Schluss mit der Zahlungsunfähigkeit Privatinsolvenz: So gelingt dir der Start in eine schuldenfreie Zukunft

Wachsen dir die Schulden über den Kopf, kann eine Privatinsolvenz die beste Lösung sein. Sie bietet dir enorme Vorteile – hat aber auch große Einschränkungen zur Folge. Hier liest du, wie eine Privatinsolvenz abläuft und wann du lieber einen anderen Weg in die Schuldenfreiheit wählen solltest.

Das Wichtigste auf die Schnelle

Du musst dich für eine Privatinsolvenz nicht schämen

Das Gefühl, gescheitert zu sein, kann dich befallen, wenn du in die Privatinsolvenz gehst. Du musst dich für diesen Schritt aber nicht schämen. Laut der Wirtschaftsauskunftei CRIF gehen jedes Jahr zehntausende Menschen in Deutschland diesen Weg. In der Vergangenheit hat es in einigen Jahren mehr als 100.000 Privatinsolvenzen gegeben. Am Ende des Verfahrens ist der Schuldenberg abgetragen und du kannst ohne finanzielle Altlasten in die Zukunft blicken.

Nimm dir Zeit für diese vier wichtigen Fakten:

  1. Egal ob Arbeitnehmer, Student, gerade arbeitslos oder bereits in Rente: Du kannst die Eröffnung eines Privatinsolvenzverfahrens beantragen.
  2. Zuvor musst du dich um eine außergerichtliche Einigung – einen sogenannten Schuldenvergleich – mit deinen Gläubigern bemühen.
  3. Kannst du bis zum Ende des Verfahrens nicht deine gesamten Schulden begleichen, wird dir der Rest erlassen.
  4. Für junge Schuldner, zum Beispiel Auszubildende, Abiturienten und Studenten, ist eine Privatinsolvenz nicht immer die beste Wahl.

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Zahlungsunfähig?

Die Höhe deiner Schulden ist fast egal

„Zahlungsunfähig? Das kann mir nicht drohen!” Hast du ein gesichertes Einkommen, ist es verständlich, wenn du das denkst. Sobald du länger arbeitslos bist oder wegen eines Unfalls pflegebedürftig, können bestehende Schulden aber deine finanzielle Existenz gefährden – Zahlungsunfähigkeit droht.

Bist du nicht in der Lage, die Raten deiner Verbindlichkeiten zu bezahlen, kannst du die Eröffnung eines Privatinsolvenzverfahrens beantragen. Dabei ist es vollkommen egal, wie hoch deine Schulden sind. Das Gesetz macht dir keine Vorschriften. Du entscheidest, ob du in die Privatinsolvenz gehst, an deren Ende du deine Schulden los bist.

  • Du bist ohne Fahrkarte mit Bus, Zug oder Straßenbahn gefahren, obwohl die Fahrt nicht kostenfrei gewesen ist.
  • Du wusstest das und wolltest das, hattest also die Absicht, dir eine Gratisfahrt zu erschleichen.
  • Dadurch hast du das Verkehrsunternehmen finanziell geschädigt.

Machen oder lassen?

Wann eine Privatinsolvenz sinnvoll ist und wann nicht

Auch wenn du unabhängig von der Höhe deiner Schulden die Eröffnung eines Privatinsolvenzverfahrens beantragen kannst, ist diese nicht unwesentlich. Experten raten von einem Antrag in der Regel ab, wenn du deinen Gläubigern nur wenige tausend Euro schuldest.

Denn während des Verfahrens kommen Kosten für das Gericht und den Insolvenzverwalter beziehungsweise einen Treuhänder auf dich zu. Mit 2.000 Euro kannst du rechnen. Sollten deine Schulden nicht wesentlich höher sein, ist es unter Umständen sinnvoll, mit diesem Geld deine Verbindlichkeiten zu begleichen.

Auch wenn du jung bist, solltest du dir genau überlegen, ob du deine Schulden mithilfe eines Privatinsolvenzverfahrens abtragen möchtest. Als Abiturient, Auszubildender oder Student ist dein Konto vielleicht aktuell nicht prall gefüllt. Es ist aber absehbar, dass du in ein paar Jahren mehr verdienen und deine Verbindlichkeiten mit deinem Einkommen tilgen können wirst.

