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Krankenversicherung für Selbstständige GKV oder PKV

Medizinische Versorgung im Fokus.

  • PKV-Leistungen besser als GKV-Leistungen
  • Für Gutverdienende PKV oft günstiger
  • Clever bei Tarifwahl vorgehen

Krankenversicherung für Selbstständige: Privat oder besser gesetzlich?

Selbstständige haben bei ihrer Krankenversicherung die Wahl: Sie können sich (freiwillig) gesetzlich oder privat versichern. Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile, betont die Stiftung Warentest. Entscheidend für die Absicherung ist unter anderem, wie es um die Gesundheit des Existenzgründers steht und ob er sich bald Kinder wünscht.

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Inhaltsverzeichnis: Immer gut zu wissen

Private Krankenversicherung für Selbstständige: Voraussetzungen

Bei der Krankenversicherung können sich die meisten Freiberufler und Selbstständige zwischen einem privaten und gesetzlichen Krankenversicherungsschutz entscheiden. Während Arbeitnehmer beziehungsweise Angestellte mit ihrem Einkommen erst die sogenannte Versicherungspflichtgrenze überschreiten müssen, um in die private Krankenversicherung (PKV) wechseln zu können, gilt diese Voraussetzung für Existenzgründer, Unternehmer und Co. nicht. Sie können sich unabhängig vom Einkommen privat krankenversichern.

Wichtig:

Nur für die private Krankenversicherung brauchen Selbstständige keine Bedingungen zu erfüllen. Um freiwillig versichertes Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu werden, müssen sie vor Beginn ihrer Selbstständigkeit schon einmal gesetzlich krankenversichert gewesen sein – entweder durchgängig in den vergangenen zwölf Monaten oder für 24 Monate in den vergangenen fünf Jahren.

Krankenversicherung für Selbstständige: Was kostet die PKV, was kostet die GKV?

Selbstständige und Freiberufler zahlen als freiwillig gesetzlich Versicherte ihre Beiträge komplett selbst. Denn es gibt keinen Arbeitgeber, der wie bei Arbeitnehmern die Hälfte der Kosten übernimmt. Abhängig davon, ob Selbstständige Anspruch auf Krankengeld haben möchten, liegt die Höhe des Beitragssatzes bei 14 oder 14,6 Prozent des Einkommens. Hinzu kommt der kassenindividuelle Zusatzbeitrag.

Beträgt dieser zum Beispiel 1,6 Prozent, zahlen Selbstständige mit hohem Verdienst knapp 808 Euro pro Monat (Verdienst über 4.987,50 Euro brutto monatlich, mit Krankengeld, Stand 2023). Hinzu kommen 152 Euro bis 170 Euro für die gesetzliche Pflegeversicherung.

Verdienen Selbstständige weniger, reduziert sich der Krankenkassenbeitrag – jedoch nur bis zu einer gewissen Höhe. Gesetzlich ist ein monatliches Mindesteinkommen von derzeit 1.131,67 Euro brutto festgelegt. Fällt das Einkommen geringer aus, müssen Selbstständige dennoch den Beitrag zahlen, der sich aus dieser Untergrenze ergibt. Sie müssen daher jeden Monat mindestens 165 Euro plus Zusatzbeitrag und Pflegeversicherung einplanen – selbst wenn sie nur 900 Euro verdienen.

Tipp:

Existenzgründer, die am Anfang ihrer Selbstständigkeit mit wenigen Einnahmen rechnen, sollten prüfen, ob sie sich familienversichern können. Zudem können sie sich erkundigen, ob sie staatliche Förderungen etwa über das Jobcenter erhalten.

Kosten der Krankenversicherung für Selbstständige im Überblick
  • GKV-Maximalbeitrag (mit Krankengeld und Pflegeversicherung, ohne Zusatzbeitrag) - 897,76 Euro
  • PKV-Beitrag (mit Topleistungen, Krankentagegeld und Pflegeversicherung) - 560 Euro

Für die PKV-Kosten wurde ein Tarif herangezogen, der beim aktuellen private Krankenversicherung Test des Wirtschaftsmagazins Focus-Money mit hervorragend bewertet wurde.

