Du hast einen Bleifuß? Zu schnell gefahren – wenn Unachtsamkeit und der nächste Kick teuer wird

Mal ganz ehrlich: Wie oft fährst du zu schnell? Vielleicht warst du in Gedanken versunken oder in ein Gespräch vertieft. Vielleicht liebst du auch einfach nur den Reiz und hohe Geschwindigkeiten. Oder du musstest jemanden vom Bahnhof abholen und bist viel zu spät dran. Aber fährst du zu schnell, kommen ebenso schnell hohe Strafen auf dich zu. Und keines der aufgezählten Szenarien ist eine Ausrede, wenn du angehalten oder geblitzt wurdest.

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Schneller ist nicht immer besser

Mit Höchstgeschwindigkeit das Wichtigste erfahren

Geschwindigkeitsüberschreitungen zählen zu den häufigsten Gründen für Bußgelder. Ist ja auch einfach zu verlockend auf glatter, gerader Strecke schneller als erlaubt zu fahren. Der Spaß vergeht aber immer schnell, wenn dich eine Polizeikelle rauswinkt oder ein Blitzer auslöst. Noch ein schneller Blick aufs Tacho und du hoffst, dass du wenigstens keinen Punkt bekommst. Aber ab wann musst du das oder ein Fahrverbot eigentlich befürchten?

Das musst du unbedingt wissen:

  1. Verstöße gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen sind im Bußgeldkatalog geregelt.
  2. Zu schnelles Fahren wird mindestens mit Verwarnungs- oder Bußgeld bestraft, das bei 20 Euro anfängt.
  3. Bußgelder und Sanktionen sind innerorts und außerorts unterschiedlich.
  4. Ab 21 km/h zu schnell gibt es einen Punkt in Flensburg, innerorts und außerorts.
  5. Radarwarner sind in Deutschland verboten.

Mit Recht am schnellsten? Finde es raus!

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Grundregeln für Geschwindigkeiten

01. Höchstgeschwindigkeit, Richtgeschwindigkeit und Grenzen

Um zu verstehen, wann welche Bußgelder und Sanktionen drohen bzw. wann ein Verstoß vorliegt, müssen wir einen Schritt zurückgehen und über verschiedene Regeln sprechen, die vielleicht bereits in Vergessenheit geraten sind.

Deutschland ist eines der wenigen Länder, die vor allem Autobahnen häufig kein Tempolimit haben. Deswegen ist es so beliebt bei Fahrern aus dem Ausland. Die Tempolimit-freien Zonen werden dennoch häufig durch Hinweisschilder unterbrochen und es gibt bestimmte Richtwerte, die auch ohne Hinweisschilder gelten. Wie soll man da durchsehen? Wir bringen Licht ins Dunkel!

Höchstgeschwindigkeit und Obergrenzen

Wenn nicht anders durch Schilder ausgewiesen gelten folgende Geschwindigkeits-Obergrenzen für Autos ohne Anhänger und bis 3,5t zulässiger Gesamtmasse:

  • Innerorts: 50 km/h
  • Außerorts Landstraße: 100 km/h

Zeigen Schilder eine erlaubte Höchstgeschwindigkeit an, musst du dich in jedem Fall daran halten: in Ortschaften und 30er-Zonen, Autobahnen und auf Landstraßen. Denn Geschwindigkeitsbegrenzungen haben meistens einen triftigen Grund: Sie sollen Unfälle vermeiden und Leben schützen. Schwer einsehbare Stellen oder Kurven, Unfallschwerpunkte oder auch Schulen sind ein Grund dafür, dass die Höchstgeschwindigkeiten runtergesetzt werden.

Was sind Richtgeschwindigkeiten?

Richtgeschwindigkeiten sind im Gegensatz zu Höchstgeschwindigkeiten eine Empfehlung. Auf Autobahnen herrscht allgemein ein Richtwert von 130 km/h. Da dies aber kein Tempolimit darstellt, kann die gefahrene Geschwindigkeit darüber oder darunter liegen, ohne Konsequenzen und Strafen zu fürchten.

