Berufs­unfähigkeits­versicherung & Psychotherapie: Bekomme ich noch eine Versicherung?

Zunehmender Stress und Leistungsdruck schlagen sich in unserer Gesundheit nieder. Immer mehr Menschen suchen sich Hilfe in einer Psychotherapie. Was für das seelische Wohlbefinden gut ist, kann sich als Nachteil erweisen, wenn es um die Berufsunfähigkeits­versicherung (BU) geht.

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Berufsunfähigkeits­versicherung trotz Psychotherapie: Wie können Sie sich versichern?

Jedes Jahr leiden fast 18 Millionen Erwachsene in Deutschland an einer psychischen Erkrankung. Laut Etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung sucht jährlich einen Psychotherapeuten oder einen Psychiater auf. Ein großer Teil dieser Patienten such Hilfe wegen Depressionen oder Angststörungen.

Interessanterweise gehören diese Leiden auch zu den häufigsten Ursachen, weshalb Menschen schon vor dem Rentenalter aus dem Berufsleben ausfallen.

  • Burnout und Depression gehören mittlerweile zu den Hauptursachen für Berufsunfähigkeit.
  • Ob eine Psychotherapie ein Ablehnungsgrund für einen Vertrag ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Die Versicherer schätzen das Risiko nach Einzelfall ein.
  • Eine anonyme Risikovoranfrage hilft, die Chancen auf einen BU-Vertrag auszuloten.

Auch wenn die eigene Krankengeschichte eine psychotherapeutische Behandlung aufweist, ist es nicht unmöglich, eine BU zu erhalten – so viel sei schon vorweg genommen. Doch dieser Versicherungsschutz kann entweder viel kosten oder eingeschränkt sein. Was es dabei genau zu beachten gibt und welche Hilfe Interessierte in Anspruch nehmen können, erklärt dieser Ratgeber.

Dieser Ratgeber gibt Antworten auf folgende Fragen:

Berufsunfähigkeits­versicherung trotz Psychotherapie: Geht das überhaupt?

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine der wichtigsten privaten Absicherungen. Sie wird jedem dringend ans Herz gelegt, der von dem monatlichen Einkommen aus der Berufstätigkeit lebt. Sollte eine Person aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage sein, in ihrem aktuellen Job zu arbeiten, bietet die BU mit einer monatlichen Rente eine wichtige finanzielle Sicherheit. Die Police versichert sozusagen die eigene Arbeitskraft.

Statistiken zufolge haben seelische Leiden wie Depression oder Burnout den körperlichen Krankheiten als Gründe für Berufsunfähigkeit mittlerweile den Rang abgelaufen. So wird durchschnittlich jede dritte Berufsunfähigkeit durch Nervenerkrankungen verursacht.

Das bedeutet aber auch, dass Menschen, die eine BU abschließen wollen und die psychotherapeutische Hilfe gesucht haben, aus Sicht der Versicherer ein Risiko mitbringen.

Wie bewerten die Versicherer eine Psychotherapie?

Im Rahmen der Gesundheitsprüfung machen sich die Anbieter ein Bild von der Krankengeschichte des Versicherungsnehmers. Eine Psychotherapie kann sich indiesem Zusammenhang als Stolperstein erweisen.

Über die Gesundheitsfragen will die Versicherung beispielsweise wissen, ob innerhalb der letzten zehn Jahre eine Behandlung bei einem Psychologen oder einem Psychotherapeuten stattfand. Ist die Antwort „Ja“, muss der Versicherte weitere Angaben machen.

Wie die Versicherer die Psychotherapie und die psychische Vorerkrankung bewerten, hängt vom Einzelfall ab. So spielt der Grund für die Behandlung eine Rolle. Hat jemand eine Therapie gebraucht, weil ein Elternteil unerwartet verstorben ist, dann können die Anbieter dies anders bewerten als eine Psychotherapie wegen andauernder Depression. Auch die Behandlungsdauer oder das Ende der Therapie spielen eine Rolle.

Hinzu kommt, dass die Versicherer die Angaben jeweils anders bewerten. Daher lohnt es sich, mehrere Angebote einzuholen und zu vergleichen. Ein erfahrener Versicherungsberater übernimmt diese Anfragen für Interessierte.