Ist eine Privatinsolvenz für dich die beste Lösung ist, musst du folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Du bist nicht selbstständig oder freiberuflich tätig. Ausnahme: ehemalige Selbstständige, die nicht mehr als 19 Gläubiger haben.
  • Du kannst deinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen beziehungsweise deine Zahlungsunfähigkeit droht.
  • Dir wird bescheinigt, dass ein außergerichtlicher Einigungsversuch mit deinen Gläubigern (hierzu liest du weiter unten mehr) gescheitert ist.
Anzahl der Privatinsolvenzen in Deutschland
  • 2021 - 109031
  • 2020 - 56.324
  • 2019 - 86.838
  • 2018 - 88.995
  • 2017 - 94.079
  • 2016 - 100.984
  • 2015 - 107.919

Diese Daten hat die Wirtschaftsauskunftei CRIF erhoben. Den Ausreißer nach unten im Jahr 2020 erklärt sie sich mit einer Änderung, die 2021 in Kraft getreten ist. Seitdem beträgt die Laufzeit von Privatinsolvenzverfahren nur noch drei Jahre, zuvor sind es sechs Jahre gewesen. Zahlungsunfähige Privatpersonen können sich seitdem in der Hälfte der Zeit von ihren Schulden verabschieden. Deswegen hätten im Jahr 2020 viele ihre Anträge zurückgehalten, folgert CRIF.

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Alles ohne Gericht

Schuldenvergleich: Versuche es erst einmal außergerichtlich

Bevor du die Eröffnung eines Privatinsolvenzverfahrens beantragen kannst, musst du dich als Schuldner um eine außergerichtliche Einigung bemühen – den sogenannten Schuldenvergleich. Dabei unterstützt dich ein Anwalt.

Außergerichtliche Einigungen können generell eine gute Alternative zur Privatinsolvenz sein – vor allem dann, wenn dein Schuldenberg noch nicht so groß ist. Um eine Einigung zu erzielen, verhandelst du mit den Menschen und Unternehmen, denen du Geld schuldest. Unter Umständen sind sie zu einem Vergleich bereit, erlassen dir einen Teil deiner Schuld und ihr erzielt ein besseres Ergebnis, als es mit einem Insolvenzverfahren möglich wäre.

Vorteile eines außergerichtlichen Vergleichs

SchuldnerGläubiger
Schneller schuldenfreiGrößerer Betrag von Schuldner möglich, weil er Kosten spart
Spart VerfahrenskostenSpart Zeit für das Verfahren

Deep Dive Ablauf

Privatinsolvenz: Ablauf und Dauer des Verfahrens

Einigen sich du und deine Gläubiger nicht außergerichtlich, kannst du die Eröffnung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens – ein anderes Wort für Privatinsolvenzverfahren – beantragen. Das Verfahren dauert seit 2021 in der Regel drei Jahre und läuft wie folgt ab.

Die Restschuldbefreiung gilt grundsätzlich für alle Schulden, die du bei Eröffnung des Verfahrens hast. Auch Steuerschulden zählen dazu. Ausnahme sind Schulden, die entstanden sind, weil du vorsätzlich eine Straftat begangen hast. Schuldest du jemandem wegen einer Körperverletzung Schmerzensgeld, musst du das weiterhin zahlen.

Sascha-Pascal
Sascha-Pascal
Experte für Rechtsschutzversicherungen

Das spricht dagegen

Diese Nachteile hast du während einer Privatinsolvenz

Hast du dich für eine Privatinsolvenz entschieden und das Verfahren läuft, erwarten dich herausfordernde Jahre. Dem großen Vorteil, am Ende frei von Schulden zu sein, stehen Nachteile gegenüber:

  • Auf dich kommen rund 2.000 Euro Verfahrenskosten für das Gericht, den Treuhänder beziehungsweise den Insolvenzverwalter und gegebenenfalls deinen Anwalt zu.
  • Diese Kosten trägst du auch, wenn du aus dem Insolvenzverfahren fliegst, weil du Auflagen nicht erfüllt hast.
  • Der Abschluss von Verträgen in dieser Phase für dich erschwert.
  • Dein Vermieter erfährt unter Umständen von deiner Zahlungsunfähigkeit, wenn deine Mietkaution verpfändet wird.
  • Sollte dein Lohn verpfändet werden, weiß auch dein Arbeitgeber über deine finanzielle Lage bescheid.
  • Ein Teil deines Einkommens wird für die Dauer des Verfahrens verpfändet und an deine Gläubiger verteilt. Dein Lebensstil wird eine ganze Zeit lang bescheiden sein. Dazu liest du im nächsten Abschnitt.