Aber: Die Geschwindigkeit sollte immer den Wetterverhältnissen, dem Fahrzeug und Fahrer angepasst sein. Im § 3 StVO steht zudem, dass nur so schnell gefahren werden darf, dass das Fahrzeug ständig herrscht werden kann.

Zu schnell gefahren bei Regel, Nebel, Schnee

In ebendiesem Paragraphen ist auch festgelegt, dass bei Nebel, Regen und Schneefall und einer Sichtweite von weniger als 50 Metern maximal 50 km/h gefahren werden darf. Auch hier solltest du deine Geschwindigkeit so anpassen, dass du dich selbst und andere nicht gefährdest. Eine andere Vorgabe besagt, dass du innerhalb deiner Sichtweite anhalten kannst.

Bußgelder, Punkte und Toleranzabzug

02. Strafen für zu schnelles Fahren

Für zu schnelles Fahren gibt es harte Sanktionen. Denn die festgelegten Höchstgeschwindigkeiten haben einen drastischen Grund: weniger Verkehrstote sowie Unfälle und allgemein mehr Sicherheit. Die hohen Strafen sollen abschreckend und erzieherisch wirken. Denn wer erst einmal geblitzt oder gelasert wurde, passt in Zukunft besser auf.

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Zu schnelles Fahren innerhalb von Ortschaften

Wie du bereits gelesen hast, gilt innerorts eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h – wenn nicht anders als durch Schilder angekündigt. Häufig gibt es in Ortschaften und Städten 30er-Zonen, manchmal darf auf einigen Strecken sogar schneller gefahren werden, wie zum Beispiel auf Stadtautobahnen (entsprechendes Urteil vom Kammergericht findest du hier) in innerörtlichen Bereichen. Berlin ist dafür ein sehr gutes Beispiel.

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Im folgenden Auszug des Bußgeldkatalogs findest du die Strafen für zu schnelles Fahren in Ortschaften, Tempo-30-Zonen und Stadtautobahnen:

Geschwindigkeits-

überschreitung

BußgeldPunkte in FlensburgFahrverbot
bis 10 km/h30 €
11 bis 15 km/h50 €
16 bis 20 km/h70 €
21 bis 25 km/h115 €1
26 bis 30 km/h180 €11 Monat*
31 bis 40 km/h260 €21 Monat
41 bis 50 km/h400 €21 Monat
51 bis 60 km/h560 €22 Monate
61 bis 70 km/h700 €23 Monate
ab 71 km/h800 €23 Monate

* Fährst du innerhalb eines Jahres zweimal mehr als 26 km/h zu schnell, wirst du mit einem einmonatigen Fahrverbot sanktioniert.

Zu schnelles Fahren außerhalb von Ortschaften

Sobald du dich nicht mehr in einem Ort oder Stadt befindest, greift die Bußgeldtabelle für Vergehen außerorts. Bist du auf der Autobahn zu schnell gefahren, wird das mit den gleichen Strafen sanktioniert, wie auf Landstraßen.

Auf Landstraßen herrscht, wenn nicht anders ausgeschildert, eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h und auf Autobahnen wird die Richtgeschwindigkeit von 10 km/h empfohlen. Einen Verstoß gegen die Richtgeschwindigkeit gibt es aber nicht.

Die Sanktionen fallen außerorts etwas geringfügiger aus, als innerorts, da sich innerorts tendenziell mehr Verkehrsteilnehmer auf engerem Raum befinden als außerorts und die Gefährdung somit höher ist.

Hier findest du die Bußgeldtabelle für Geschwindigkeitsverstöße außerorts:

Geschwindigkeits-

überschreitung

BußgeldPunkte in FlensburgFahrverbot
bis 10 km/h20 €
11 bis 15 km/h40 €
16 bis 20 km/h60 €
21 bis 25 km/h100 €1
26 bis 30 km/h150 €11 Monat*
31 bis 40 km/h200 €21 Monat*
41 bis 50 km/h320 €21 Monat
51 bis 60 km/h480 €21 Monate
61 bis 70 km/h600 €22 Monate
ab 71 km/h700 €23 Monate

* Fährst du innerhalb eines Jahres zweimal mehr als 26 km/h zu schnell, wirst du mit einem einmonatigen Fahrverbot sanktioniert.

