Fliesenleger bei der Arbeit
Anja Schlicht

Redaktionsleitung

45 Jahre Arbeiten sind aktuell 1.543 Euro monatliche Rente wert

Durchschnittlich 1.543 Euro im Monat erhalten Personen, die auf mindestens 45 Beitragsjahren in der gesetzlichen Rentenversicherung kommen. Für Dietmar Bartsch (Die Linke) ist dieser Betrag ein Armutszeugnis. Er fordert ein sofortiges Gegenlenken der Regierung mit einer zehnprozentigen Rentenerhöhung.

  • Rund 1.500 Euro bekamen Rentner im Schnitt im letzten Jahr, die die sogenannte Rente für besonders langjährig Versicherte beziehen.
  • Aus Sicht der Linken sollte die Rente jedoch auf einem Niveau liegen, womit sich der erarbeitete Lebensabend absichern lässt.
  • Die Bundesregierung müsse daher gegensteuern, etwa indem alle Erwerbstätigen in die Rentenkasse einzahlen.

Personen, die Anspruch auf die Rente nach 45 Jahren haben, sind früh ins Erwerbsleben gestartet und haben jahrzehntelang Rentenbeiträge gezahlt. Im Schnitt sind diese Ansprüche im Ruhestand 1.543 Euro Rente monatlich wert – zumindest für das Jahr 2022. Dies geht aus einer Anfrage an die Bundesregierung von Dietmar Bartsch, Bundestags-Fraktionschef der Linken, hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt.

Zum Vergleich: 2021 lag der durchschnittliche Rentenzahlbetrag für alle Altersrenten laut Deutscher Rentenversicherung bei 933 Euro monatlich.

Aufgeschlüsselt nach Männern und Frauen zeigen sich große Unterschiede. Frauen bekommen im Schnitt 1.323 Euro Rente im Monat, Männer 1.637 Euro. Neben dieser Gender Pension Gap sind zudem Unterschiede zwischen den neuen und alten Bundesländern zu beobachten. Im Osten erhalten Senioren nach 45 Jahren eine Rente von 1.403 Euro, im Westen sind es 1.605 Euro.

Die Linke: Mehr Rente und mehr Beitragszahler in die Rentenkasse

Für Bartsch sind die Zahlen „eine beschämende Bilanz der Rentenpolitik der letzten zwei Jahrzehnte.“ Er fordert: „Wer jahrzehntelang eingezahlt hat, muss eine gute Rente erhalten, die den erarbeiteten Lebensstandard sichert.“ Dafür sollte die Regierung in diesem Jahr eine außerordentliche Rentenerhöhung von zehn Prozent als Inflationsausgleich umsetzen.

Außerdem sollten aus seiner Perspektive alle Erwerbstätigen in die Rentenkasse einzahlen: Abgeordnete, Minister, Beamte und Selbstständige. Für die letztgenannte Berufsgruppe gibt es seit Jahren Bestrebungen, für sie eine verpflichtende private Altersvorsorge einführen zu wollen. Zuletzt wurde im Koalitionsvertrag vereinbart, dass Selbstständige entweder in die gesetzliche Rentenversicherung oder in eine private Altersvorsorge einzahlen müssen. Die Umsetzung dieser Absichtserklärung steht noch aus.

Experten weisen darauf hin, dass die Einbeziehung weiterer Erwerbstätiger nur eine temporäre Entlastung der Rentenkasse bedeutet. Kurzfristig hätte die Rentenversicherung durch die zusätzlichen Einzahler mehr Geld zur Verfügung. Langfristig ist dies jedoch keine Lösung, da die neuen Einzahler später zu Rentenempfänger werden.

Lindner bezeichnet Rente mit 63 als Stilllegungsprämie

Die Rente nach 45 Jahren wird oft auch als Rente für besonders langjährig Versicherte beziehungsweise als Rente mit 63 bezeichnet. Personen mit entsprechend vielen Beitragsjahren können vor dem regulären Rentenbeginn in Rente gehen – ohne Abschläge.

Finanzminister Christian Lindner (FDP) hadert allerdings mit dieser Rentenform. Gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte er, dass Deutschland mit Blick auf den Fachkräftemangel besser Anreize schaffen sollte, „damit Menschen länger arbeiten wollen – anstatt die Rente mit 63 zu finanzieren. Die ist eine Stilllegungsprämie für qualifizierte Beschäftigte.“

Regierung will Rentenniveau stabil halten

Trotz der Bemühungen, die Finanzen der Rentenkasse etwa mit der sogenannten Aktienrente zu stabilisieren, wird die gesetzliche Rente auch in Zukunft nur einen Teil der eigenen Altersvorsorgestrategie sein. Ohne zusätzliche Bemühungen müssen Rentner im Alter Abstriche hinnehmen. Das zeigt das Rentenniveau: Nach 45 Beitragsjahren mit durchschnittlichem Einkommen bekommt der sogenannte Standardrentner nur 48 Prozent des Durchschnittsverdienstes. Das ist weit von den 70 Prozent bis 80 Prozent entfernt, mit denen der Lebensabend als abgesichert gilt.

Tipp: Auch wenn im Ruhestand einige Ausgaben wegfallen, bleibt die private Altersvorsorge unerlässlich, um finanziell sorgenfrei zu leben. Je früher sich Interessierte dabei mit ihren Möglichkeiten beschäftigen, desto mehr Zeit haben sie, um Geld fürs Rentnerleben zurückzulegen.