Zum Vergleich: Gesetzlich versicherte Selbstständige zahlen einen Beitrag von 600 Euro für die Pflege- und Krankenversicherung, wenn sie monatlich 3.333 Euro verdienen. Damit sichern sie sich jedoch kein annähernd so gutes Leistungsniveau wie in der privaten Krankenversicherung.

Welche Kosten Selbstständige für die PKV konkret einplanen müssen, erfahren sie mit einem unverbindlichen Angebot zur privaten Krankenversicherung.

Tipp:

Viele Krankenversicherer belohnen ihre Kunden mit Beitragsrückerstattungen. Dies ist der Fall, wenn sie innerhalb eines Jahres keine Rechnungen eingereicht haben. Junge, gesunde Interessierte sollten sich daher explizit nach Tarifen mit Beitragsrückerstattung erkundigen.

Krankenversicherung für Selbstständige im Test

Egal ob gesetzlich oder privat – bei der Wahl der Krankenversicherung sollten Selbstständige auch einen Blick auf Testergebnisse werfen.

Welche gesetzliche Krankenkasse sehr gut sind, hat das Wirtschaftsmagazin Focus-Money zusammen mit dem Deutschen Finanz-Service Institut im Juni 2022 ermittelt. Dabei haben die Tester unter anderem die Kriterien Zusatzleistungen, individuelle Gesundheitsförderung, alternative Medizin, Bonusprogramme und zahnmedizinische Versorgung beachtet.

Tipp:

Viele der Top-Kassen bieten Extraleistungen wie Reiseschutzimpfungen, alternative Medizin oder Prämien für gesundheitsbewusstes Verhalten. Bei so vielen Möglichkeiten sollten Selbstständige im Vorfeld festlegen, was ihre Kasse unbedingt bieten sollte. Im Anschluss finden sie mit dem Vergleichsrechner eine Krankenversicherung mit einem ausgewogenen Preis-Leistungs-Verhältnis.

Welche private Krankenversicherung für Selbstständige sehr gut ist, zeigt eine Untersuchung des Handelsblatts zusammen mit der Ratingagentur Franke und Bornberg im Mai 2022. Hierfür wurde eine Reihe von Tarifen überprüft, die ein sehr hohes Leistungsniveau anbieten. Dabei flossen die Kosten für einen 35-jährigen Interessenten zu 30 Prozent, die Finanzstärke des Versicherers zu 20 Prozent und die Tarifleistungen zu 50 Prozent ins Ergebnis.

Sieben Versicherungen sind für Selbstständige sehr gut. Die Top 5 besteht aus:

Versicherung und TarifMonatsbeitrag
Arag „MedBest“560 Euro
Hallesche „NK.Select XL Bonus, URZ“642 Euro
Continentale „Premium, SP1“548 Euro
Bayerische Beamten­krankenkasse und UKV„GesundheitsVario, AmbulantPlus, KlinikPlus, ZahnPlus“625 Euro
Deutscher Ring/Signal Iduna „Comfort+, PIT“
R+V „Agil premium“
689 Euro
700 Euro

Die Tabelle verdeutlicht, wie hoch die Kostenunterschiede bei vergleichbarem Leistungsumfang in der PKV sind.

Aktuelles zur PKV

Welche Vorteile hat die private Krankenversicherung für Selbstständige im Vergleich zur gesetzlichen?

Die private Krankenversicherung bietet Selbstständigen einige Vorzüge:

Außerdem überzeugt die private Krankenversicherung in diesen Punkten:

  • Medikamente: In der PKV sind keine Zuzahlungen bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln fällig.
  • Leistungsgarantie: Private Krankenversicherer dürfen einmal vereinbarte Leistungen nicht kürzen. In der gesetzlichen Krankenversicherung ist dies dagegen möglich. So fielen die Leistungen beim Zahnarzt in der Vergangenheit noch besser aus.

Wer als Selbstständiger in die PKV wechseln will, sollte sich aber auch mit Kritikpunkten auseinandersetzen. So wird nicht selten bemängelt, dass Privatpatienten überbehandelt werden.