In der Probezeit zu schnell gefahren

Bist du in der Probezeit – also ein Fahranfänger – musst du nochmal ganz andere Umstände und Strafen berücksichtigen. Während die Bußgelder die gleichen bleiben, verlängert sich bereits ab 21 km/h zu schnell deine Probezeit um weitere zwei Jahre und du musst zu einem Aufbauseminar bzw. Nachschulung. Die Kosten dafür trägst du. Je nach Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit kommen auch die aufgelisteten Strafen, je nach Überschreitung des Tempolimits, noch das Bußgeld, Punkte in Flensburg und Fahrverbote dazu.

Verstößt du als Fahranfänger zweimal gegen die erlaubte Höchstgeschwindigkeit, verlängert sich deine Probezeit ebenfalls um zwei Jahre.

Du willst mehr darüber erfahren? Dann lies dir diesen Artikel von uns durch: In der Probezeit geblitzt

Die magischen “3”

03. Der (vage) Toleranzabzug bei Geschwindigkeitsverstößen

Die gemessene Geschwindigkeit ist nicht die, die als Grundlage für Verwarnungsgelder, Bußgelder und weitere Sanktionen dient: es wird eine Toleranz berücksichtigt. Aber was bedeutet das?

Der Toleranzabzug ist dafür da, um geringfügige Ungenauigkeiten bei der Messung von Geschwindigkeiten auszugleichen. Das betrifft Blitzer bzw. Radargeräte ebenso wie Lasermessungen. Bei den Geräten wie auch den Menschen kann nämlich nicht gewährleistet werden, dass die Messung zu 100 % genau ist.

Bei einem Toleranzabzug wird von der gemessenen Geschwindigkeit ein kleiner Wert abgezogen. Das Ergebnis entspricht dann dem begangenen Geschwindigkeitsverstoß. Wie viel abgezogen wird, hängt dabei von der gefahrenen Geschwindigkeit ab:

  • Geschwindigkeit bis 100 kmh/: 3 km/h Toleranz
  • Geschwindigkeit über 100 km/h: 3 – 5 % Toleranz

Eine Toleranz von 5 % wird vor allem bei Videonachfahrsystemen berücksichtigt. Die 3 % beziehen sich hauptsächlich auf Laser- und Radarmessungen.

Schon alleine der Toleranzabzug zeigt, dass Messungen ungenau sein können. In der Messung, egal ob durch Technik oder das Personal, liegt die größte Erfolgschance, wenn du deinen Bußgeldbescheid anfechten und Einspruch einlegen möchtest. Schütze dich selbst vor den hohen Strafen und suche dir einen guten Rechtsbeistand. Bei den Summen und Sanktionen ist es definitiv einen Versuch wert.

Anja
Anja
Rechtsschutzversicherungen

Achtung, Blitzer in…

04. Freund oder Feind: Radarwarner benutzen

Es gibt sie als Apps für unsere Smartphones oder sind teilweise sogar in Navigationssystemen oder -software integriert: Blitzer-Apps und Radarwarner. Aber sind diese kleinen Helferlein verboten oder erlaubt?

Hier gibt es eine ganz klare Antwort: Radarwarner sind in jeglicher Form verboten! Wird eine Verwendung festgestellt, kommt es auch hier zu Bußgeldern. Und nicht nur die Verwendung von den entsprechenden Geräten (auch Smartphone und Navigationsgeräte) ist verboten, auch das betriebsbereite Mitführen davon. Also auch wenn die App im Hintergrund auf deinem Smartphone läuft und der Sperrbildschirm aktiv ist, begehst du einen Verstoß.

Und ein solcher Verstoß wird mit einem Bußgeld von 75 Euro sowie einem Punkt in Flensburg geahndet. Radarwarner können außerdem durch die Polizei sichergestellt und sogar vernichtet werden, wenn sie alleine dem Zweck der Radarwarnung dienen.

Und was ist mit anderen Warnungen?