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Die untenstehende Übersicht zeigt beispielhaft, welche Rolle eine Psychotherapie für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung spielen kann.

BU-Vertrags­abschlussVor der Psycho­therapieWährend der Psycho­therapieNach der Psycho­therapie
SituationTermin für Behandlung steht festMitten in der BehandlungTherapie liegt einige Jahre zurück
Berufs­unfähigkeits­risiko nach Einschätzung der Versicherer Eher hochSehr hochMäßig
Chance auf einen Versicherungs­vertragGeringSehr GeringGroß
Anpassungen beim Versicherungs­schutzWahrschein­lich mit Risikozuschlag oder Ausschluss­klauselnWahrschein­lich Ablehnung oder Ausschluss­klauselnWahrschein­lich zu gewünschten Bedingungen

Wann ist eine Psychotherapie verjährt?

Im Allgemeinen lässt sich festhalten: Je länger die Psychotherapie zurückliegt, desto besser sind die Chancen, dass der Antragsteller eine BU-Versicherung erhält. In der Regel fragen die Versicherer den Zeitraum der vergangenen fünf bis zehn Jahre ab. Psychotherapien, die länger zurückliegen als der Abfragezeitraum, gelten als verjährt. Sie müssen im Antrag nicht mehr angegeben werden.

Zahlt die Berufsunfähigkeits­versicherung, wenn eine Psychotherapie stattfindet?

Die Versicherung zahlt die vereinbarte BU-Rente aus, wenn die folgenden Voraussetzungen für eine Berufsunfähigkeit gegeben sind:

  • Die Berufsunfähigkeit weist einen Grad von mindestens 50 Prozent auf.
  • Die Erkrankung besteht über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten.
  • Ein Arzt bestätigt die Diagnose und prognostiziert, dass die Gesundheitsprobleme in nächster Zeit nicht besser werden.

Eine begonnene Psychotherapie ändert nichts an diesen Grundbedingungen.

Sicher ist sicher: Vertragsbedingungen prüfen

Aufgrund der individuellen Bewertung der Gesundheitsfragen sollten Versicherte bei Unklarheiten noch einmal ihre Vertragsunterlagen nach Leistungsausschlüssen prüfen.

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt bei psychischen Krankheiten,

  • wenn der Versicherte die Versicherung zu einem Zeitpunkt abgeschlossen hat, als die Erkrankung, die mit der Psychotherapie behandelt wird, noch nicht vorhanden war.
  • wenn bei Versicherungsabschluss keine Leistungsausschlüsse von psychischen Krankheiten vereinbart wurden.

Wer bei Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung kerngesund ist, bringt die beste Voraussetzung für einen optimalen Schutz mit.

Tipp:

Wichtig ist auch, dass der Versicherungsvertrag den Verzicht auf die abstrakte Verweisung vorsieht. Reichen Betroffene einen Antrag auf BU-Rente ein, darf der Versicherer nicht auf einen anderen, ähnlichen Beruf verweisen. Stattdessen muss er die BU-Rente zahlen, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Mit der Klausel kann es dagegen zu Problemen kommen.

Wie kann ich trotz Psychotherapie eine Berufsunfähigkeits­versicherung abschließen?

Heute ist es nicht selten, dass jemand schon eine Psychotherapie gemacht hat. Das trifft auf alle Altersklassen zu, also auch auf junge Menschen. Denn einerseits steigen die Belastungen im Job und im Alltag und andererseits ist es immer weniger ein Tabu, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn es einem seelisch nicht gut geht.

In Bezug auf eine BU ergibt sich daraus ein Stolperstein. Denn eine solche Therapie schmälert die Chance auf einen Tarif mit uneingeschränkten Leistungen und sehr niedrigen Kosten. Aber ganz unmöglich ist es nicht. Außerdem ist es ein Vorteil, dass die Versicherer die Vorerkrankung oder die Psychotherapie jeweils anders einschätzen.

Die Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV) berichtet in ihrem Report, dass 2021 knapp 16 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland irgendwann einmal in psychologischer oder psychotherapeutischer Behandlung war.

