim Mann und dieser ist privat versichert, übernimmt die Krankenversicherung je nach Tarif die Hälfte der Behandlungskosten. Die gesetzliche Krankenversicherung der Frau muss sich ebenfalls zu 50 Prozent an den Kosten beteiligen, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind.

Die Krankenkasse darf die Leistungszusage nicht mit der Begründung zurückziehen, dass bereits eine Kostenerstattung durch die private Krankenversicherung erfolgt. Das hat das Bundessozialgericht in einem Urteil im August 2023 festgelegt (Az. B 1 KR 13/22 R). Die Richter begründen dies damit, dass es keine gesetzliche Regelung dazu gibt, „ob und nach welchen Gesichtspunkten bei ‚gemischt versicherten‘ Paaren ein Ausschluss, ein Ausgleich oder eine Kostenteilung der jeweiligen Ansprüche zwischen privater Krankenversicherung und gesetzlicher Krankenkasse stattfindet.“

Keine künstliche Befruchtung für Unverheiratete. Den Krankenkassen ist es gesetzlich untersagt, ihre Leistungen auf Unverheiratete auszuweiten. Das Gesetz (§ 27a Abs. 1 Nr. 3 SGB V) sagt ausdrücklich, dass die Kostenübernahme der künstlichen Befruchtung auf Verheiratete beschränkt ist. Darauf weist ein Urteil des Landessozialgerichts Berlin-Brandenburg hin (Az. L 1 KR 435/12 KL).

Jenny
Jenny
Expertin für Krankenversicherungen

Welche Kosten der Kinderwunschbehandlung zahlt die GKV nicht?

Was die GKV bisher nicht übernimmt, ist die In-Vitro-Maturation (IVM). Teile der Behandlung stimmen jedoch mit der In-Vitro-Fertilisation überein, sodass Kassenpatienten nur rund 700 Euro selbst zahlen müssen.

Das Einfrieren von befruchteten Eizellen oder Spermien wird von den Krankenkassen ebenfalls nicht bezahlt. Einzige Ausnahme bei der sogenannten Kryokonservierung ist eine Krebserkrankung. Die Kosten belaufen sich auf bis zu 800 Euro.

Wann besteht ein neuer Kostenanspruch?

War die IUI, IVF oder ICSI erfolgreich, habt ihr als Paar nach Schwangerschaft und Geburt erneut Anspruch auf die Kostenübernahme aller Versuche – sofern ihr die Bedingungen dafür erfüllt. Die Kasse zahlt auch dann einen weiteren Versuch, wenn die Frau zwar schwanger wurde, es jedoch zu einer Fehlgeburt, Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaft kam.

Für Privatpatienten

03 Erstattet die PKV die Kosten für eine künstliche Befruchtung?

Die private Krankenversicherung hat nur wenige Voraussetzungen für die Erstattung der Behandlungskosten:

  • Die Leistung muss von deinem PKV-Tarif abgedeckt sein.
  • Ein Arzt hat die Unfruchtbarkeit bestätigt.
  • Die Erfolgschancen der künstlichen Befruchtung liegen bei mindestens 15 Prozent.

Anders als in der GKV müsst ihr als Paar weder verheiratet sein noch ein gewisses Alter haben. Solange die Erfolgschance hoch genug ist, gibt es zudem keine Einschränkung bei der Anzahl der Behandlungsversuche.

Gericht stärkt deine Rechte als PKV-Versicherter

Bezüglich der Rolle des Alters entschied der Bundesgerichtshof (BGH) Ende 2019, dass die private Krankenversicherung die Kosten einer künstlichen Befruchtung einer 44-Jährigen zu zahlen hat. Denn dabei ist nur der Behandlungserfolg entscheidend und nicht, wie die Schwangerschaft verläuft, etwa mit Blick auf ein statistisch höheres Risiko einer Fehlgeburt. Da die Erfolgschancen bei mindestens 15 Prozent liegen, besteht kein Grund für die Leistungsablehnung (Az. IV ZR 323/18).

Welche Kosten zahlt die PKV bei künstlicher Befruchtung?