  1. Im Rahmen von Radiosendungen und den Nachrichten gibt es häufig auch Meldungen über Blitzer und Lasermessungen. Diese Warnungen sind erlaubt, denn diese erfolgen, ohne deinen individuellen Standort zu kennen.
  2. Andere Verkehrsteilnehmer durch Handzeichen oder Schilder zu warnen, ist ebenfalls erlaubt, solange keine Behinderungen oder Ablenkungen entstehen.
  3. Es ist jedoch verboten, mithilfe der Lichthupe vor Blitzern u.ä. zu warnen.

Gewusst wie

05. Bußgeld und Einspruch einlegen – das musst du wissen

Einsprüche gegen Bußgeldbescheide und -verfahren haben allgemein große Erfolgschancen. Um diese Chancen zu nutzen, musst du aber wissen: Wie läuft ein Bußgeldbescheid ab, wann und wie kannst du diesen anfechten, was ist der Unterschied zwischen Verwarnungsgeld und Bußgeld? Los geht’s!

Verwarnungsgeld vs. Bußgeld

Verwarnungsgelder sind die Konsequenzen von Ordnungswidrigkeiten, also bei geringfügigen Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung. Als Faustregel kannst du dir merken, dass Beträge bis zu 60 Euro Verwarnungsgelder sind, alles darüber sind Bußgelder.

Bezahlst du das Verwarnungsgeld fristgerecht, wird kein Bußgeldverfahren gegen dich eingeleitet. Bei einem Bußgeldverfahren kommen nochmal weitere Gebühren (ab 25 Euro) auf dich zu.

So läuft das Bußgeldverfahren ab

Die Behörden haben 3 Monate ab “Tattag” Zeit, dir den Bußgeldbescheid zu schicken, ansonsten verjährt der Verstoß. Manchmal bekommen Fahrer gar nicht mit, dass sie geblitzt wurden, vor allem nachts, wenn statt dem roten Licht mit Infrarot geblitzt wird, um niemanden zu erschrecken.

Im Briefkasten landet zuerst ein Anhörungsbogen, in dem auch die begangene Ordnungswidrigkeit, Tatzeit und -ort beschrieben sind. Hier werden die richtigen Personen- bzw. Fahrerdaten ermittelt. Als Fahrzeughalter bist du verpflichtet, Angaben zur Person zu machen. Allerdings brauchst du dich nicht zum Tatvorwurf äußern.

Erst danach wird der Bußgeldbescheid verschickt. Nun hast du zwei Möglichkeiten:

  1. Die Strafe akzeptieren und das Bußgeld bezahlen. Damit erlischt jeder Anspruch auf Einspruch.
  2. Innerhalb von zwei Wochen Einspruch einlegen. Nach Ablauf der Frist wird der Bescheid rechtskräftig und ein verspäteter Einspruch ist nicht mehr möglich.

Legst du Einspruch ein, wird entweder das Verfahren eingestellt oder landet bei dem zuständigen Amtsgericht. Via Beschluss oder Hauptverhandlung wird dann über Strafen oder Freispruch verhandelt. Als Grundlage dienen hier die Beweismittel der Geschwindigkeitsmessung und Zeugen.

Lohnt sich ein Einspruch?

Ganz pauschalisieren können wir diese Antwort nicht. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass Einsprüche hohe Erfolgschancen haben und Bußgeldverfahren eingestellt werden. Meistens weil beispielsweise die Technik fehlerhaft war oder das Personal nicht geschult genug war. Bei einem Verwarnungsgeld ist es allgemein ratsam zu überlegen, ob sich der ganze Aufwand lohnt. Sind wir im Bereich Bußgelder, Punkte oder sogar Fahrverbote, solltest du einen Anwalt für Verkehrsrecht aufsuchen und dich beraten lassen. Mit einer Rechtsschutzversicherung, die Verkehrsrecht inkludiert, fallen auch keine hohen Kosten für dich an.

Wir wünschen frohes Fahren! Aber Achtung: nicht zu schnell!

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Wir behalten deine Daten für uns, versprochen.

Zuletzt aktualisiert am: 23.02.2023

Autor des Beitrags

Anja
Expertin für Verkehrsrechtsschutz