Im Alter kann es immer schwieriger werden, aus einem bequemen, tiefen Sessel alleine hochzukommen und aufzustehen. Und nicht immer ist jemand in der Nähe, um zu helfen. Zum Glück gibt es sehr komfortable Sessel mit einer Aufstehhilfe, sodass Betroffene länger unabhängig und mobil bleiben können. Wir geben dir einen Überblick, was du bei einem Kauf von Aufstehsesseln beachten solltest und wann Krankenversicherungen die Kosten dafür übernehmen.
Aufstehhilfe für Senioren Sessel mit Aufstehhilfe: Zuschuss von der Krankenkasse
Die Aufstehhilfe für Senioren
Sessel für eingeschränkte Mobilität
Mobilitätshilfen helfen nicht nur beim Laufen und Stehen, sondern auch beim Sitzkomfort und sorgen so für eine Barrierefreiheit zuhause. Ein Sessel mit Aufstehhilfe erleichtert den Alltag und unterstützt Senioren oder eingeschränkten Personen beim Hinsetzen, Aufrichten und Aufstehen. Damit werden auch die pflegenden Angehörigen entlastet.
5 Fakten über die Mobilitätshilfe
- Aufstehsessel eignen sich für Personen, die sich aufgrund des Alters, Kraft, Krankheit oder Verletzung nicht mehr alleine richtig hinsetzen oder aufstehen können-
- Aufstehhilfen allgemein sind in den Hilfsmittelverzeichnissen der Krankenkasse gelistet und sind damit prinzipiell zuschussfähig.
- Für Aufstehsessel bzw. Pflegesessel gibt es jedoch keine Hilfsmittelnummer, eine Kostenübernahme ist deswegen nur teilweise möglich.
- Für einen Zuschuss durch die Krankenkasse ist eine ärztliche Verordnung hilfreich.
- Die günstigsten Standard-Aufstehsessel sind ab 300 Euro erhältlich (günstigste Preise in Onlineshops).
Inhaltsverzeichnis
Alles über Pflegesessel mit Aufstehhilfe
- Funktionsweise und Handhabung
- Kosten und Kostenübernahme
- Voraussetzungen
- Antragstellung
- Tipps und Hinweise
Von oben nach unten
01. Funktionsweise und Handhabung von Aufstehsesseln
Aufstehsessel können sehr komfortabel sein und sie sind die perfekte Aufstehhilfe für Senioren. Dabei begünstigen die Sessel ergonomisches Sitzen, weil die Sitzposition individuell angepasst und verändert werden kann, bis hin zur liegenden Position. Die Bewegung verhindert lästige Druckschmerzen und kurbelt das Herz-Kreislauf-System an.
Im Prinzip sorgt ein Kipp-Mechanismus dafür, den Sessel nach hinten oder vorne zu kippen, um das Aufstehen, Hinsetzen, aber auch Hinlegen und Aufrichten zu erleichtern bzw. ganz abzunehmen. Da ein Aufstehsessel ohne Motor wenig Sinn macht, gehen wir hier nur auf elektrische Aufstehsessel ein. Denn bei den nicht elektrischen Modellen wird die Position mit Druck verändert. Senioren haben die körperlichen Voraussetzungen dafür häufig nicht mehr.
Aufstehsessel sehen auf den ersten Blick aus wie normale Sessel. Mithilfe von Knöpfen bzw. einem Bedienfeld oder einer Fernbedienung lässt sich der Sessel “kippen”, indem sich die Sitzfläche und der Rückenteil entsprechend bewegen.
Aber Achtung: Häufig wird ein “Relaxsessel” mit einem Aufstehsessel gleichgesetzt. Die Relaxsessel haben aber keine Aufstehhilfe.
Rollstuhlfahrer sollten je nach Beeinträchtigung vielleicht eher einen Liftsessel in Betracht ziehen, bei dem sich der Sitz statt nach hinten und vorne zu kippen, sich nach oben und unten bewegt.
