
Krankenkassen Zusatzbeitrag 2024: Erhöhung um bis zu 0,4 Prozent?
Während Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) von einer moderaten Erhöhung des Zusatzbeitrags 2024 von 0,2 Prozent ausgeht, sehen dies die gesetzlichen Kassen ganz anders. Sie erwarten eine doppelt so hohe Steigerung. Der BKK-Dachverband nennt diese Entwicklung sogar eine „Bankrotterklärung der Bundesregierung.“
- So viel steht fest: Der Zusatzbeitrag wird 2024 wieder steigen.
- Die Kassen nennen eine Spanne von 0,2 Prozent bis 0,4 Prozent – mit Tendenz zum letzteren.
- Der Gesundheitsminister spricht aktuell von 0,2 Prozent, trotz schlechter Finanzergebnissen der Kassen.
Schon vor Monaten hat der Gesundheitsminister gesetzlich Krankenversicherte darauf eingestellt, dass der Zusatzbeitrag 2024 steigen wird. Nun nennt der SPD-Politiker Zahlen. So wird sich der Beitrag für einen Durchschnittsbürger um drei Euro im Monat erhöhen – ausgehend von einem Bruttoeinkommen von 3.000 Euro für einen Angestellten. „Dafür bekommen wir bessere Medikamente, modernere Technologie, mehr Spezialisierung im Krankenhaus, mehr Digitalisierung“, erläutert der Minister auf X, ehemals Twitter.
Krankenkassen Zusatzbeitrag 2024: Defizit der Kassen wohl so hoch wie befürchtet
Lauterbach rechnet mit 0,2 Prozent mit einer moderaten Erhöhung des Zusatzbeitrags 2024. Die gesetzlichen Krankenkassen erwarten indes, dass der Beitrag stärker angehoben werden muss. So sagte Anne Klemm, die Vorständin des Dachverbands der Betriebskrankenkassen, im Handelsblatt, dass die Kassen mit ihrem Minus Ende des Jahres „am oberen als am unteren Ende der befürchteten Skala“ landen werden. Das bedeutet, statt 3,5 Milliarden Euro Verlust, die einen moderaten Anstieg bedeuten, könnten es sieben Milliarden Euro sein.
Als Gründe nennt Klamm die steigende Arbeitslosigkeit und die Konjunktur, die große Risiken für die Einnahmen bedeuten. Zudem sorgen die geplanten Reformen zur Notfallversorgung und für die Kliniken für Mehrausgaben. Bei ihrer Einschätzung zu den Zahlen beruft sich die Vorständin auf eine Analyse des Verbands, die das vorläufige Finanzergebnis der gesetzlichen Krankenversicherung für das zweite Quartal 2023 enthält.
Kosten für Krankenkassen durch Zusatzbeitrag immer mehr angewachsen
Um das Defizit auszugleichen, müsste der Zusatzbeitrag um 0,4 Prozent anwachsen. Bei dem von Lauterbach genannten Beispiel wären es dann monatlich sechs Euro mehr – im Jahr 72 Euro. Das mag zunächst nach einem überschaubaren Betrag klingen. Doch einerseits ist der Zusatzbeitrag in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Von 0,9 Prozent 2015 auf potenziell 2 Prozent 2024. Die finanzielle Belastung ist in dieser Zeit also um fast 400 Euro im Jahr gestiegen für Personen mit einem Einkommen von 3.000 Euro monatlich.
Andererseits scheint bislang ein Konzept zu fehlen, wie die Finanzlage der Kassen dauerhaft stabilisiert werden kann. Hier gibt es zwar einige Vorschläge, etwa vom Bundesverband der Innungskrankenkassen, um den Krankenkassenbeitrag wieder zu senken. Doch derzeit ist wenig aus dem Bundesgesundheitsministerium zu hören. In der Vergangenheit hatte sich Lauterbach lediglich gegen Selbstbeteiligungen bei Arztbehandlungen und Leistungskürzungen ausgesprochen.
Laut GKV-Stabilisierungsgesetz muss der Gesundheitsminister bis Mai nächsten Jahres Vorschläge für eine stabile Finanzierung der Kassen vorlegen.