Generell regelt jeder privater Krankenversicherer seine Leistungen individuell. Bist du an einer Kostenübernahme der künstlichen Befruchtung interessiert, solltest du beim Vertragsabschluss besonderen Wert auf diese Leistung legen. Ist diese im Vertrag vereinbart, erstattet der Versicherer in der Regel die vollen 100 Prozent. Dabei gilt das sogenannte Verursacherprinzip. Das bedeutet, die PKV übernimmt die Kosten, wenn ihr Privatpatient für die Kinderlosigkeit verantwortlich ist.

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Sind Paare unterschiedlich versichert, kann dies zu Problemen führen. Ist beispielsweise der Mann gesetzlich versichert und unfruchtbar, zahlt die Krankenkasse für seine Behandlungen, aber nicht für die seiner privat versicherten Frau. Ihre PKV übernimmt die Kosten allerdings auch nicht, da die Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch beim Ehepartner liegt.

Jenny
Jenny
Expertin für Krankenversicherungen

Wie funktioniert es?

04 Welche Methoden gibt es bei der künstlichen Befruchtung?

Es ist nicht nur das sprichwörtliche Reagenzglas, das bei einer künstlichen Befruchtung zum Einsatz kommt. Es gibt noch verschiedene andere Methoden, um Paaren den Kinderwunsch zu erfüllen. In der Übersicht haben wir die bekanntesten Verfahren einfach erklärt:

 

Je nach Methode nimmt die Erfolgschance mit jedem Versuch zu. Bei der In-Vitro-Befruchtung liegt die Schwangerschaftsrate laut Deutschem IVF-Register im Schnitt bei 32,5 Prozent, die Geburtenrate bei 23,5 Prozent. Ein Blick auf die Schwangerschaftsrate je Versuch zeigt jedoch, dass mit dem vierten Zyklus drei von vier Paaren ein Kind erwarten können.

  • Erste Behandlung: Erfolgschance von 33,3 Prozent
  • Zweite Behandlung: 46,2 Prozent
  • Dritte Behandlung: 63 Prozent
  • Vierte Behandlung: 73,6 Prozent

Das solltest du bedenken

05 Welche Risiken hat eine künstliche Befruchtung?

Jede Form der künstlichen Befruchtung hat ihre Vorteile und Nachteile. Bei allen Varianten, die mit einer Hormonbehandlung einhergehen, besteht das Risiko des ovariellen Hyperstimulationssyndroms (OHSS). Dabei dehnen sich die Eierstöcke aus, was zu einem Spannungsgefühl im Bauch, Übelkeit und auch Atembeschwerden führen kann. Die Wahrscheinlichkeit eines schweren Syndroms infolge der Hormontherapie liegt bei unter einem Prozent.

Werden zudem mehrere Eizellen eingesetzt, besteht das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft. Dem Deutschen IVF-Register zufolge nimmt dieses allerdings für IVF und ICSI ab.

Vor- und Nachteile der Behandlungsformen zur künstlichen Befruchtung

MethodeVorteileNachteile
IUIKostengünstig, schmerzfreiGeringe Erfolgs­chance
IVFHohe Erfolgs­chance, geeignet bei Eileiter-ProblemenVergleichs­weise teuer, Risiko von Fehl­geburten
ICSIHohe Erfolgs­chance, Gut bei Fertilitäts­einschränkungen des Mannes oder generell ungeklärter Ursache der Unfrucht­barkeitVergleichs­weise teuer
GIFTGeeignet bei speziellen Formen der EndometrioseRisiko einer Eileiter­schwangerschaft, Bauch­spiegelung bei Vollnarkose
IVMLediglich leichte Hormon­stimulation notwendigNur wenige Zentren bieten Eingriff an, fehlende Langzeit­untersuchungen

Welche Behandlungsmethode sich am ehesten für deinen Kinderwunsch eignet, hängt von deiner gesundheitlichen Verfassung ab. Die Kosten sollten hingegen kein ausschlaggebendes Argument für oder gegen eine Variante sein.

Tipp: Müsst ihr als Paar die Kosten der künstlichen Befruchtung komplett oder zum Teil selbst zahlen, könnt ihr diese als außergewöhnliche Belastungen steuerlich geltend machen. Welche Summe das Finanzamt steuersenkend anerkennt, ist vom Familienstand, der Anzahl der Kinder und dem Einkommen abhängig.

Hast du noch Fragen? Melde dich gerne bei uns

Zuletzt aktualisiert am: 31.08.2023

Autor des Beitrags

Jenny
Expertin für Krankenversicherungen