Von Einsteigermodellen bis Luxussessel
02. Kosten und Kostenübernahme durch Krankenkassen
Einen Aufstehsessel kannst du in einem Sanitätshaus, Möbelgeschäften, Fachhändlern und Onlineshops kaufen. Bevor du einen Sessel bestellst oder kaufst, solltest du unbedingt zuerst den Antrag auf Kostenübernahme bei deiner Krankenversicherung stellen. Die Entscheidung über eine Kostenübernahme hängt immer vom Einzelfall ab, es gibt keine gesetzliche Grundlage dafür. Das sollte dir vorher bewusst sein. Genaueres dazu erklären wir dir in den nächsten zwei Kapiteln.
Nun aber zu den Kosten:
- Einsteigermodelle bekommst du ab circa 300 Euro
- Die Preise können je nach Ausstattung bis zu 3200 Euro betragen
Die Kosten sind immer auch abhängig vom Motor (ein oder zwei Motoren), der Sitzfläche, Armlehnen, ob eine Fußstütze dabei ist und dem Material des Bezuges. Der Bezug spielt eine wichtige Rolle bei der Hygiene (mehr dazu im fünften Kapitel Tipps und Hinweise).
Bei den Preisen ist es fast logisch, dass die Krankenkassen nur Standard-Modelle bezuschusst – wenn überhaupt. Wenn du also einen Antrag bei der Krankenkasse einreichst und ein Angebot mitschickst, achte mehr auf die Notwendigkeit und Hygiene, als an spielerisches Zubehör.
Keine Garantie, aber erhöht die Chancen
03. Voraussetzungen für eine Kostenübernahme
Wann immer medizinische Hilfsmittel benötigt werden, brauchst du eine ärztliche Verordnung bzw. Rezept, mit dem dein Arzt die medizinische Notwendigkeit des gewünschten Hilfsmittels (oder auch Medikament sowie Behandlung) begründet.
Bei einem Sessel mit Aufstehhilfe könnte man natürlich annehmen, dass es nur Senioren betrifft, die sich nur noch schwer aus bequemen Sesseln aufrichten und aufstehen können.
Aufstehsessel sind gedacht für Personen mit eingeschränkter Mobilität, also:
- Personen, die alleine nicht mehr sicher und stabil aufstehen sowie hinsetzen können, weil sie die Kraft nicht mehr haben
- Patienten mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, zum Beispiel bei Krankheiten wie Rheuma, chronischen Gelenkschmerzen, Rückenproblemen, Morbus Bechterew, Dekubitus
- Patienten mit Parkinson oder Multiple Sklerose
- Patienten nach einem Schlaganfall
- Patienten mit Demenz
Wenn auf dich oder deine Angehörigen ein oder mehrere Punkte zutreffen, solltest du auf jeden Fall einen Antrag auf Kostenübernahme bei deiner Krankenversicherung stellen.
Immer eine Einzelfallentscheidung
04. Die Antragstellung: Mobilitätshilfe für zuhause
In unserem Fall ist der Antragsprozess leider etwas komplizierter und eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherung wird nicht sehr oft vorgenommen. Es ist stets eine Einzelfallentscheidung. Wer also die Bezuschussung haben möchte, braucht Geduld und Verhandlungsgeschick.
Es gibt zwei Wege, eine Kostenübernahme zu beantragen:
- Mit ärztlicher Verordnung
- Ohne ärztliche Verordnung
Da Aufstehsessel keine Hilfsmittelnummern haben, kann dein Arzt lediglich Aufstehsessel, Pflegesessel oder Reha-Sessel aufschreiben. Wir raten dir auch zu dieser Variante, weil es nochmal mehr die Notwendigkeit unterstreicht.
Ob mit oder ohne ärztliches Rezept: Reiche einen Antrag auf Kostenübernahme bzw. Bezuschussung vor dem Kauf bei deiner Krankenversicherung ein. Suche ggf. vorab das persönliche Gespräch. Beim Antrag und Gespräch sind häufig eine gute Argumentation und Verhandlungsgeschick nötig. Begründe inwiefern es das Leben des Betroffenen und des Pflegers vereinfachen und aufwerten würde (Stichwort Pflegebedürftigkeit) und dass dadurch andere Kosten, wie für eine ambulante Pflege, geringer ausfallen würden.
Im Falle einer Ablehnung hast du mehrere Möglichkeiten, aber wir können dir leider nicht garantieren, dass du damit erfolgreich sein kannst:
Beantrage die Kostenübernahme oder Zuschuss für andere Aufstehhilfen, wie ein Kissen, einen Katapultsitz oder nur den elektrischen Unterbau für einen Sessel.