Das bleibt

Einkommen und Vermögen: So viel bleibt dir zum Leben

Während deines Privatinsolvenzverfahrens wirst du finanziell keine großen Sprünge machen können. Du musst für ein paar Jahre ein sparsames Leben führen. Der Teil deines Nettoeinkommens, der über der Pfändungsfreigrenze liegt, wird verpfändet und an deine Gläubiger verteilt. Die Grenze wird gemäß § 850c der Zivilprozessordnung (ZPO) ermittelt.

Wie viel deines Nettoeinkommens du behalten darfst, hängt von dessen Höhe und der Anzahl der Personen, für die du Unterhalt zahlst, ab – Kinder zum Beispiel. Diesen Betrag entnimmst du der Pfändungstabelle, die jährlich zum 1. Juli aktualisiert wird. Du findest die Tabelle auf der Website des Bundesministeriums der Justiz.

Es gibt auch Einkünfte, die nicht oder nur bedingt pfändbar sind. Das regeln § 850a und § 850b der ZPO. Hier ein paar Beispiele:

  • Erziehungsgelder
  • Studienhilfen
  • Blindenzulage
  • Sterbebezüge
  • Unterhaltsrenten, die auf gesetzlicher Vorschrift beruhen
  • Bezüge aus Witwen-, Waisen-, Hilfs- und Krankenkassen

Strenger als beim laufenden Einkommen sieht es beim Vermögen aus. Das darfst du grundsätzlich nicht behalten, es wird verpfändet. Besitzt du eine Wohnung, wird sie in der Regel versteigert. Dein Auto kannst du unter Umständen behalten. Das ist beispielsweise der Fall, wenn du es brauchst, um zur Arbeit zu kommen oder du wegen einer schweren Behinderung darauf angewiesen bist. Es kann jedoch sein, dass du es austauschen musst, wenn es sich um ein sehr wertvolles Modell handelt.

Wer zahlt mit?

Haftung für Ehegatten bei Privatinsolvenz und Rechtsschutz

Generell gilt bei einer Insolvenz: Jeder haftet nur für seine Schulden. Das ist auch bei Ehegatten so. Allerdings kann es sein, dass du als nicht verschuldeter Ehepartner während des Privatinsolvenzverfahrens einen Teil der Schulden begleichen musst. Das ist bei Verträgen und Krediten, die beide Partner gemeinsam abgeschlossen haben, der Fall. Außerdem ist es möglich, dass du einen Teil oder die gesamten Verfahrenskosten für deinen insolventen Ehepartner übernehmen musst.

Knifflig wird es, wenn es um die Verpfändung von Gegenständen geht. Lebt ihr zusammen, nutzt ihr dieselben Dinge – Möbel, Fernseher, Notebook und einiges mehr – gemeinsam. Allerdings gehört nicht alles euch beiden. Manches hat ein Ehepartner alleine gekauft. Das nachzuweisen fällt schwer.

Versichert oder nicht?

Zahlt deine Rechtsschutzversicherung bei einer Privatinsolvenz?

Würden Rechtsschutzversicherungen bei Insolvenzen finanziell einspringen, kämen Ausgaben auf sie zu, die sie kaum kalkulieren können. Deswegen zählt die Übernahme der Kosten einer Privatinsolvenz in der Regel nicht zu ihrem Leistungsspektrum. Solltest du ein solches Verfahren durchlaufen, wird deine Versicherung nicht zahlen.

Wenn du generell über den Abschluss einer Rechtsschutzversicherung nachdenkst, solltest du dich davon nicht abschrecken lassen. Schließlich gibt es viele Situationen (dir wird wegen Krankheit gekündigt, von dir wird Schadensersatz verlangt, du möchtest von einem Vertrag zurücktreten), in denen du Unterstützung von Fachanwälten benötigst. Dann hält dir eine Rechtsschutzversicherung mit den Bausteinen Arbeitsrechtsschutz und Privatrechtsschutz finanziell den Rücken frei, sie trägt die Anwaltskosten.

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Zuletzt aktualisiert am: 03.03.2023

Autor des Beitrags

Sascha-Pascal
Experte für Rechtsschutzversicherungen