Warum berechnet die Postbank überhaupt Minuszinsen?
Als Grund für die Negativzinsen führte die Postbank die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank an. Diese verlangte seit 2014 einen Negativzins für die Einlagen, die Banken und Sparkassen bei der EZB parken. Anfangs lag dieser Zinssatz mit -0,1 Prozent im Negativbereich, seit 2019 bis Juli 2022 waren es -0,5 Prozent jährlich.
Das heißt im Klartext: Das Guthaben der Kunden, das die Banken nicht für die Kreditvergabe oder andere Geldgeschäfte nutzen, lagern sie bei der EZB ein und zahlten darauf die Negativzinsen. Diese Kosten gaben die Postbank und andere Geldhäuser an ihre Kunden weiter. Zu Beginn traf es vor allem Firmenkunden. Später wurden auch Privatkunden mit hohen Sparbeträgen zur Kasse gebeten.
Senkung der Freibeträge auch bei der Postbank
Offenbar freuen sich die Banken über dieses Geschäftsmodell, denn innerhalb der letzten Jahre hatten viele von ihnen die Grenze für die Freibeträge immer weiter herabgesetzt. Auch die Postbank: Sie begann mit einem Freibetrag von 100.000 Euro. Ab Juni 2021 sank dieser für Neukunden auf 50.000 Euro (für Tagesgeld-, Anlage- und Girokonten). Schließlich waren seit September 2021 alle Postbank-Sparer gleichermaßen betroffen: Neu- und Bestandskunden.
Die anhaltende Niedrigzinspolitik sei ein weiterer Grund, den die Postbank angibt. Denn dadurch würden Geldgeschäfte wenig attraktiv und die großen Gewinne ausbleiben. Nun müssten auch die Sparer dafür zahlen.
Verbraucherzentralen machten darauf aufmerksam, dass die Banken bei ihren Begründungen nicht die ganze Wahrheit sagten. Denn die EZB erhob nicht nur Negativzinsen, sondern gewährte auch hohe Freibeträge. Die Kreditinstitute zahlten demnach weitaus weniger, als sie ihre Kunden glauben machen wollen.