Kaufe den Standard-Aufstehsessel (Grundausstattung) und erbitte hinterher den Zuschuss.
Egal ob du bei einer GKV oder PKV bist, ist es leider nicht einfach, den Zuschuss zu bekommen. Lies insbesondere in den Tarifbedingungen deiner PKV nach, ob und wie viel Mobilitätshilfen bezuschusst werden können.
Alternativ kannst du einen Antrag auch bei deiner Pflegekasse stellen. Wenn du in einer Berufsgenossenschaft bist, kannst du dich auch an diese wenden. Hier sind die Erfolgsaussichten viel besser für eine teilweise oder komplette Bezuschussung (je nach Krankheitsbild und Grad der Beeinträchtigung und Pflegebedürftigkeit).
Wir behalten deine Daten für uns, versprochen.
Tipps und Hinweise
05. Anschaffung, Wohnungsanpassung und Wartung
Solch ein Aufstehsessel ist eine langfristige Investition und mit mindestens mehreren Hundert Euro keine günstige. Deswegen sollte der Sessel mit Aufstehhilfe immer zu dem Patienten und seinen Bedürfnissen passen, den heimischen Gegebenheiten und auch an die Wartung sollte gedacht werden, um teure Folgekosten zu vermeiden.
Vor der Anschaffung
Hier kommt eine kleine Checkliste für dich, die dir beid er Entscheidungsfindung helfen soll. Allgemein raten wir dir aber auf jeden Fall zu einer persönlichen Beratung in einem Fachgeschäft (z. B. Sanitätshaus). Fast alle Hersteller und spezialisierten Onlineshops bieten ebenfalls Beratung und individuelle Angebote an. Teste immer mehrere Sessel und Angebote.
Achte vor deiner Anschaffung auf:
- Körpermaße: Achte auf Sitzkomfort, Platz zwischen Becken und Lehnen, Füße kommen auf den Boden, Platz zwischen Kniekehlen und Sitzfläche.
- Gewicht: Personen mit Übergewicht brauchen einen Aufstehsessel mit einer höheren Tragfähigkeit.
- Hygiene: Die Materialien sollten pflegeleicht und widerstandsfähig sein; am besten sind flüssigkeitsresistente Stoffe, die unempfindlich gegenüber Desinfektions- und Reinigungsmitteln sowie Körperflüssigkeiten sind. Kunstleder ist häufig sehr robust und auch weich.
- Rollen: Es gibt Aufstehsessel mit und ohne Rollen. Für Senioren, die nur noch wenig Kraft haben, sind Rollen die bessere Wahl, wenn der Sessel doch mal verschoben werden soll.
- Fußstütze: Wenn sich der Betroffene auch in die Waagerechte befördern möchte, um ein Mittagsschläfchen zu machen, sollte eine Fußstütze immer mit dabei sein.
Natürlich gibt es noch weitere Möglichkeiten und Zubehör, wie eine Massagefunktion oder ein Tablett. Hier muss jeder individuell entscheiden, was gewünscht und notwendig ist.
Wohnungsanpassung
Elektrische Aufstehsessel sind teilweise etwas größer als herkömmliche Sessel. Beachtet werden muss dabei außerdem, dass durch die Veränderung der Sitz- und Rückenfläche sich die Größe in ihren Ausmaßen verändert und natürlich eine Steckdose in der Nähe sein muss. Vor der Anschaffung sollte ein geeigneter Platz gefunden werden und im Notfall die Wohnung an den Sessel angepasst werden – nicht andersherum.
Wartung
Um möglichst lange etwas von dem Aufstehsessel zu haben, sollte dieser regelmäßig gereinigt und gewartet werden. Die Gebrauchsanweisung ist dafür dein bester Freund. Eine regelmäßige Reinigung ist nicht nur wichtig, um den Bezug zu schonen, sondern auch um Keimen und Krankheitserregern keine Chance zu geben.
Ist etwas kaputt, kontaktiere den Kundenservice des Herstellers oder Shops. Sanitätshäuser und Fachhändler bieten teilweise eine kostenlose Wartung an.
Wir behalten deine Daten für uns, versprochen.
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