Arzt im Gespräch mit Patient
Jenny Gebel

Online-Redakteurin

Vergleichen ist besser: Lauterbach will mehr Transparenz bei Krankenkassen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will für eine größere Transparenz bei den gesetzlichen Krankenversicherungen sorgen. Dazu soll ein Online-Vergleichsportal aufgebaut werden. Darin können Verbraucher die Leistungen der Versicherer hinsichtlich ihrer Servicequalität in verschiedenen Bereichen vergleichen – alles möglichst schnell, einfach und digital.

  • Karl Lauterbach plant ein Online-Portal, damit Verbraucher die Servicequalität aller Krankenkassen vergleichen können.
  • Die Krankenkassen sollen Angaben zu abgelehnten Anträgen, Widersprüchen, Klagen und Wartezeiten offenlegen.
  • Zusätzlich sind Gesundheitskioske geplant, um die Gesundheitsberatung in benachteiligten Gebieten zu verbessern.

Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen sind zum Großteil gleich. Es gibt nur wenige Unterschiede in den Angeboten der gesetzlichen Versicherer. Diese zeigen sich vor allem beim Service und Zusatzleistungen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) fordert nun von den Krankenkassen mehr Transparenz. In einem Online-Portal soll ein umfassender Vergleich der Servicequalität aller Kassen möglich werden. Dies geht aus einem Referentenentwurf für das „Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz“ (GVSG) vor, der dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt.

Demnach will Lauterbach die gesetzlichen Krankenversicherer dazu verpflichten, unter anderem folgende Angaben offenzulegen:

  • Wie oft haben sie die Anträge von Versicherten auf bestimmte Leistungen der Kranken- und Pflegeversicherung abgelehnt?
  • Wie viele Widersprüche und Klagen gibt es, jeweils aufgesplittet in die Bereiche Zahnersatz, Hilfsmittel und Rehabilitation?
  • Wie lange müssen Versicherte im Durchschnitt warten, bis ihr Leistungsantrag bewilligt ist?

Weiterhin soll das Krankenkassen-Vergleichsportal Informationen zum Beschwerdemanagement, zur Patientensicherheit sowie zum Grad der Digitalisierung bereitstellen.

Krankenkassen sollen per Gesetz zu mehr Transparenz verpflichtet werden

Woher kommen die Infos und wer hält die Daten aktuell? Dies sollen nach Lauterbachs Plänen die Krankenkassen eigenständig erledigen. Laut Bericht des Ärzteblatts ist vorgesehen, dass die Versicherer die jeweiligen Kennzahlen und Angaben in Zukunft jährlich erheben. Der GKV-Spitzenverband soll hierfür einheitliche Regelungen vorgeben und die Infos jedes Jahr auf der Vergleichsplattform veröffentlichen.

Die Initiative erhöht natürlich den Wettbewerb zwischen den Krankenkassen. Servicequalität und Kundenorientierung werden nun wichtige Kriterien bei der Entscheidung für den richtigen Versicherer. Immerhin sollten gesetzlich Krankenversicherte mit dem Vergleichsangebot schnell erkennen, wer den besseren Kundenservice bietet.

Bessere Gesundheitsberatung durch Gesundheitskioske

Das Krankenkassen-Vergleichsportal ist nicht alles, was der Bundesgesundheitsminister an Neuerungen für Verbraucher auf Lager hat. Deutschlandweit sollen mit sogenannten Gesundheitskiosken mehr Beratungsstellen für Bürgerinnen und Bürger zu medizinischen Fragen entstehen. Vor allem in sozial benachteiligten Gebieten sowie in ländlichen Regionen sollen diese niedrigschwelligen Beratungsangebote dafür sorgen, dass Patienten schnell Unterstützung bei gesundheitlichen Problemen erhalten.

Die Gesundheitskioske sollen zum einen allgemeine Beratungsleistungen zur Gesundheitsförderung anbieten und zum anderen medizinische Routineaufgaben durchführen können, etwa Blutdruck- und Blutzuckermessung, Verbandswechsel oder Wundversorgung.

Für diese Maßnahme sollen die Kommunen mit den gesetzlichen Krankenversicherungen und der privaten Krankenversicherung zusammenarbeiten. Laut Gesetzesentwurf sollen die Kommunen die Initiative ergreifen und den Aufbau eines Gesundheitskiosks in einer betroffenen Region vorantreiben.

KVBB kritisiert eine Versorgung light

Eine erste Kritik an der Gesundheitsversorgung über Kioske äußerte die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB). „Aus medizinischer Sicht kann ich nicht nachvollziehen, wie diese Kioske die Versorgung der Menschen verbessern sollen. Ich sehe dort nur eine ‚Versorgung light‘“, erklärte Catrin Steiniger, die Vorsitzende der KVBB. Sie sieht zudem das wichtige Arzt-Patient-Verhältnis in der schnellen Behandlung gefährdet.

Sowohl das Vergleichsportal als auch die bundesweit aufgebauten Gesundheitskioske aus dem Gesetzesentwurf sind noch nicht verbindlich in der Umsetzung. Denn damit der Gesetzesentwurf in Kraft tritt, ist noch eine Abstimmung mit anderen Ressorts der Bundesregierung notwendig.