Liegen darüber hinaus Vorerkrankungen vor, kann der Versicherer Interessierte ablehnen. Ihre körperliche und geistige Fitness werden im Rahmen einer Gesundheitsprüfung abgefragt. Hier ist es ratsam, zunächst über einen Versicherungsexperten eine anonymisierte Anfrage zu stellen, sodass eine etwaige Ablehnung nicht zu Antragsproblemen bei anderen Anbietern führt.

PKV-Vorteile und Nachteile für Selbstständige auf einen Blick

ErstattungPKVGKV
Keine Zuzahlung bei verschreibungs­pflichtigen Medikamenten
Ein-/Zweibett­zimmer im Krankenhaus
Behandlung durch den Chefarzt
Hohe Erstattung bei Zahnersatz
Weltweiter Versicherungs­schutz
Keine Leistungs­kürzungen
Keine Beitrags­erhöhung bei Einkommensplus
Kostenlose Mitversicherung der Kinder
Unkomplizierter Wechsel nach dem 55. Lebensjahr
Aufnahme ohne Gesundheits­prüfung
Anbieter nimmt jeden Antragsteller auf
Angebot anfordern Kassen vergleichen

Welche Leistungen sind für Selbständige in der privaten Krankenversicherung wichtig?

Damit privat versicherte Selbstständige umfassend abgesichert sind, sollten sie unter anderem diese Leistungen vereinbaren:

  • Ambulante Leistungen: Arzthonorare bis zum 3,5-fachen Satz der Gebührenordnung der Ärzte (GOÄ)
  • Vorsorgeuntersuchungen
  • Transportkosten für Krankenwagen
  • Übernahme der Kosten für Brillen und für weitere Hilfsmittel: Mindestens 75 Prozent
  • Alternative Heilmethoden
  • Zahnersatzleistungen: Mindestens 65 Prozent
  • Zahnbehandlung: Mindestens 90 Prozent
  • Implantate
  • Unterbringung im Krankenhaus: Mindestens Zweibettzimmer
  • Medikamente
  • Psychotherapie (ambulant wie stationär)
  • Heilmittel
  • Kurkosten

Tipp:

Ein hoher Leistungsumfang hat seinen Preis. Um diesen zu optimieren, können Interessierte einen Selbstbehalt beziehungsweise eine Selbstbeteiligung vereinbaren.

Krankentagegeld unbedingt vereinbaren

Selbstständige sollten mit ihrer privaten Krankenversicherung ein Krankentagegeld vereinbaren. Andernfalls können sie den Verdienstausfall bei Krankheit nicht ausgleichen, was insbesondere kritisch wird, wenn sich die gesundheitlichen Probleme über einen längeren Zeitraum hinziehen. Alternativ ist der Abschluss einer separaten Krankentagegeld­versicherung empfehlenswert.

Kostenentwicklung für Selbstständige in der PKV

In der privaten Krankenversicherung bleiben die Beiträge meist über mehrere Jahre stabil, ehe die Versicherer eine spürbare Anpassung vornehmen. Dies wird medial häufig mit Schlagzeilen wie „Beitragsschock“ begleitet. Dabei ist dieser Anpassungsrhythmus gesetzlich geregelt. Erst wenn gewisse Schwellenwerte überschritten werden, dürfen die Anbieter die Prämien neu kalkulieren – und müssen dann alle Faktoren berücksichtigen.

Den Anbietern wären zeitnahe Reaktionen auf zunehmende Ausgaben im Gesundheitssektor lieber, etwa aufgrund des technischen Fortschritts und der medizinischen Weiterentwicklung – wie in der gesetzlichen Krankenversicherung. Doch bisher ist keine Gesetzesanpassung in Sicht.

Im 10-Jahres-Vergleich ist die Kostenentwicklung für Selbstständige in der privaten und in der gesetzlichen Krankenversicherung ähnlich. Zwar hat sich der Grundbeitrag für die Krankenkasse seit Jahren nicht geändert. Dafür bewegen sich die Zusatzbeiträge schrittweise nach oben. Wesentlich stärker ins Gewicht fällt die stetige Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze (BBG). Sie gibt an, bis zu welchem Einkommen der Krankenkassenbeitrag berechnet wird.