Unverbindlich vorfühlen, was die Versicherer sagen

Eine anonyme Risikovoranfrage erlaubt einen Einblick, wie die Versicherer die Psychotherapie bzw. die psychische Vorerkrankung einschätzen und welche Versicherungsbedingungen sie anbieten. Diese Anfragen können Interessierte allerdings nicht im Alleingang vornehmen. Ein Versicherungsexperte erledigt diese Arbeit für sie. Er kann zudem eine Auswahl treffen und gezielt Anbieter anfragen, die bei Psychotherapie gute Konditionen haben.

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Wie wirkt sich eine Psychotherapie auf den Schutz der BU-Versicherung aus?

Vorerkrankungen und laufende Therapien erhöhen für den Versicherer immer das Risiko, dass der Leistungsfall (also eine Berufsunfähigkeit) eintritt. Er reagiert darauf mit zwei Maßnahmen:

Risikozuschlag: Die Versicherung wird durch Zuschläge teurer.

Leistungs­ausschluss: Der Versicherungs­schutz wird geringer, weil Krankheiten ausgeschlossen sind.

Für Interessenten bedeutet dies, dass der Beitrag für sie höher wird oder dass die Versicherung einen geringeren Berufsunfähigkeitsschutz bietet.

Versicherungsnehmer müssen abschätzen, was sich für sie auszahlt: Mehr Geld ausgeben und dafür einen vollständigen Schutz erhalten, der auch die Berufsunfähigkeit bei psychischen Erkrankungen abdeckt, oder weniger Geld ausgeben und auf die Absicherung einer BU aufgrund von psychischen Krankheiten verzichten.

Welche Rolle spielen psychische Krankheiten als Ursache für Berufsunfähigkeit?

Psychische Krankheiten gelten als Ursache Nummer eins für Berufsunfähigkeit. Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sind rund 29 Prozent der Fälle von Berufsunfähigkeit auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Ursachen wie Krebserkrankungen, Rückenleiden oder Gelenkprobleme belegen die nachfolgenden Plätzen. Tendenziell kommen Krankheiten wie Burnout oder Depression in allen Altersklassen immer häufiger vor.

Welche Krankheiten sind psychisch bedingt?

Zu den psychischen Leiden gehören unter anderem

  • Burnout,
  • Depression,
  • Panikstörungen,
  • Zwangsstörungen,
  • Phobien,
  • bipolare Störungen,
  • posttraumatische Belastungsstörungen,
  • Demenz sowie
  • Psychosen.

Ablehnung vom BU-Versicherer: Welche Alternativen gibt es?

Eine Berufsunfähigkeit ist ein schwerer Einschnitt im Leben. Das regelmäßige Erwerbseinkommen fällt weg, das den gewohnten Lebensstandard sichert. Betroffene müssen also Abstriche machen. Die staatliche Hilfe in Form der Erwerbsminderungsrente reicht bei weitem nicht aus, um über die Runden zu kommen. Daher ist eine private Absicherung wie die Berufsunfähigkeitsversicherung so wichtig.

Erhalten Interessierte jedoch nur Ablehnungen von BU-Versicherern, ist es ratsam, wenn sie sich nach alternativen Versicherungen umschauen. Denn ein abgespeckter Versicherungsschutz ist besser als keiner.

Als gängige Alternativen zur BU gelten unter anderem die Erwerbsunfähigkeitsversicherung, die Grundfähigkeitsversicherung, die Multi-Risk-Versicherung oder die Dread-Disease-Versicherung.

Zahlen diese Versicherungen bei psychischen Erkrankungen?

Die Alternativen bieten im Vergleich zu einer BU zwar nur einen eingeschränkten Berufsunfähigkeitsschutz. Zudem versichern diese Policen häufig körperliche Erkrankungen oder Behinderungen infolge von Unfällen. Einschränkungen infolge seelischer Probleme bleiben in den Vertragsbedingungen leider immer noch häufig außen vor. Nur die Erwerbsunfähigkeitsrente bietet einen solchen Schutz. Bei ihr sind allerdings die Bedingungen, um die Rente zu erhalten deutlich schwieriger zu erfüllen als bei einer BU.

Wer jedoch das angenehme Gefühl haben möchte, im Fall einer Erwerbsunfähigkeit durch Krankheit oder Unfall finanziell abgesichert zu sein, kann in einer der alternativen Versicherungen einen wirkungsvollen Schutz finden.

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