  • BBG 2013 - 47.250 Euro
  • BBG 2023 - 59.850 Euro

Gutverdiener müssen durch die steigende Beitragsbemessungs­grenze regelmäßig eine Beitragserhöhung hinnehmen, ohne dass sich Leistungen verbessern. Laut PKV-Verband haben sich die GKV-Kosten zwischen 2013 und 2023 um 3,4 Prozent pro Jahr erhöht, in der privaten Krankenversicherung um 2,8 Prozent.

Mit zunehmendem Alter steigt der Beitrag für die private Krankenversicherung, da die ärztlichen Behandlungen zunehmen. Über Altersrückstellungen, die jeder Versicherter seit Beginn seiner PKV-Mitgliedschaft monatlich zahlt, federn die Versicherungsunternehmen die altersbedingten Kostensteigerungen jedoch ab.

Wenn der Beitrag dennoch zu hoch ist, haben Selbstständige unter anderem diese drei Optionen:

  1. Selbstbehalt/Selbst­beteiligung erhöhen
  2. Internen Tarifwechsel prüfen
  3. Wechsel in den Basistarif. Hier ist der Höchstbeitrag auf den maximalen Krankenkassenbeitrag gedeckelt.

Können Selbstständige ihre private Krankenversicherung von der Steuer absetzen?

Selbstständige und Freiberufler können die Kosten für ihre private Krankenversicherung in der Steuererklärung unter den Sonderausgaben absetzen. Dabei berücksichtigt das Finanzamt pro Jahr 2.800 Euro.

Privat Versicherte können allerdings nur den Beitrag absetzen, der auf den Basisschutz entfällt – also für den Versicherungsschutz, der mit den gesetzlichen Leistungen vergleichbar ist. Die Versicherungsunternehmen schlüsseln dafür jährlich für ihre Kunden auf, welcher Beitrag steuerrelevant ist und verschicken ein entsprechendes Schreiben für die Steuerbescheinigung an sie.

Wichtig:

Haben Selbstständige eine Beitragsrückerstattung erhalten, müssen sie diese in der Steuererklärung angeben. Sie wird von den angegebenen Sonderausgaben abgezogen.

Private Krankenversicherung für Selbstständige oder doch besser GKV?

Die Wahl der richtigen Krankenversicherung für Selbstständige hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wer sich beispielsweise bald Kinder wünscht, ist in der gesetzlichen Krankenversicherung aus finanzieller Sicht oftmals besser aufgehoben. Dort sind Kinder beitragsfrei über die Familienversicherung mitversichert. In der privaten Krankenversicherung ist der Nachwuchs hingegen extra zu versichern. Allerdings bieten die PKV-Versicherer günstige Tarife für Kinder an.

In der GKV gibt es darüber hinaus keine Gesundheitsprüfung. Selbstständige werden unabhängig von ihrem Gesundheitszustand versichert und müssen keine Risikozuschläge aufgrund ihrer gegebenenfalls eingeschränkten gesundheitlichen Verfassung zahlen wie in der PKV.

Tipp:

Wer sich erst gesetzlich krankenversichert und feststellt, dass die Leistungen nicht den persönlichen Wünschen und Anforderungen an eine gute Krankenversicherung entsprechen, kann noch immer in die PKV wechseln, rät die Stiftung Warentest.

Wann ist die Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung als Selbstständiger möglich?

Wollen Selbstständige zurück in die GKV, müssen sie bei der privaten Krankenversicherung beachten, dass sich der Wechsel schwierig gestalten kann. Wechselwillige müssen vor dem 55. Lebensjahr ihre Selbstständigkeit aufgeben und eine versicherungspflichtige Anstellung finden, bei der das Gehalt unter der Versicherungspflichtgrenze liegt. 2022 beträgt der auch als Jahresarbeitsentgeltgrenze bekannte Wert 5.362,50 Euro monatlich.

Dennoch stellt die Wahl der privaten Krankenversicherung für viele Selbstständige die richtige Entscheidung dar, da insbesondere bei Singles und Gutverdienern die Beiträge im Vergleich zur gesetzlichen Absicherung niedrig ausfallen.

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